Party, ein Protzen mit getunten Autos und Präsentieren der dicksten Spoiler: Das sind Aktivitäten der Autoposer, über die ein Anwohner, der am Wieselsberg in Villingen lebt, noch hinwegsehen würde. Rainer K. (voller Name der Redaktion bekannt) ist leidgeprüft. Bereits vergangenes Jahr registrierte er, dass die Autoposer mit aufheulenden Motoren und quietschenden Reifen in Richtung Neuer Markt auch Rennen fahren. Das könne für Unbeteiligte schnell lebensgefährlich werden, betonte er in einem Gespräch mit der Redaktion.

Nach seinen Aussagen gehen die Teilnehmer immer ähnlich vor: Von dem Treffpunkt auf dem Aldi-Parkplatz in der Milanstraße fahren sie durch die Wieselsbergstraße. An der Ampel am Stadtausgang geben sie sich ein Zeichen – meistens werde zweimal gehupt –, dann „drücken sie auf das Gas“. Nicht auszuschließen sei, dass der erste Kreisel am Neuen Markt von einem Poser-Auto kurz gesperrt werde, damit die Kollegen freie Fahrt haben. An diesem Kreisel werde jedenfalls gewendet. Dann werde zurück nach Villingen gerast. Nicht vorstellen mag sich Rainer K., wenn ein anderer Verkehrsteilnehmer auf die Strecke geraten sollte.
Solche Rennen habe es laut dem Anwohner bereits vergangenes Jahr, aber auch jetzt am Samstagabend gegeben. Das wiederum konnten die am Einsatz beteiligten Polizeistreifen in dem aktuellen Fall nicht bestätigen, berichtete Polizeisprecher Jörg-Dieter Kluge. Falls es dennoch zu solchen Vorfällen käme, sei „es nicht zu akzeptieren. Wir werden dann einschreiten“. Eine andere Aussage des Anwohners bejahte Kluge dagegen. Polizeistreifen seien an dem besagten Samstag mehrfach in die Milanstraße gerufen worden. Allerdings hatten die Autoposer auf der Zufahrt offensichtlich Fahrzeuge postiert. Immer wenn ein Polizeifahrzeug ausgerückt sei, wurden die Teilnehmer des Autoposer-Treffs vermutlich per Handy gewarnt. Als die Streife dann in der Milanstraße angekommen sei, wurden sie von den Autoposern demonstrativ friedlich empfangen. Als die Polizei den Parkplatz verließ, ging es wieder von vorne los.
Das Problem sei nur durch permanente Kontrollen des eigenen Ordnungsdiensts und der Polizei in den Griff zu bekommen, bekräftigte der Pressesprecher der Stadt Singen, Achim Eickhoff. Singen litt enorm unter der Autoposer- und Tuning-Szene, die noch Zulauf aus der nahen Schweiz erhielt. Zuletzt sei es aber besser geworden. Über Ostern wurde am Hohentwiel zudem eine Allgemeinverfügung erlassen, die Ansammlungen über fünf Fahrzeuge verbot. Ob auch in Villingen-Schwenningen der Kontrolldruck weiter erhöht wird, sei eine Abwägungssache, betonte Polizeisprecher Kluge, denn es finde eine Verdrängung hin zu anderen Orten statt.