Was wird eigentlich aus dem Hotel „Diegner“ auf dem Villinger Hubenloch? Im vergangenen Sommer hat der Gemeinderat überraschend den Kauf der Immobilie vom bisherigen Besitzer beschlossen, um an dieser exklusiven Lage über der historischen Villinger Innenstadt die Gefahr unerwünschter Entwicklungen durch private Investoren zu verhindern.
Als der bisherige Eigentümer bekundete, das Haus aus Altersgründen verkaufen zu wollen, schrillten bei der Stadt die Alarmglocken. Das Schreckgespenst einer schnöden Wohnbebauung oder gar die Ansiedlung eines Rotlichtbetriebs in Bestlage waberte durchs Stadtparlament.
Immobilie gehört inzwischen der Stadt
Um Schlimmes zu verhindern, stimmte eine breite Mehrheit im Rat für den Kauf. Die Kommune stellte dafür aus Rücklagen 1,75 Millionen Euro als Finanzrahmen bereit. Und jetzt? Tatsächlich: Seit dem Kaufbeschluss des Gemeinderates hat sich einiges getan. Die Immobilie ist vom bisherigen Eigentümer Martin Demmel mittlerweile ins Eigentum der Stadt, beziehungsweise der städtischen Wirtschafts- und Tourismus-GmbH (WTVS), übergegangen.

Der Kaufvertrag wurde bereits im vergangenen Oktober notariell fixiert, bestätigt Matthias Jendryschik, der Geschäftsführer der WTVS und Leiter des Stadtmarketings. Er ist jetzt auf der Suche nach einem Investor. „Es ist ein sehr spannendes Areal“, betont. Für das Hotel können sich die Marketing-Experten der Stadt eine attraktive gastronomische Nutzung vorstellen.
Die Vision der Stadt
Auf dem „Diegner“-Gelände, so wird in einem Positionspapier der WTVS formuliert, ließen sich Wellness-Angebote, gehobene Essensangebote mit Panorama-Aussicht auf der einen Seite gut kombinieren mit einer Mischung aus Hotel, Einzelhandel, Arztpraxen und Wohnbereichen auf dem bald freiwerdenden benachbarten Areal der IHK am Romäusring.
Noch ist dies alles Zukunftsmusik. Was es aber bereits gibt: Die WTVS hat einen Pächter gefunden, der das Hotel für eine Übergangszeit führen wird. Es handelt sich um Jochen Demmel, den Sohn des langjährigen Eigentümers des Hotels, Martin Demmel.
Der neue Pächter ist kein Unbekannter
Martin Demmel hatte das Hotel und Restaurant „Diegner“ seit 1991 betrieben und machte das Haus am Rande von Deutschlands höchst gelegenem Rosengarten zu einem Markenzeichen in Villingen. Zunächst betrieb er das Hotel-Restaurant im Tagesgeschäft, die letzten zwölf Jahre als Event-Hotel für Hochzeiten, Feiern und Firmenanlässe aller Art.
Sein Sohn Jochen Demmel ist nun seit dem 1. November 2021 der neue Pächter des Hauses – solange, bis ein potenter Investor gefunden ist, der der Immobilie mit frischem Geld und Ideen zu neuer Blüte verhelfen soll. Der Junior ist ebenfalls aus dem Restaurantfach und betreibt das Landgasthaus „Waldeck“ in Oberkirnach.
Ähnlich wie zuletzt das „Diegner“ unter seinem Vater Martin Demmel hat sich Jochen Demmel im „Waldeck“ auf Event-Gastronomie fokussiert: Hochzeiten, Familienfeiern, Geburtstage sowie Partyservice und Catering. Dieses Konzept soll nun auch im Hotel „Diegner“ fortgesetzt werden. „Das ‚Diegner‘ wird künftig vom Waldeck aus betreut“, berichtet WTVS-Chef Matthias Jendryschik. Allerdings kam diese Nutzung bislang infolge der Corona-Einschränkungen nicht richtig in Schwung.
Stadt gewinnt Zeit
Jendryschik hofft aber, dass sich dies bald ändern wird. Strategisch freut sich der Touristiker doppelt über diese Verpachtung. Zum einen werde das Restaurant mit den größten Raum-Kapazitäten in Villingen weiter genutzt und liege nicht brach. Zum anderen, so fügt er hinzu, „haben wir mit der Verpachtung Zeit gewonnen und können uns in Ruhe einen geeigneten Investoren suchen“.

Das bedeutet: Die Kommune wird das Gebäude und Grundstück, wie vom Gemeinderat beschlossen, an einen Investoren verkaufen, der die Zielsetzung der Stadt am besten umzusetzen in der Lage ist. „Was wir definitiv dort nicht wollen, ist eine Wohnbebauung“, stellt Jendryschik klar. Beim „Diegner“ soll ein neuer, attraktiver Gastronomiebetrieb entstehen.
Erste Investorengespräche laufen
Und diese Investorensuche, so bestätigt der städtische Wirtschafts- und Tourismusförderer, ist bereits angelaufen. Mehr noch: Obwohl es schwierig ist in den aktuellen Pandemiezeiten, Investoren für die Gastronomie zu finden, „gibt es bereits Gespräche mit mehreren Interessenten“. Über deren Erfolgsaussichten sowie Inhalte und Konzepte könne er noch nichts verlauten lassen.
Jendryschik geht davon aus, dass das über 60 Jahre alte Gebäude des „Diegner“ von einem Investor zumindest generalsaniert werden muss. Letztlich liege es am Investor, ob saniert wird oder ein Neubau entsteht. Mit der Zwischenverpachtung an Jochen Demmel habe die Stadt nun die nötige Zeit gewonnen, um mit einem Investor in Ruhe eine geeignete Nachnutzung zu realisieren.