Nur einige Mitglieder aus der CDU-Fraktion sehen keine Notwendigkeit, dass die Stadt 1,75 Millionen Euro ausgibt, um das ehemalige Hotel und Restaurant, das sich in exponierter Lage über Villingen in der Grünanlage auf dem Hubenloch befindet, aufzukaufen.
CDU zurückhaltend
Auch die CDU sei dafür, dass die Stadt in dieser besonderen Lage keine unerwünschten Entwicklungen wie beispielsweise eine reine Wohnbebauung zulasse, betonte Fraktionssprecher Klaus Martin. Doch dafür müsse man die Immobilie doch nicht gleich kaufen, so Martin. Dieses Ziel könne die Stadt auch über Festlegungen in einem Bebauungsplan erreichen. Wenn der Gemeinderat nächste Woche über den Kauf entscheide, müsse die Stadtverwaltung schon deutlich machen, warum eine planerische Absicherung von städtebaulichen Zielen für das „Diegner“ nicht ausreiche, forderte Martin.
Anders betrachet der Fraktionssprecher der Grünen, Joachim von Mirbach, die Sachlage. Die Stadt dürfe das Hotel Diegner, das dank seiner exclusiven Lage über Villingen dominiere, nicht dem freien Immobilienmarkt überlassen. Die Kommune müsse „die Hand drauf haben“, damit dort nichts Unerwünschtes gebaut werde.
Beispiel Junghansvilla
Joachim von Mirbach erinnerte daran, dass die Stadt in den 90-er Jahren aus dem gleichen Grund die markante Junghansvilla im Warenbachteil gekauft habe. Dort hätten bereits Rotlichtbetriebe riesige Summen geboten, um das bauliche Kleinod für ihre Zwecke zu erwerben. Dank der Intervention der Stadt sei darin ein Start-up-Unternehmen untergebracht worden.
Auch das Diegner wäre für die Rotlichtbranche vermutlich ein begehrtes Objekt, mutmaßt der Stadtrat. Daher sollte die Stadt sich diese Immobilie sichern. Von Mirbach stellte aber auch klar: „Hier geht es nur um einen Zwischenerwerb durch die Stadt.“ Die Immobilie soll also wieder an einen privaten Investor verkauft werden, wenn eine geeignete Nutzung gefunden sei.

Kritisch ging der Grünen-Sprecher mit der städtischen Wirtschafts- und Tourismusgesellschaft ins Gericht, die vorgeschlagen hatte, an dieser Stelle in Verbindung mit dem bald freiwerdenden IHK-Gelände am Romäusring einen touristischen Leuchtturm für Villingen zu planen. In der Sitzungsvorlage heißt es dazu: „Gerade die Kombination mit dem vorhandenen Kultur-Angebot im Theater am Ring, dem gemischtgenutzten ehemaligen IHK-Gelände und der gehobenen Gastronomie im Hotel Diegner ließe sich als Nukleus einer Kulturachse mit Einladung in die historische Villinger Innenstadt generieren und bewerben.“
Übertriebenen Formulierungen
Aus Sicht von Mirbachs würden mit solchen Schlagworten überhöhte Erwartungen in der Bevölkerung geweckt. Es gehe für die Stadt nur um einen Zwischenerwerb des Diegners, nicht „um den großen touristischen Wurf“. Er empfahl Wirtschafts- und Tourismusförderer Matthias Jendryschik, sich lieber um den Ausbau eines Wohnmobilstellplatzes auf der Villinger Brigachinsel zu kümmern. Wohnmobile boomten, aber die Stadt habe hier bisher nichts anzubieten. Dies zu ändern würde der Stadt touristisch mehr helfen als Planungen „im Wolkenkuckucksheim“.
Am Ende stimmte Stadträte für den Kauf des Hotels durch die Stadt, drei enthielten sich, ein Ratsmitglied stimmte dagegen. Das letzte Wort über den Kauf spricht am nächsten Mittwoch der Gemeinderat.