Riza Pekesen blickt mit Entsetzen auf das Haus, in dem er 14 Jahre lang seinen „MP-Club“, eine Lounge und Cocktailbar, betrieben hat. Von der Villinger Gerberstraße aus sieht das Haus noch einigermaßen intakt aus, doch beim Gang um das Gebäude offenbart sich für ihn das ganze Ausmaß der Brandkatastrophe.
„Da ist nichts mehr zu machen“, sagt er und winkt ab. Noch darf er seine Bar nicht betreten – zu groß ist die Gefahr. Die Polizei hat die Gebäude gesperrt – wohl noch bis Dienstag, 17. Juni, weil sie der Brandursache auf die Spur kommen muss.

Der Anruf der Mitarbeiterin
Zum Zeitpunkt, als der Brand am Samstagabend, 14. Juni, ausbricht, ist die Bar geöffnet, wie er berichtet. Eine Mitarbeiterin habe Leergut nach hinten bringen wollen, als ihr die Rauchentwicklung auffällt. Sie alarmiert die Feuerwehr, die wenig später eintrifft.
Pekesen selbst macht sich am Samstagabend von Geisingen auf zur Brandstelle. Was ihn dort erwartet, übertrifft seine schlimmsten Befürchtungen: Die ganze Häuserzeile brennt lichterloh, der Schaden ist enorm.
Ein junge Frau unter Schock
Sein Blick geht auch ein Haus weiter, jenes mit der Nummer 54. Dort, so berichtet er, haben fünf Familien gelebt – allesamt Vietnamesen. „Sie haben geweint“, als sie das gesehen haben, sagt er.
Während Pekesen noch spricht, komme eine junge Frau an den Trümmern vorbei. Sie zittert stark und ist in Tränen aufgelöst. Sie ist erst heute zurückgekehrt, hat von dem Brand nichts gewusst und muss nun sehen, dass ihre Bleibe abgebrannt ist.
Oberbürgermeister Jürgen Roth ist zu diesem Zeitpunkt vor Ort. Er tröstet die junge Frau, hält ihre Hand und beruhigt sie etwas.
Wenig später wird sich der Krisenstab der Stadt treffen. Betroffene erhalten eine Telefonnummer, wohin sie sich in den nächsten Tagen wenden können.

Schlimmste Befürchtungen bestätigt
Stark betroffen vom Brand ist auch die Teeladenbesitzern Marga Grießhaber, die am Samstagabend ein Anruf über einen Brand in der Gerberstraße erreicht. Ob ihr Geschäft ein Opfer der Flammen geworden ist, weiß sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Um Klarheit zu bekommen, macht sie sich von zu Hause aus auf dem Weg – und sieht, dass es kaum hätte schlimmer kommen können.

Ein Großaufgebot der Feuerwehr kämpft gegen die Flammen in den betroffenen Gebäuden – in einem Erdgeschoss befindet sich der Teeladen.
„Ich habe den Einsatzkräften nur die Schlüssel überreicht, damit sie schneller reinkommen und ihre Arbeit machen können“, sagt sie. Zusehen wollte sie nicht, auch nicht im Weg stehen. „Dann bin ich gegangen“, erzählt Grießhaber mit leiser Stimme.

Auch am Montag weiß sie noch nicht genau, wie es um ihr Geschäft steht. Wegen des Wasserschadens schwant der Inhaberin aber Schlimmes. Weil Einsturzgefahr droht, bleibt ihr zunächst der Eintritt verwehrt. Am Montagmittag beraten sich noch die Statiker, Stadt Villingen und Kriminalpolizei über die Zustände der Gebäude in der Gerberstraße.
Mitgefühl von Kunden und Partnern rührt zu Tränen
In der Zeit des Wartens fühlt sich Grießhaber machtlos, wie sie zwei Tage nach den Geschehnissen berichtet. „Wie geht‘s nun weiter?“, ist nur eine Frage, die sie aktuell belastet.

Vor fast 19 Jahren erfüllte sich die Villingerin mit dem Teeladen ihren Herzenswusch. Geschenkartikel, Dekoration und Accessoires ergänzen das Sortiment. Kunden, die sie vor kurzem noch bediente, nehmen nun Anteil.
„Sie haben mir Kraft gewünscht und Hilfe beim Ausräumen angeboten. Das zu hören, rührt mich zu Tränen“, sagt Grießhaber. Auch Kolleginnen und Kollegen aus dem Einzelhandel bieten ihr Lagerflächen und Räume für die Zukunft an.
Dankbar für die Hilfe
Dankbar ist die Villingerin auch über die Hilfsbereitschaft seitens aller Einsatzkräfte. „Für ihren unermüdlichen Einsatz bin ich so dankbar. Sie geben ihr Bestes und bemühen sich um die Betroffenen“, sagt Grießhaber.
Ihre Gedanken gelten den anderen Betroffenen, die durch den Brand ihr ganzes Zuhause verloren haben. „Das ist tragischer als nur ein Geschäft zu verlieren. Ich kenne ein paar der Bewohner persönlich – das berührt“, sagt Grießhaber. Sie ist froh, dass kein Mensch bei dem Brand ernsthaft zu Schaden gekommen ist.