Die Diskussion über eine Testpflicht in Kindergärten nimmt nach dem Antrag von 14 Stadträten, diese umgehend einzuführen, an Fahrt auf. Auch die Kinderärztin Gudrun Adams hat sich zu Wort gemeldet, direkt an Oberbürgermeister Jürgen Roth geschrieben und diesen Brief auch öffentlich gemacht. Sie hält angesichts der hohen Inzidenzzahl eine Testpflicht in Kindertagesstätten für angezeigt. „Wir wissen ja auch, dass die englische Mutante zunehmend Infektionen bei jungen Kindern verursacht, teils mit, teils ohne Symptome“, schreibt die Ärztin. Gegenüber dem SÜDKURIER erklärt sie, mit ihrem Brief FWV-Stadtrat Steffen Ettwein unterstützen zu wollen, der den Antrag auf Testpflicht eingebracht hat.
Adams ist allerdings der Meinung, dass die Durchführung der Tests in die Verantwortung der Erzieherinnen zu legen sei. „Ich bin auch sicher, dass viele Eltern dies als sinnvoll akzeptieren. Das Zähneputzen bei Kleinkindern funktioniert in der Kita meist auch besser als zu Hause“, schreibt Adams in ihrem offenen Brief. Dies schließe nicht aus, dass Eltern auf eigenen Wunsch die Tests zu Hause selbst machen können. Wichtig bei beiden Formen des Testens, müssen die Tests allerdings korrekt ausgeführt werden, so Adams. Sie bietet an, vor Ort Erzieherinnen und Eltern in den Notgruppen anzuleiten, Fragen zu beantworten und Ängste zu nehmen. Gudrun Adams bedauert es, dass sie bei dem Pilotprojekt der Stadt nicht angefragt worden ist. Die Stadt baut aber in ihren Testzentren auf die Expertise der Ärztin. Hier fungiert Adams als Beraterin.
Sie ist der Überzeugung, dass es mittlerweile kein Problem mehr sei, nasale Tests mit kurzen Teststäbchen zu bekommen. Sie appelliert eindringlich an das Stadtoberhaupt: „Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren, schon gar nicht bis zur nächsten Gemeinderatssitzung.“ Bei der Stadtverwaltung erklärt man, dass es keine neuen Erkenntnisse zur Testpflicht in Kindertageseinrichtungen gibt. Pressesprecherin Oxana Brunner erklärt, dass man ja mit Gudrun Adams in Kontakt sei, aufgrund ihrer Tätigkeit in den Testzentren.
Der Gesamtelternbeirat der Kindertageseinrichtungen hat sich in dieser Sache noch nicht positioniert, wie Vorsitzender Srdjan Zivkovic auf SÜDKURIER-Anfrage erklärt. „Das ist ein ganz schwieriges Thema“, so Zivkovic und unter den Eltern gäbe es hier völlig unterschiedliche Meinungen. Er persönlich sei der Meinung, dass man jeden Tag testen könne, wenn akzeptable Test vorhanden sind. „Aber klar ist auch, dass viele Fragen offen sind und noch geklärt werden müssen.“
FWV-Stadtrat Steffen Ettwein erläuterte gegenüber dem SÜDKURIER die Gründe, warum er den Antrag auf Testpflicht gestellt habe. „Ich verstehe nicht, warum wir aufgrund der hohen Zahlen nicht handeln, ich will nicht einfach still bleiben.“ Der Antrag sei aus der Not geboren gewesen, weil im Gemeinderat seine Argumente „nicht gehört worden sind“. Rechtliche Bedenken will er nicht gelten lassen. „Die Stadt hat ja schließlich das Hausrecht und wenn mein Kind Durchfall hat, kann ich es auch nicht betreuen lassen.“ Seiner Meinung nach könne es kein Recht auf Betreuung geben, wenn ein dann vorgeschriebener Test verweigert werde.