Die Villinger Narrozunft ging ein Tag auf Reisen. Und zwar nicht nur mit den Ratsherren in Uniform, sondern mit ihren schwergewichtigen Figuren, mit imposanten Häsern und Rollen. Narros, Alt-Villingerin, Trieber und Wuescht fuhren zusammen mit der Stadt- und Bürgerwehrmusik am Samstag, 13. Januar, nach Bad Saulgau. Grund: der Festakt zum 100-Jährigen Bestehen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, kurz VSAN genannt.

Gelungener Auftritt

Im Nachhinein wurden die Narros auch als heimliche Stars des Abends tituliert. Wenn das andere so sehen, freue ihn das erst einmal, sagt Zunftmeister Anselm Säger. Für den Villinger Fastnachtsverein habe sich der Ausflug in drei Reisebussen jedenfalls gelohnt. Es sei ein „sehr gelungener Auftritt“ gewesen, resümiert der Zunftmeister.

Die Narros zusammen mit der Miliz der Historischen Bürgerwehr in Bad Saulgau.
Die Narros zusammen mit der Miliz der Historischen Bürgerwehr in Bad Saulgau. | Bild: Oliver Kienzler

Aber eigentlich sagen die Narros doch, dass sie die Villinger Stadtmauern nicht verlassen. Und jetzt eine Fahrt nach Oberschwaben? Ein Widerspruch also? Nein, betont Säger: „Für Brauchtumsveranstaltungen verlassen wir immer wieder die Villinger Stadtmauern.“ Und um eine solche habe es sich ja gehandelt.

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Ein Gesamtpaket sei es gewesen nach dem Anbringen einer Gedenktafel am früheren Stiftskeller in der Villinger Gerberstraße. Am 7. Januar hatte die Narrozunft zu einem Empfang der Zunftmeister an der Zehntscheuer geladen. Danach kam es zu einem Aufzug zur Gerberstraße.

100 Jahre VSAN mit der Villinger Gründerzunft, die aber nicht mehr Mitglied der Fastnachtsvereinigung ist.
100 Jahre VSAN mit der Villinger Gründerzunft, die aber nicht mehr Mitglied der Fastnachtsvereinigung ist. | Bild: Oliver Kienzler

„Wenn ihr unsere Häser sehen wollt, benötigen wir einen anderen Termin“, hatte Zunftmeister Säger schon bei der Planung gesagt, denn die Figuren sind bei der Straßenfastnacht tatsächlich nur am Fasnetmetig und –zieschtig zu sehen.

Die Wuescht sind natürlich auch dabei.
Die Wuescht sind natürlich auch dabei. | Bild: Oliver Kienzler

Daher präsentierten sich die Villinger beim Festakt in Bad Saulgau, obgleich Villingen seit 1955 nicht mehr Mitglied der VSAN ist. Es gab zwar in den knapp sieben Jahrzehnten gerade vom VSAN-Präsident Roland Wehrle viele Versuche, die Narrozunft zur Rückkehr zu bewegen, doch die Villinger blieben stur.

Gestopft wird natürlich auch, hier mit Wuescht Hans-Jürgen Eschrich.
Gestopft wird natürlich auch, hier mit Wuescht Hans-Jürgen Eschrich. | Bild: Oliver Kienzler

Das hat sich sogar bis zum Ministerpräsidenten und Festredner Winfried Kretschmann herumgesprochen. Er begrüßte die Villinger Abordnung mit den Worten: Ihr seid jetzt 50 Jahre in Vernunftehe mit den Schwenningern zusammen, aber „bei der VSAN ist es doch viel schöner, kommt zurück“.

Das konnte Zunftmeister Anselm Säger natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Danach ging er zum Tisch des Ministerpräsidenten und setzte zur Replik an: Die Narrozunft komme gern zurück, aber „zuvor müssen Sie uns von den Schwenningern trennen.“ Da schwieg der Ministerpräsident und lächelte.

1955 richtige Entscheidung getroffen

Eine Rückkehr wird nicht geschehen, ebenso wenig wie die Narrozunft und die bereits 1953 ausgetretenen Narrenzünfte Rottweil, Elzach und Überlingen zurückkommen werden. Aber der 20-minütige Auftritt habe trotz der Gänsehautmomente und des sehr freundlichen Empfangs durch die VSAN einmal wieder gezeigt, dass „wir 1955 mit unserer Entscheidung richtig lagen“.

Auch Fastnachtsprofessor Werner Mezger erhält ein Sträußchen Stroh.
Auch Fastnachtsprofessor Werner Mezger erhält ein Sträußchen Stroh. | Bild: Oliver Kienzler

Mit Häsern, Schemen, Rollen und dem gesamten Geraffel auf Reisen zu gehen, sei „irrsinnig aufwendig“, betont Säger. „Da konzentrieren wir uns doch auf unsere Fasnet in Villingen.“

Die Trieber sind ebenfalls mit dabei.
Die Trieber sind ebenfalls mit dabei. | Bild: Oliver Kienzler