Die Katzenmusik hat ihren Ball gestrafft – und viel gewonnen. In einer rund zweistündigen Varieté sangen und tanzten sich über 180 Akteure in die Herzen des Publikums. Die Non-Stop-Show auf der Bühne bewährte sich vor prächtig arrangierter Bühnen-Kulisse am Pariser Nachtclub Moulin Rouge. Top Stimmung schon am Freitag und am Samstag zum Schluss stehende Ovationen.
- Benno Kilzers Goldhaube im Rotlicht: Der Stabführer der Jugend-Stadtharmonie schwebte im Altvillingerinnen-Dress förmlich über die Bühne. In seiner Rolle als Rosi, die Tänzerin in Paris werden wollte, gestand er mit Wiener Schal und Goldhaube seinen Liebeskummer, er dachte immer, sein Herz an „Zunftmeister Anselm Säger, den ersten Mann im Städtle“ verloren zu haben. Angesichts eines unverheirateten OB zeigte sich Rosi aber „ganz geflasht“ – „zwei erste Männer im Städtle“, so beschrieb sie ihre Zerrissenheit. Im Moulin Rouge eröffnete sie einer in VS bewanderten Maskenbildnerin, dass zuhause „künftig die Bezeichnung Villingen als Stadtname genüge“, der „Schwexit hat bereits begonnen“, analysierte Rosi und erklärte dies als Brexit-ähnliche Loslösung Schwenningens. Kilzers Gags trafen dann auch den im Saal anwesenden OB Roth. Dieser sei „nicht so sehr ein Alpha-Tier sondern ein Asphalt-Tier“. Und weiter: „Alles asphaltiert der zu, morgens noch Schlaglochpiste, abends Rennpiste. Bedenklich sei nur, dass der OB überall zu gange sei. Er schrecke vor nichts zurück, grüne Oasen wie an der Lorettokapelle, Wiesen im Kurgebiet – nichts sei sicher vor dem Mann.
- Das Herz oder der Likör: Kilzer hatte sich im Liebeskummer nach Paris geflüchtet und träumte von einem Auftritt als Star-Tänzerin. Das Moulin Rouge sei sozusagen die Neue Tonhalle von Paris erklärte er seiner jungen Bühnenbegleiterin Alina Kilzer. Die konterte keck: „Aha – also auch viel zu klein?“ Andere bekannte Villinger stöbern gleichzeitig durch die Stadt der Liebe, etwa die drei Jungfere Evi, Margot und Kiri (Julia Mayer, Andrea Irion und Carmen Heift). Echter Sprachwitz wurde serviert: Kiri fragt Evi, ob es korrekt la Coer oder le Coer (das Herz) heiße. Evi erklärte dazu phonetisch gewitzt, dass es sicher Likör heißen müsse. Das Dreiergespräch gipfelte in einem Erklärungsversuch, was sich wohl hinter den Toren des Nachtclubs verbergen würde – die Mutmaßung lautete: „Des isch so ebbis wie de Jungfereball vu Paris.“

- Rhythmus und Kulisse: Der erste Tanz des Abends kam von den Bambinis. Im Publikum gingen die Herzen auf. viele feuerten ihre Kinder und Enkel auf der Bühne an, die, top choreografiert, loswirbelten. Girly- und Damenballett, die Doppelzentner und die Muskelkater-Gruppe lockerten das Programm immer wieder stimmig auf.
- Meik, Anselm, Dominik und Uli: Auch Villingens Fasnet-Prominenz besuchte Paris. Selina Kohl spielte Glonkimotter Uli Heggen, Patrick Walch kam als Zunftmeister Anselm Säger, Niklas Klein als Hexenmeister Meik Gildner. Marvin Singer robbte zunächst auf Knien als Katzengeneral Dominik Schaaf über die Bühne. Das war Satire pur, um Anselm Säger, den Zunftmeister, noch größer erscheinen zu lassen. Im Saal schmunzelten viele, als der Zunftmeister tönte, beim Fest im Spitalgarten dauere es mit dem Service nur deshalb so lange, weil der Verein so groß sei. Während der Hexenmeister tiefenentspannt Hexengeist kredenzte, frotzelte die Glonkimotter, das Zunftfest finde ja wegen Regens ohnehin nur ab und zu statt und ergänzte dahingezischt: „Schönwetter-Narros.“
- Denkmal auf den Münsterplatz: Patrick Walch zeigte sich als Zunftmeister Säger genervt von den Schwenninger Marktplatz-Aufbauten. Und weiter sein Klamauk: Dem überdimensionalen Uhrenpendel vor dem Schwenninger Rathaus müsse in Villingen etwas entgegen gesetzt werden. Er fordere deshalb „als Pendant einen riesigen Narrosäbel über dem Münsterplatz„. Die Glonkimotter tat die Idee ab – „jetzt ischd er komplett am spinne“ – und meinte, Villingen sei ja schon aufgewertet mit dem neuen Bodenleitsystem auf der Rietstraße. Zu Anselm Säger gewandt ergänzte sie: „Damit findet au blinde Narros den Ausstieg ausm Umzug.“ Der Zunftmeister tat dies als „bleds Gschwätz“ ab. Man sollte lieber für die Glonki einen eigenen Brunnen installieren. Nur die Frage der Brunnenfigur sei zu klären: „En stehender Glonkivatter oder ein liegende Blechtrommler.“ Die Glonkimotter ließ das nicht auf sich sitzen. Der Brunnen mit der Villinger Trachtenträgerin sei ab sofort mit einem Trommlerwieb zu bestücken.
- Die Sänger: Wie immer zum Schluss die Gassenhauer, für viele das Sahnehäubchen beim Ball. Heuer besangen sie den OB und den Haushalt, Tom Streit kokettierte herrlich im Pailletten-Kleid und mit Federboa, Andi Duffner kam als Moulin-Rouge-Koch mit Petersilie hinterm Ohr und Dominik Schaaf erschien als Ober. Auf Villingerisch sangen sie Richtung Rathaus-Chef Roth: „Das bisschen Haushalt, das macht sich von allein, Herr OB„ und zauberten später eine besondere Verstärkung auf die Bühne. Mit den Brigachklampfen (Patrick Beikirch und Manuel Groß) von der Glonkigilde gab es einen schönen Brückenschlag zwischen zwei großen Villinger Fasnetvereinen. Zu Fünft stimmten sie eine Villinger Fasnethymne an: „Egal in welchem Häs: „Hauptsache, du machschd Fasnet.“