Sehnsüchtig erwartet wurde in den vergangenen Tagen eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Freiburg. Eine Villinger Innenstadtbewohnerin hat einen Eilantrag gegen den nächtlichen Teil des Narrentreffens des Katzenmusikvereins gestellt. Nun hat die Freiburger Kammer entschieden und die Klage abgelehnt. Die Villingerin wird den weiteren Rechtsweg nicht begehen, wie sie auf Anfrage versichert. Die Reaktionen:

Was die Klägerin sagt

Die Villinger Klägerin, der wir in diesem besonderen Ausnahmefall Anonymität zugesichert haben, da sie Nachteile befürchtet, falls ihr voller Name bekannt wird, „ist zufrieden, wenn die nächtlichen Lärmwerte eingehalten werden“. Die Stadtverwaltung hat dies in einer Stellungnahme dem Gericht zugesichert und sogar betont, dass vor dem Haus der Klägerin in der Nacht zum 15. Januar Lärmmessungen durchgeführt werden, um beim Überschreiten der Grenzwerte schnell auf den Veranstalter einwirken zu können.

Falls das funktioniere, sei das in Ordnung so. Sie wird keine Beschwerde vor dem Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg einlegen, versichert sie. Auch das Angebot einer Hotelübernachtung, was ihr beispielsweise vom früheren Stadtrat Bertold Ummenhofer gemacht wurde, wird sie ablehnen. Wenn es ab 23 Uhr ruhig werde, „brauche ich das ja jetzt nicht mehr.“

Was die Katzenmusik sagt

Dominik Schaaf, Generalfeldmarschall der Katzenmusik
Dominik Schaaf, Generalfeldmarschall der Katzenmusik | Bild: Sprich, Roland

Dominik Schaaf, Generalfeldmarschall des Katzenmusikvereins, der mit diesem Narrentreffen sein 150-jähriges Jubiläum nachfeiert: „Uns allen fallen ganze Mengen Steine vom Herzen. Ein großes Dank und viel Respekt für die Entscheidung des Freiburger Verwaltungsgerichts.“ Er ergänzt: „Der Richterspruch ist so klar. Das gibt uns Kraft und Mut. Wir ziehen jetzt unser Fest durch. Das ist nun möglich. Wir geben Gas und freuen uns riesig, wenn alle mit uns diesen Samstag und Sonntag gepflegt und fröhlich unser Jubiläum in Villingen feiern!“

Auch Schaaf bietet der Klägerin an, Übernachtungskosten in einem Hotel zu übernehmen. „Das ist uns ein Anliegen. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir nun endlich ins Miteinander kommen könnten“, sagt er an die Adresse der Frau, die um mehr Nachtruhe am Festwochenende bittet. (tri)

Was der VSAN-Präsident sagt

Roland Wehrle, VSAN-Präsident
Roland Wehrle, VSAN-Präsident | Bild: Philipp von Ditfurth

Roland Wehrle, der Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN), freut „sich sehr für die Katzenmusik“. Wehrle, der sich mit einer Stellungnahme an das Gericht wandte, hält die „Entscheidung für sehr vernünftig“. Alles andere wäre im Chaos geendet, weil die Narren ja dafür bekannt seien, Regeln zu verletzen. Hätte das Gericht beispielsweise die Veranstaltung eingeschränkt, wäre es womöglich zum „ungeordneten Narrentreiben“ gekommen.

Es sei nicht nur eine wichtige Entscheidung für die Fastnacht, sondern auch für das bürgerschaftliche Engagement. Die aktiven Mitglieder der Katzenmusik hätten unzählige Stunden für die Vorbereitungen aufgebracht. „Ohne solch eine Veranstaltung wäre das Leben ärmer“, gerade nach der Coronapandemie.

Was die Narrozunft sagt

Anselm Säger, Zunftmeister
Anselm Säger, Zunftmeister | Bild: Narrozunft

Anselm Säger, Zunftmeister des größten Villinger Fastnachtvereins: „Das ist eine extrem wichtige Entscheidung von großer Tragweite.“ Sie betreffe alle Vereine, „wir sitzen alle mit im Boot, weil wir alle irgendwann größere Veranstaltungen organisieren.“ Deswegen freut er sich über die „klaren und eindeutigen Worte des Gerichts“.

Säger denkt auch an Stadtfeste wie „9 am Münster“, das ebenfalls wieder stattfinden soll. Das sei ein klares Signal, dass solche Feste noch in der Innenstadt über die Bühne gehen können. Er selbst wohne seit 50 Jahren in der Brunnenstraße und weiß, was Lärm in den Innenstadtstraßen bedeutet. Aber bei so einer besonderen Sache an einem Wochenende, muss ein Anwohner „halt auch mal das Fenster zumachen“, wenn es ihn störe.

Was die Hexenzunft sagt

Meik Gildner, Zunftmeister Hexenzunft
Meik Gildner, Zunftmeister Hexenzunft | Bild: Rüdiger Fein

Meik Gildner, Vorsitzender: „Einfach nur einen Glückwunsch an die Katzenmusik“. Er wisse, wie viel Vorbereitung in solch einer Veranstaltung steckt. Und er kann sich auch die Enttäuschung der Ehrenamtlichen vorstellen, wenn nicht so gefeiert werden darf wie geplant. Jetzt hoffe er für die Katzenmusik auf ein „volles Städtle und dass das Wetter mitmacht.“ Er freut sich darauf, endlich wieder auf die Fastnacht gehen zu können.

Was die Glonkigilde sagt

Günther Reichenberger, Glonkivatter
Günther Reichenberger, Glonkivatter | Bild: Rüdiger Fein

Günther Reichenberger, Vorsitzender der Glonki-Gilde, findet es „richtig gut, wie das Gericht geurteilt hat“. Er hätte sich eine andere Entscheidung auch kaum vorstellen können. Die Glonki-Gilde ist selbst bei der Bewirtung des Partyzelts engagiert. „Wir haben einfach weitergemacht“, sagt er.

Die Glonki-Gilde sei von einer Entscheidung für das Narrentreffen ausgegangen. Sorgen bereitet ihm nur das Wetter, er hofft auf lange trockene Phasen. Doch das sei das kleinere Problem, das viel größere wäre gewesen, wenn das Narrentreffen eingeschränkt worden wäre.

Was die Stadtverwaltung sagt

Oberbürgermeister Jürgen Roth
Oberbürgermeister Jürgen Roth | Bild: Hans-Jürgen Götz

Oberbürgermeister Jürgen Roth freut sich für die Katzenmusik, dass das Verwaltungsgericht Freiburg für das Wochenende den Antrag vollumfänglich abgewiesen habe. Die Frage der Belästigung durch das Narrendorf sei nun geklärt. „Unabhängig davon werden wir das Thema Lärmbelästigung in der Färberstraße weiter angehen“, erklärt er. Das habe aber überhaupt nichts mit der Fasnacht oder dem Jubiläum zu tun. Er wünsche dem Katzenmusikverein von Herzen ein wunderschönes Jubiläumsfest 150 Jahre + 1 mit vielen feiernden Menschen.

Oxana Zapf, Verwaltungssprecherin, betont zudem, dass die dem Gericht gegebenen Zusicherungen natürlich eingehalten werden. So würden alle Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdiensts, die nicht im Urlaub oder krank seien, in der Nacht zum 15. Januar im Einsatz sein. Auch die Landespolizei wird zusätzliche Kräfte bereitstellen.

Wir haben in den Text noch eine später eingegangene Stellungnahme des Oberbürgermeisters eingefügt.