Die Corona-Pandemie hat das Leben vieler Menschen auf den Kopf gestellt. Viele Dinge waren nicht mehr möglich, gerade Musiker und Kulturschaffende waren zur Untätigkeit gezwungen. In dieser Zeit blickt Stadtmusikdirektor Markus Färber zurück auf zwei Jahrzehnte, die er an der Spitze der Stadt- und Bürgerwehrmusik steht.

Ein Lichtblick

Es gibt keine Feier, kein Konzert, kein gemütliches Zusammensein mit den Musikern und dem Vorstand. Seit mehr als einem Jahr finden – bis auf zwei kleine Ausnahmen – keine Proben statt, keine Konzerte, keine Wertungsspiele. Wenigstens der Unterricht läuft online, ein Lichtblick in dieser harten Zeit.

Das könnte Sie auch interessieren

Ohne die Corona-Pandemie hätte sich Markus Färber nach 20 Jahren als Dirigent Gedanken gemacht, wie er die Routine durchbrechen, neue Anreize für die Musiker schaffen, ausgetretene Pfade verlassen kann. Nach Corona wird alles anders sein: „Da müssen wir uns erst wieder finden, schauen, wie das Orchester zusammenfindet, wer überhaupt noch alles an Bord ist“, erzählt Markus Färber.

Begeisterung wecken

Das werde einige Zeit dauern und das Wichtigste in dieser Phase sei es, die Musiker wieder zu begeistern für die Musik, die gemeinsamen Proben, gemeinsame Auftritte. Markus Färber weiß, welch große Aufgabe vor ihm liegt, aber er vertraut darauf, dass es gelingt, das Orchester wieder zu einem Klangkörper zu formen, der auf hohem Niveau spielt und wo sich die Musiker wohlfühlen.

Markus Färber hat die notwendige Erfahrung, das Können, diese Herausforderung zu meistern. In 20 Jahren hat er gezeigt, was er kann und aber auch manchen Kampf ausgefochten.

Mit neun an die Klarinette

Er ist mit der Region fest verwurzelt, bodenständig: Mit der Musik angefangen hat er beim Musikverein Klengen. Sein Cousin Norbert Strobel, heute Solo-Oboist beim MDR-Sinfonieorchester in Leipzig, hat ihn für die Klarinette begeistert, mit damals neun Jahren. „Eigentlich wollte ich Schlagzeug spielen“, erinnert er sich. Die Zöglinge, so nannte man die Schüler damals, seien liebevoll betreut worden im Verein und hätten einen wirklich guten Unterricht erhalten.

Das könnte Sie auch interessieren

„Mein Lehrer war Waldemar Bartler, eine echte Legende, den kannte hier jeder.“ Färber wechselte dann nach Trossingen zur dortigen Jugendmusikschule, hier schaffte es sein Lehrer Manfred Klingler, in ihm den Funken der Leidenschaft für die Musik so zu wecken, dass Markus Färber sich ganz der Musik widmete: „Er hat mich wirklich an den Punkt gebracht, wo ich gesagt habe, ich probiere das aus.“

Disziplin und Leidenschaft

Markus Färber war klar, dass ein Musikstudium weitaus mehr als nur Leidenschaft erfordert: „Da gehört auch viel Disziplin dazu und die Bereitschaft, bis ans Äußerste zu gehen.“ Sechs Jahre hat er an der Hochschule für Musik in Stuttgart ein Klarinettenstudium absolviert, zuvor hat er seinen Wehrdienst beim Stabsmusikkorps der Bundeswehr in Siegburg abgeleistet.

Aufbaustudium in Zürich

Nach dem Studium war für Markus Färber klar, dass er mehr „in die Breite“ gehen möchte und nicht in den beinharten Konkurrenzkampf um die wenigen raren Orchesterstellen einsteigen will. „Außerdem habe ich gesehen, dass die Klarinette nur einen Bruchteil der Musik abbildet, die man spielen kann.“ So hat er kurzerhand noch ein Aufbaustudium in Zürich angehängt und sich als „Diplom-Blasorchesterdirigent“ ausbilden lassen. „Das war kein Vollzeitstudium, ich habe nebenher unterrichtet und den Musikverein Winzeln dirigiert.“

Das könnte Sie auch interessieren

Den Impuls, sich in diese Richtung weiterzuentwickeln kam von Wolfgang Wössner, dem Leiter der Schwenninger Stadtmusik, die beiden kennen sich seit vielen Jahren. Bei den Aufnahmeprüfungen an den Musikhochschulen in Stuttgart und Karlsruhe bewarben sich beide für einen Studienplatz im Fach Klarinette. Seit 1993 ist Wolfgang Wössner in Schwenningen. Er war damals der jüngste Bewerber und absolvierte nebenher ein Aufbaustudium zum Blasorchesterdirigent.

Auf Jobsuche

Dabei trafen sich die beiden wieder. Markus Färber hat durch seinen Bekannten mitbekommen, welche Vorzüge es hat, eine feste Stelle und ein festes Orchester zu haben. Er selbst war nach dem Aufbaustudium durch verschiedene Jobs in der ganzen Region unterwegs, dirigierte in Winzeln und Brigachtal, unterrichtete in Trossingen. „Das hat auch was, aber ich habe schon Ausschau gehalten nach einem festen Job.“

Die Stadt- und Bürgerwehrmusik beim Kuhreihen im Jahr 2017, als es noch kein Corona gab.
Die Stadt- und Bürgerwehrmusik beim Kuhreihen im Jahr 2017, als es noch kein Corona gab. | Bild: Rüdiger Fein

Diese Chance kam 2000: Die Stadtmusik Villingen sucht nach dem Tod ihres Dirigenten Rupert Binder einen neuen Chef. Markus Färber bewarb sich, schaffte den Sprung unter die ersten drei, aber: „Die Stadtmusik hat sich für Bernhard Stopp entschieden.“ Dieser kündigte allerdings nach einem halben Jahr und in Absprache mit der Stadt konnte Markus Färber nachrücken, ohne dass die Stelle neu ausgeschrieben worden ist. „Ich hatte nie das Gefühl, zweite Wahl zu sein, wir haben offen darüber gesprochen, warum man sich das erste Mal für einen anderen Kandidaten entschieden hatte.“

Ein Spagat

Für Markus Färber begann somit im März 2001 eine ganz neue Ära: „Das war wirklich spannend, ich konnte unterrichten und dirigieren, alles ist unter einem Hut vereint.“ Es dauert einige Jahre, so Färber, bis sich ein Orchester und der Dirigent „wirklich finden“. Er räumt ein, dass es durchaus auch schwierige Phasen gab und heiße Diskussionen, wo das Orchester hin will. Als musikalischer Leiter müsse er den Spagat schaffen, alle Musiker mitzunehmen: „Und da gibt es die eher Leistungsorientierten und die Musiker, die zwar gerne spielen, aber nicht zu viel Druck und Veränderung wollen.“

Jubiläum wirkt nach

Schlussendlich hat Markus Färber, dank der großen Unterstützung des Vorstandes, den Spagat geschafft und ein Orchester geformt, das auf hohem Niveau spielt, was sich durch Erfolge bei vielen Wertungsspielen gezeigt hat. Ein echter Höhepunkt war das 200-jährige Jubiläum 2010, verbunden mit einem dreitägigen Stadtfest. „Da hat alles gepasst, das hat uns einen enormen Schub gegeben, da haben wir lange von gezehrt“, erinnert sich Färber.

Freizeit in der Natur

In seiner Freizeit erholt er sich am liebsten in der Natur, wandert, radelt und gärtnert. Den musikalischen Ausgleich zur Blasmusik findet er im Sinfonieorchester Villingen-Schwenningen, wo er seit vielen Jahren Stimmführer für die Klarinetten ist.

Jetzt hofft er auf schnell sinkende Coronazahlen und die stufenweise Rückkehr zum Normalbetrieb. „Das wäre schön, wenn wir bald wieder gemeinsam musizieren könnten“, hofft der Stadtmusikdirektor, der 2001 nie gedacht hätte, diesen Job 20 Jahre innezuhaben.