Unter großer Beteiligung von Vertretern aller Gründungsmitglieder der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) und politischen Vertretern von kommunaler, Kreis- Landes- und Bundesebene wurde am Sonntag eine Gedenktafel am Stiftskeller enthüllt. Dabei lieferten sich die Redner verbal einen närrisch-launigen Schlagabtausch.
Spaziergänger staunten am Sonntagnachmittag nicht schlecht, als sich eine Narrenschar mit in Villingen so noch nicht gesehenen Narrenfiguren und angeführt von der Stadt- und Bürgerwehrmusik vom Riet in die Gerberstraße bewegte. Im Stiftskeller war vor 100 Jahren die VSAN gegründet worden.

Dort erinnerte VSAN-Präsident Roland Wehrle daran, unter welchen schwierigen Bedingungen die Gründerväter der VSAN, namentlich vorangetrieben durch Albert Fischer und Benjamin Grüninger, die Pflege des Brauchtums 1924 forcierten. „Gerade in der Notzeit war das Bedürfnis nach Fröhlichkeit groß.“
Wehrle dankte „allen Narren der vergangenen hundert Jahre, die durch ihr närrisches Wirken dazu beigetragen haben, dass das närrische Brauchtum zu erhalten und weiter zu führen“.
Ministerin lobt den Mut der Zünfte
Für die baden-württembergische Justizministerin Marion Gentges war es „eine große Ehre, an der feierlichen Enthüllung der Gedenktafel teilzunehmen“. Gentges stammt aus Haslach im Kinzigtal, deren Narrenzunft einst ebenfalls eine der 13 Gründungszünfte war.
Die Landespolitikerin würdigte den Mut der Gründerzünfte: „Ohne sie hätte das Überwinden von Grenzen länger gedauert“, sagte sie angesichts des Zusammenschlusses von Baden und Württemberg. An der närrischen Laune können man sich zudem ein Beispiel nehmen. „Schlechte Laune hat noch kein Problem gelöst. Aber gute Laune kann dabei helfen.“

Das strahlt der Rathaus-Chef
Oberbürgermeister Jürgen Roth strahlte angesichts der Tatsache, dass Villingen-Schwenningen in den närrischen Mittelpunkt rückte. Er zollte den Verantwortlichen damals wie heute seinen Respekt und dankte stellvertretend dafür, dass die Ortsfasnet weiterhin gefordert und gefördert werde.

Anselm Säger, Zunftmeister der Narrozunft, sagte, er sei „ziemlich stolz, an dieser Feierstunde teilnehmen zu dürfen“. Immerhin ist die Narrozunft seit den 1950er Jahren nicht mehr Mitglied der VSAN. Säger nutzt die Gunst der Stunde und die Anwesenheit der hochrangigen Politiker, um den zunehmenden Wust an Bürokratie und Regularien für Genehmigungen und dergleichen anzuprangern.

Besonders wetterte er gegen die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, kurz Gema. „Die neue Bemessungsgrundlage wird dafür sorgen, dass kleine Veranstaltungen abgesagt werden müssen.“ In Richtung der politischen Vertreter stellte er die Frage, wie die Gema durch ihre Monopolstellung so viel Macht ausüben kann.