Eine neue, warme Winterjacke gefällig? Acht Euro. Vielleicht ein komplettes Kaffeeservice? Vier Euro bitte. Oder aber ein Hochzeitskleid mit Rüschen? Das macht zehn Euro. Zu haben sind Schnäppchen wie diese im B9 am Villinger Bahnhof. Das gemeinnützige Günstig-Kaufhaus boomt – doch beileibe nicht nur Bedürftige aus der ganzen Region lieben das Spar-Shopping dort.
Der Höhenflug nach dem Start
„Wir sind sehr begeistert, wie es läuft“, sagt Anita Neidhardt-März und ihre vier Kolleginnen nicken sogleich unisono. Neidhardt-März ist stellvertretende Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Jugend- und Sozialarbeit im evangelischen Kirchenbezirk Villingen, der zugleich Trägerverein des B9 ist.
Seit vergangenen Mai hat das Nachhaltigkeits- und Begegnungszentrum mit Upcycling-Werkstatt und Second-Hand-Laden in den Räumen des früheren Jumbo wieder geöffnet. Der neue Trend zur Nachhaltigkeit beschert der Einrichtung nun einen wahren Höhenflug.

Zunächst nur jeweils samstags geöffnet, hat das B9 seit wenigen Wochen einen zweiten Öffnungstag am Dienstag eingeführt. Dringend nötig, erklären die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen – denn der große, helle Laden war an den Samstagen stets proppevoll, die Umkleidekabine ständig belegt, an der Kasse bildeten sich lange Schlagen.
„Jeder kann hier einkaufen“, stellt Birgitta Schäfer, Vorsitzende des Trägervereins, klar. Und offenbar kommt auch (fast) jeder: Das Publikum sei „total gemischt“. Natürlich seien viele Menschen darunter. „Aber wir haben zum Beispiel viele junge Kunden, die einfach Wert auch Nachhaltigkeit legen“, so Anita Neidhardt-März. Ins B9 kämen viele Menschen, die im früheren Jumbo nie eingekauft hätten. „Das ist ein richtig schöner Laden“ – dies bekommen die ehrenamtlichen Helferinnen nach eigenen Angaben des Öfteren zu hören.

Gebrauchte Dinge, die ein neues Leben bekommen sollen – bei diesem Trend setzt indessen auch das zweite wichtige Standbein des B9 an, die Upcycling-Werkstatt. Einfach gesagt: Abfall und Ausrangiertes sollen hier ein neues Leben bekommen. Aus leeren Kaffeetüten etwa haben die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen schon kleine Körbchen gebastelt, aus alten Krawatten eine Geschenkverpackung für Flaschen.
„Das läuft jetzt aber erst alles an“, sagt Anita Neidhardt-März. Das erste große Projekt des Upcycling-Teams: Aus alten Planen sollen schicke Einkaufstaschen genäht werden. Diese, wie auch die anderen Upcycling-Produkte, wird es dann wiederum im Laden zu kaufen geben.

Von 10 bis 14 Uhr kann an den beiden Öffnungstagen aber nicht nur eingekauft, sondern es können auch ausrangierte Gegenstände und Kleidung abgegeben werden. Wichtigste Devise hier: „Die Leute sollten sagen, das würde ich auch selbst noch kaufen“, stellt Birgitta Schäfer klar. Heil und sauber, diese beiden Kriterien müssen erfüllt sein. „Wir sind kein Abladeplatz für Schrott.“ Keine Rolle, so Schäfer, spielen dagegen Geschmacksfragen.
So funktioniert der Kreislauf
Nicht wenige Spender, so erzählen die Mitarbeiterinnen, haben im B9 aber nicht nur Dinge abgegeben, sondern bei ihrem Besuch gleich etwas Neues gefunden. Ein Kreislauf der Waren also – ganz so, wie sich die Macherinnen hier wünschen.