Zwei junge Künstler sorgen derzeit im Gerberviertel für Aufsehen. Am Anfang der Goldgrubengasse verewigen sie Motive der historischen Villinger Fastnacht mit modernen Mitteln des Graffitis. Am Sonntag starteten sie, noch die ganze Woche sprühen sie ab dem späten Nachmittag auf die Mauer Gestalten der fünften Jahreszeit, schon jetzt sind deutlich eine glatte Narro- und eine Surhebel-Scheme zu erkennen.

In der Goldgrubengasse entsteht derzeit ein großes Graffiti mit Motiven der Villinger Fastnacht. Links ist bereits der Entwurf eines ...
In der Goldgrubengasse entsteht derzeit ein großes Graffiti mit Motiven der Villinger Fastnacht. Links ist bereits der Entwurf eines Butzesels zu erkennen. Die Künstler arbeiten meist am späten Nachmittag. | Bild: Hauser, Gerhard

Auf diese Idee kamen die zwei Graffiti-Künstler Jonas Fehlinger und Steffen Schulz zusammen mit dem SPD-Stadtrat Nicola Schurr „bei einem Glas Bier“, wie Schurr berichtet. Als Vierter im Bunde gesellte sich Erhan Cuker, Wirt des Gerber-Ecks, hinzu. Fehlinger hatte sich nach dem Ende eines seiner letzten, größeren Projekte am Brigachtaler Eisenbahnwaggon an Schurr gewandt, ob es in Villingen legale und vor allem auch erschwingliche Möglichkeiten gebe, Graffitis zu sprühen. Ja – die gibt es, zum Beispiel an der Mauer wo früher Flamingos prangten, die allerdings bereits abblätterten. Hier hätte also ohnehin etwas getan werden müssen, Cuker gab daher seine Zustimmung. Schurr sponserte für die Kunst sein Sitzungstageld, das er als kleine Aufwandsentschädigung für seine Arbeit als Stadtrat erhält. Rund 200 Euro investierte er in Spraydosen und Farbe, für ihn ist das okay, weil so das Geld ja wieder in die Stadt fließe.

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Fehlinger und Schulz machen sich in einem urwüchsigen Villinger Stadtviertel an die Arbeit. Einige Meter weiter in Richtung Sparkasse befindet sich das berühmte Eck des Rieble-Becks, woran noch heute ein Wuescht-Sprüchle erinnert. Bereits jetzt ist die gesamte Mauerfläche grundiert. Neben den zwei Figuren ist auch der Entwurf eines Butzesels, der umtriebigen, vor allem bei Kindern so beliebten Tiergestalt der Villinger Fastnacht, zu erkennen. Fehlinger, der an der Kunstakademie in Karsruhe studiert, und in Brigachtal aufgewachsen ist, hat auch Verbindungen nach Villingen. Sein Opa, so Schurr, war in der Stadt- und Bürgerwehr. Deren Musik, die die Narros an den großen Umzügen begleitet, ist ein weiterer Teil des Graffitis gewidmet.

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Es ist eine „schöne Art der Kunst“, begründet Schurr seinen Einsatz für das Vorhaben. Leider gebe es zu wenig Flächen, so soll auch die Fußgängerunterführung am Gymnasium am Romäusring ausgeschmückt werden. Auch in Schwenningen könnten die Künstler solche Ideen umsetzen. Allerdings stünden dort derzeit keine Möglichkeiten zur Verfügung. Wer Flächen kenne, könne sich an Schurr oder die Künstler direkt wenden.

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Fehlinger hatte zuletzt vor allem in Brigachtal auf sich aufmerksam gemacht. Dort verwirklichte er nicht nur den alten Eisenbahnwaggon „Gleis eins“ am Dorfplatz in ein Kunstprojekt, sondern gestaltete auch eine Trafostation am Rathaus neu. Schon früher liebäugelte er mit weiteren Plänen in Villingen-Schwenningen.

Jonas Fehlinger, einer der beiden Künstler, die jetzt im Villinger Gerberviertel arbeiten, bei der Arbeit an der Brigachtaler Trafostation.
Jonas Fehlinger, einer der beiden Künstler, die jetzt im Villinger Gerberviertel arbeiten, bei der Arbeit an der Brigachtaler Trafostation.