Im vornehmen Villinger Wohngebiet gingen in der Vergangenheit die Wogen hoch: Hintergrund: Zwei Hotels, das Ex-Bosse und das frühere Garland, haben schon seit Längerem die Besitzer gewechselt. Nur in einem Fall wird der Hotelbetrieb weitergeführt, beide Investoren wollen auf mittlere Sicht an den zwei Standorten Wohnungen bauen. Im Bereich des früheren Bosse, das jetzige Hotel am Kurpark, sollte sogar eine dreigeschossige Seniorenpflegeeinrichtung entstehen. Das rief die Anwohner auf den Plan. Die Stadtverwaltung strebte einen Kompromiss an, dem der Technische Ausschuss nun zustimmte. Es bleibt bei Neubauten bei zwei Geschossen mit Satteldach, zum Teil werden sie etwas zurückgesetzt.
Vielen Nachbarn war die ursprüngliche Planung zu voluminös. Deswegen musste der Investor noch abspecken. Der Stadtverwaltung versicherte er, dass das Vorhaben dennoch wirtschaftlich sei. Unklar blieb aber, was er dort künftig genau plant. Bei den Grünen erklärte er, dass er dort Seniorenwohnungen mit einem zusätzlichen Service bauen wolle, wie Cornelia Kunkis erklärte. Doch für die Stadtverwaltung sei es zunächst einmal ein „reines Wohnprojekt“, wie Bührer im Ausschuss erläuterte.
Doch ob im Bereich des früheren Bosse überhaupt je ein zweigeschossiger Neubau entsteht, ist völlig offen. Derzeit gehört das Gebäude der Zabo-GmbH, deren Geschäftsführer Bilal Zinar nun auf eine Rückmeldung aus dem Baurechtsamt wartet, wie er auf Anfrage feststellte. Dann müsse sich der Planer mit der neuen Situation befassen und erst danach entscheide sich, ob ein solches Projekt zu realisieren sei: „Der Ausgang ist offen.“ Er erklärte, dass die dreigeschossige Planung bereits auf Anregung der Nachbarn mehrfach reduziert wurde. Daher sei es aus seiner Sicht „sehr schade“, dass die Pflegeeinrichtung dort, wo sie in den nächsten Jahren ohnehin benötigt werde, nicht realisiert werden könne. Die Planung sehe Seniorenwohnungen vor. Falls sich die nicht umsetzen lasse, werde der Hotelbetrieb weitergeführt. Ibach-Bau, Investor im Farnweg am Garland, wollte sich zu dem Beschluss nicht äußern.
Bäume werden gefällt
Im Grunde sind die Stadträte froh, dass es nun zu einem Mittelweg kommt, der den Bedürfnissen der Anlieger und der Investoren Rechnung tragen soll. Es sei nun viel verträglicher, erläuterte Bührer. Die Grünfläche werde zwar verändert, unter anderem müssten alte Bäume gefällt werden, wenn es zu Neubauten kommt. Allerdings soll der Investor für Neupflanzungen sorgen. AfD-Stadtrat Olaf Barth hätte sich an dieser Stelle durchaus eine Pflegeeinrichtung vorstellen können.
„Verrohung“
Elif Cangür (Bündnisgrüne) befürchtete allerdings, dass mit dem Beschluss die Investition nicht mehr wirtschaftlich sei, und der Besitzer das frühere Bosse in den nächsten Jahren brach liegen lasse. Wenn er das wolle, könne er dies tun, sagte Bührer, das stehe aber jedem privaten Gebäudebesitzer offen. Cangür beklagte zudem, dass es im Zuge der Diskussion zu Anfeindungen gegen den türkisch stämmigen Investor gekommen sei. Allerdings sei dies nicht aus den Reihen der Anwohner geschehen, wurde mehrfach betont. Dennoch wurden manche Aussagen der Nachbarn während der Bürgerbeteiligung von der Grünen-Stadträtin Ulrike Salat heftig kritisiert. Sie beklagte eine „Verrohung der Sprache“, was sich die Stadtverwaltung nicht gefallen lassen müsse.