Mit teilweise deutlich weniger Fünftklässlern als bisher werden die VS-Gymnasien im Herbst ins neue Schuljahr 2025/26 starten. Grund dafür ist die Rückkehr der verbindlichen Grundschulempfehlung: Wer keine offizielle Empfehlung fürs Gymnasium hat, darf ein solches auch nicht besuchen.
Rund ein Viertel weniger Anmeldungen als 2023 und 2024 hat das Villinger Gymnasium am Hoptbühl zu verzeichnen, sagt der stellvertretende Schulleiter Jens Wild. In exakten Zahlen: Die Schule wird mit 95 Fünftklässlern ins nächste Schuljahr gehen. „Aktuell gehen wir von vier fünften Klassen aus“, so Wild weiter. Eine weniger als bisher – in den vergangenen Jahren war die Bildungsstätte jeweils fünfzügig.

Zahlen gehen überall runter
Auch das Gymnasium am Deutenberg in VS-Schwenningen wird im kommenden Schuljahr deutlich weniger Fünftklässler haben als in der Vergangenheit. „Wir haben rund 15 Anmeldungen weniger“, erklärt Schulleiter Zoran Josipovic. 94 Kinder sind für die Einstiegsklassen angemeldet, sie werden vermutlich wie bisher in vier Klassen aufgeteilt.

Eine Ausnahme ist das Gymnasium am Romäusring in Villingen. Mit 104 Anmeldungen sind die Zahlen deutlich höher als noch im Vorjahr, vermutlich werde es im kommenden Schuljahr vier fünfte Klassen geben, sagt Schulleiter Jochen von der Hardt. Das Vergleichs-Schuljahr 2024/25, so der Rektor, sei allerdings ein Ausreißer gewesen: Der Jahrgang zählt nur 77 Kinder.

Schwierige Gespräche mit den Eltern
Zoran Josipovic zeigt sich durchaus zufrieden mit der Entwicklung. 15 bis 20 Schüler ohne Gymnasialempfehlung pro Jahrgang besuchten das Schwenninger Gymnasium nach Angaben des Schulleiters bislang. Manche von ihnen hatte eine Empfehlung für die Realschule, manche auch für die Werkrealschule.
Nicht selten waren sie später am Gymnasium mit dem komplexen Lehrstoff überfordert. Doch diese auch für die Kinder selbst oft frustrierenden Zeiten sind vorbei. „Ich bin relativ zuversichtlich, dass das in die richtige Richtung geht“, sagt Zoran Josipovic.
Rund zehn Prozent solcher Kinder hat auch das Hoptbühl momentan pro Klassenstufen in seinen Reihen, ebenso das Romäusgymnasium. „Bei den damaligen Anmeldegesprächen war es nicht einfach, die Eltern über die möglichen Schwierigkeiten aufzuklären“, erinnert sich Jens Wild. Dies sei nun nicht mehr gegeben, weil der Zugang zum Gymnasium klar geregelt wurde.
Potentialtest mit deutlichen Ergebnissen
Eine sehr deutliches Bild gab auch der Potentialtest ab. Den konnten Schüler absolvieren, die trotz anderslautender Empfehlung das Gymnasium besuchen wollten. 15 waren es am Gymnasium am Deutenberg, jeweils zwölf an den Villinger Schulen. Für die meisten von ihnen platzte jedoch der Traum: Am Hoptbühl bestand nur ein Viertel, am Romäus gut die Hälfte, in Schwenningen gar nur ein einziges Kind.
„Ich fand den Test angemessen, er war nicht übertrieben schwer“, sagt Zoran Josipovic. Kollege Jochen von der Hardt spricht zwar von einer anspruchsvollen Abfrage. „Wenn er bestanden wurde, ist aber deutlich, dass das Kind am Gymnasium richtig ist“, meint er.
Weniger Scheu vor neunjährigem Gymnasium
Doch wo gehen nun all die Fünftklässler hin, denen nun der direkte Weg aufs Gymnasium nicht mehr offen ist? Eine Adresse ist die Karl-Brachat-Realschule in Villingen. Schulleiter Thomas Schultis bestätigt, dass es dieses Schuljahr mehr Anmeldungen von Kindern mit Werkrealschul-Empfehlung gebe.

Im Gegenzug kommen aber weniger Schüler, die offiziell aufs Gymnasium dürfen. Schultis glaubt, dass dies mit der Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums (G9) zusammenhänge. So manche Väter und Mütter, die dem Nachwuchs bislang den Stress am Gymnasium ersparen wollten, gehen das Wagnis jetzt ein.
Deswegen bleiben an der Realschule in der Villinger Innenstadt die Schülerzahlen relativ konstant. Thomas Schultis rechnet am Ende mit 128 Jungen und Mädchen im neuen Fünftklässler-Jahrgang. Der Schulleiter atmet auch ein wenig auf – denn für eine zusätzliche Klasse hätte in der Bildungsstätte schlicht der Platz gefehlt.