Der Schwarzwald trendet im Internet. Donnerstag auf der Plattform Twitter: Zwischen den Bergriffen Olympics2021“ und „Firstdates“ der Schwarzwald. Trenden heißt: Es gibt besonders viele Zugriffe mit dieser Bezeichnung. Tatsächlich ist das dann auch so. Alle unterhalten sich bei Twitter plötzlich über den Schwarzwald.

Endlich! Hat die Tourismuswerbung mal einen Volltreffer gelandet? Gerade jetzt, wo es am nötigsten wäre für die Hotellerie und Gastronomie nach den schweren Corona-Monaten. Nun: Wer genauer hinschaut, erkennt den Quell der Bewegung. Der Wellenschlag im Twiitter-Land kommt aus Bayern. Ausgerechnet. Von dort also, wo sie von Schwarzwald so gut wie keine Ahnung haben.

Der Reihe nach. In München hatten zunächst die Verkehrsbetriebe Plakate ausgetauscht, welche die Vokabel Schwarzfahren enthielten. Der städtische Betrieb wollte sich vor eventuellen rassistischen Vorwürfen schützen. Und dann ging es los: Die Debatte schäumte ganz bayerisch zuerst und dann quer durch den deutschsprachigen Raum. Alle, die sich von der angeblichen Sprachpolitizei nix verbieten lassen wollen, schrieben drauflos. Schwarzbrot, Schwarztee, Schwarzwild, Schwarzwaldklinik, all das müsse – unter anderem – dringend als Begriffe auch gestrichen werden.

Ganz klar, Sprache darf nie und nirgendwo verletzen. Grundsätzlich engagiert und richtig bunt wurde es dann bei der Debatte im Netz mit den Versuchen, das Münchner Bestreben zu überzeichnen. Wie der denn noch heißen könnte, wurde reichlich ironisch zum Schwarzwald in der Folge debattiert: Dunkelwald, hieß nur einer der Vorschläge. Mutmaßlich aus der Maler- und Lackiererszene kam als Alternativ-Vorschlag für das Wort Schwarzwald: RAL9005, die Farbnummer. Kurzum, eine Debatte, bei der man sich Grün und Blau ärgern kann. Der Begriff des Schwarzwalds ist weltweit bekannt. In USA und Australien lässt sich überall Schwarzwälder Kirsch bestellen. Meist kommt dann übrigens ein Kuchen. Nur selten ein Kleingetränk.

Weshalb das regionale Marketing letztlich versagt? Klimatische Vorzüge unserer Breitengrade schätzen immerhin bereits Israelis und Spanier, die sich bei uns über das aktuell kühle Sommerregenwetter freuen. Ansonsten aufgepasst: Nachdem der Borkenkäfer die Waldungen schon nicht vollends canceln konnte, droht nun also das überpolitisch korrekte Formulieren als Vokabular-Kahlschlag. Schade, dass das Schwarzwald-Marketing da nicht mitdebattiert hat. Das könnte daran liegen, dass die Marketingzentrale abseits platziert ist. In Freiburg. Im Breisgau.