Leere Schaufenster, verschlossene Ladentüren: In der Villinger Innenstadt gehört dies inzwischen zum gewohnten Bild. Was tut sich bei den großen Sorgenkinder unter den Leerständen, welche frisch verwaisten Geschäfte gibt es und wo ist vielleicht in den vergangenen Monaten wieder Hoffnung eingezogen?

Einfacher wird es nicht, dies stellt Citymanager Thomas Herr jedenfalls unmissverständlich klar. Eine der zentralen Herausforderungen sei der demografische Faktor: Zahlreiche Einzelhändler und Gastronomen gehen in den Ruhestand – Nachfolger gibt es oft keine.

Läden unter ganz anderen Voraussetzungen

Dazu komme, dass viele dieser langjährigen Unternehmer in eigengenutzten Immobilien tätig waren. „Dadurch fielen keine Pachtzahlungen an, was es ermöglichte, auch bei schwankenden Umsätzen rentabel zu wirtschaften“, so Herr. Nun jedoch stehen diese Immobilien zur Vermietung an – für potenzielle Nachfolger ist dies eine ganz andere Ausgangssituation.

Gleichzeitig nehme die Bereitschaft ab, sich selbstständig zu machen. „Viele potenzielle Gründer schrecken vor der Vielzahl an Unsicherheiten zurück“, sagt der Citymanager. Die Folge: Leerstehende Gewerbeflächen finden deutlich schwerer einen Nachmieter als noch vor einigen Jahren – selbst dann, wenn sie sich in guter Lage befinden.

Was wird aus dem ehemaligen Deichmann?

Ein Beispiel dafür ist der ehemalige Deichmann, mit 600 Quadratmetern zugleich einer der größten Leerstände an prominenter Stelle in der Niederen Straße. Hier finden sich zugleich auch die meisten verwaisten Geschäfte, aktuell elf an der Zahl. Konkrete Pläne scheint es für die Immobilie noch nicht zu geben, auf jeden Fall wird sie im Internet noch immer zur Vermietung angeboten. Preis pro Monat: Auf Anfrage.

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Zu Gerüchten, in das frühere Schuhgeschäft solle eine Bank einziehen, will sich der Citymanager nicht äußern. „Wir stehen in regelmäßigem und vertrauensvollem Austausch mit dem Eigentümer“, betont Thomas Herr. Der Besitzer sei bemüht, eine zukunftsfähige und nachhaltige Nachnutzung für die Fläche zu finden. „Unser Ziel ist es, gemeinsam mit Eigentümern, der Stadt und möglichen Interessenten tragfähige Lösungen zu finden – auch wenn dieser Prozess mitunter Zeit benötigt.“

Der ehemalige Deichmann an der Niederen Straße ist einer der prominentesten Leerstände der Villinger Innenstadt.
Der ehemalige Deichmann an der Niederen Straße ist einer der prominentesten Leerstände der Villinger Innenstadt. | Bild: Burger, Tatjana

Das läuft bei der Ex-Commerzbank im Hintergrund

Seit dem Sommer 2024 steht das imposante Gebäude am Ende der Niederen Straße, in dem einst die Commerzbank ihre Niederlassung hatte, fast komplett leer. Interessenten und Ideen für eine neue Nutzung gebe es bereits einige, hatte Miteigentümer Robert Düssel Anfang des Jahres betont.

Was wohl mit diesem größten Leerstand der Villinger Innenstadt, der ehemaligen Commerzbank, passieren wird? Noch ist die Zukunft des ...
Was wohl mit diesem größten Leerstand der Villinger Innenstadt, der ehemaligen Commerzbank, passieren wird? Noch ist die Zukunft des Gebäudes nicht geklärt. | Bild: Burger, Tatjana

Auch Thomas Herr zeigt sich zuversichtlich, dass sich für das Gebäude mittelfristig eine gute Lösung finden wird. „Wir wissen, dass es im Hintergrund Bewegung gibt und dass die Eigentümer aktiv an einer Nachnutzung arbeiten“, so der Citymanager. Dabei gehe es auch um die Frage, wie ein solches Objekt langfristig sinnvoll in das Stadtbild eingebunden werden könne.

Immer noch kein schöner Anblick

Äußerst sanierungsbedürftig mutet seit Jahren das Haus Nummer 26 in der Niederen Straße an. Die Fassade ist aufgerissen, der Putz bröckelt, der kleine Erker musste abgestützt werden. Auch das Ladengeschäft im Erdgeschoss steht inzwischen leer, zuletzt war dort ein vegetarischer Imbiss beheimatet. Was passiert hier?

Das Gebäude Niedere Straße 26 ist seit Jahren kein schöner Anblick.
Das Gebäude Niedere Straße 26 ist seit Jahren kein schöner Anblick. | Bild: Burger, Tatjana

Der Eigentümer habe ein Sanierungskonzept angekündigt, dieses werde derzeit erarbeitet, erklärt Stadt-Pressesprecher Patrick Ganter. „Der Besitzer ist in der Verantwortung, Maßnahmen zu ergreifen, da der aktuelle Zustand des Gebäudes so nicht bleiben kann“, betont Ganter. Grundsätzlich genieße privates Eigentum aber einen sehr hohen Schutz, weswegen die Stadt nur sehr begrenzt eingreifen könne. Immerhin: Die Standfestigkeit des Gebäudes habe der Eigentümer nachgewiesen.

Kochlöffel kommt wieder – aber am neuen Ort

Das Schnellrestaurant Kochlöffel war nach dem Brand im August 2022 geschlossen, jetzt kehrt es zurück nach Villingen. Allerdings öffnet der Imbiss nicht am früheren Standort, dessen Zukunft noch immer ungewiss ist. Kochlöffel zieht in die bisherige Super Knolle unweit des Latschariplatzes, die Ende März geschlossen hat. Die Eröffnung ist nach einem Umbau am 24. Mai geplant.

Hähnchen statt Kartoffeln: In die Super-Knolle zieht die neue Kochlöffel-Filiale.
Hähnchen statt Kartoffeln: In die Super-Knolle zieht die neue Kochlöffel-Filiale. | Bild: Burger, Tatjana

Neue Möglichkeit für junge Friseure

Auch im Inneren der Hausnummer 90 tut sich nach Jahren wieder etwas: Hier befindet sich seit kurzem das TSH-Studio, eine Lehrwerkstatt für Friseure. Die angehenden Haarkünstler haben hier unter anderem die Möglichkeit, an Modellen zu arbeiten. Inhaber ist Friseurmeister Demir Serkan.

In diesem Ladengeschäft an der Niederen Straße tut sich etwas: Hier können angehende Friseure an Modellen üben.
In diesem Ladengeschäft an der Niederen Straße tut sich etwas: Hier können angehende Friseure an Modellen üben. | Bild: Burger, Tatjana

Französische Träume sind ausgeträumt

Seit kurzem verwaist ist das Saveurs de France. Inhaber Julien Gonzales hat das beliebte französische Café Mitte März geschlossen – Gründe waren unter anderem die hohe Pacht sowie hohe Fixkosten.

Seit kurzem leer: Das französische Café in der Niederen Straße.
Seit kurzem leer: Das französische Café in der Niederen Straße. | Bild: Burger, Tatjana

Was tut sich in der Rietstraße?

Auch in der Rietstraße hat sich einiges verändert. Ein prominenter Leerstand, die Stadtapotheke, ist verschwunden. Dort befindet sich jetzt die frisch renovierte Weinbar Varia. Am 18. Oktober war die Eröffnung, deutlich später allerdings als ursprünglich geplant.

Die alte Stadtapotheke war jahrelang verwaist und bot ein trauriges Bild. Jetzt ist dort die Weinbar Varia eingezogen.
Die alte Stadtapotheke war jahrelang verwaist und bot ein trauriges Bild. Jetzt ist dort die Weinbar Varia eingezogen. | Bild: Burger, Tatjana

Was kommt nach den Schuhen?

Im ehemaligen Schuhhaus Kammerer an der Rietstraße wird gewerkelt.
Im ehemaligen Schuhhaus Kammerer an der Rietstraße wird gewerkelt. | Bild: Burger, Tatjana

Nur wenige Meter weiter steht ein weiteres Traditionsgeschäft leer: Das Schuhhaus Kammerer ist seit dem Herbst 2024 Geschichte. Im Inneren wird fleißig gewerkelt – eine offizielle neue Nutzung gibt es aber noch nicht.

Diese Reise ist zu Ende

Ein neuer Leerstand in der Rietstraße: Hier residierte einst das Reisebüro L-Tur.
Ein neuer Leerstand in der Rietstraße: Hier residierte einst das Reisebüro L-Tur. | Bild: Burger, Tatjana

Im früheren Reisebüro L-Tur auf der gleichen Straßenseite herrscht jetzt ebenfalls gähnende Leere. Von der Lust auf Fernweh keine Spur mehr, stattdessen herrscht Tristesse. Auch der Schriftzug über der Tür ist inzwischen abgebaut.

Unverpackt-Laden auf neuen Wegen

Der Fußabdruck-Laden läuft seit einigen Wochen als Verein. Unter der Woche haben nur Mitglieder Zutritt.
Der Fußabdruck-Laden läuft seit einigen Wochen als Verein. Unter der Woche haben nur Mitglieder Zutritt. | Bild: Burger, Tatjana

Die Zukunft des Unverpackt-Ladens Fußabdruck in der Oberen Straße stand eine Zeitlang ebenfalls auf der Kippe. Jetzt läuft das Geschäft jedoch als Verein weiter. Von Montag bis Freitag können nur Vereinsmitglieder kommen, der Zugang läuft über ein spezielles Türschlosssystem. An den Samstagen ist der Fußabdruck für jedermann geöffnet.

Metzgerei wird schmerzlich vermisst

Wird in Villingen schmerzlich vermisst: die Metzgerei Haller, die vor wenigen Monaten die Ladentüren in der Oberen Straße für immer ...
Wird in Villingen schmerzlich vermisst: die Metzgerei Haller, die vor wenigen Monaten die Ladentüren in der Oberen Straße für immer geschlossen hat. | Bild: Burger, Tatjana

Schmerzlich vermisst wird der Mieter einige Meter weiter die Obere Straße hinauf. An Heiligabend 2024 hatte die beliebte Metzgerei Haller hier zum letzten Mal geöffnet. 16 Jahre war Inhaber Werner Schmid Mieter in der früheren Metzgerei Riesle. Schuld an dem Aus der Villinger Filiale war am Ende der Fachkräftemangel. Eine Metzgerei wird wohl nicht mehr in das Ladengeschäft einziehen: Derzeit sind Bauarbeiter gerade dabei, die Einrichtung zu demontieren.

Der wichtigste Grund für die Leerstände

Ein gewichtiger Grund für die vielen Leerstände sei die Höhe der Pachten, die teilweise in der Innenstadt aufgerufen werden. „Ehrlicherweise müssen wir feststellen, dass sich bei den Pachthöhen bislang noch keine spürbare Bewegung vollzogen hat“, sagt Citymanager Herr.

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Zwar gebe es einzelne Eigentümer, die offen für Gespräche und auch bereit zu flexibleren Pachtmodellen seien, doch dies seien Ausnahmen. „In vielen Fällen werden weiterhin Mietpreisvorstellungen vertreten, die sich stark an früheren Marktphasen orientieren und mit den heutigen Rahmenbedingungen kaum noch vereinbar sind.“ Das erschwere die Vermittlung – insbesondere bei größeren Flächen oder Immobilien mit zusätzlichem Investitionsbedarf.