„Es ist das erste Mal, dass ich es mit fünf Kindern stressig finde“, sagt Manuela Wild. Zwei ihrer Kinder gehen in die erste und dritte Klasse der Südstadtschule, zwei in den Kindergarten, mit der Jüngsten ist sie noch in Elternzeit. Sie hat die Tage gleich zu Beginn der Schulschließungen mit einer Art Stundenplan strukturiert.
Arbeitsplan per Post
Beide Schulkinder haben einen Arbeitsplan, den sie per Post oder als Ausdruck über die Homepage der Schule bekommen. Zum Ausgleich machen sie gerne Musik und Sport oder spielen im Garten. Die Kinder kommen mit der Situation gut zurecht, so ihre Einschätzung.
Hoffen auf Normalität
Wild und ihr Mann sind Lehrer, sie können die Corona-Pause schulisch gut überbrücken. Aber auch sie seien froh, wenn irgendwann wieder Normalität herrscht. In dieser Situation frage sie sich, was mit Schülern ist, die zu Hause wenig Unterstützung haben.
Wegen der Kontaktsperre können diese nicht auf die Hilfe ihrer Mitschüler zurückgreifen. Daher fände sie es schön, wenn es auch in der Grundschule schon mehr virtuelle Treffen über Videotelefonie mit den Lehrern und Mitschülern gäbe, was an den weiterführenden Schulen bereits praktiziert wird.
Digitalisierung spielt große Rolle
Michael Wild ist Mathematiklehrer am Romäus-Gymnasium und trifft sich regelmäßig mit seinen Schülern per Videotelefonie. Besonders für seine Abiturklasse findet er das Angebot sehr wichtig. Bei den Korrespondenzen werden dann Fragen beantwortet, Probleme besprochen, aber auch neuer Lernstoff erarbeitet, der vor dem Abitur regulär im Unterricht anstehen würde. Mit Kollegen trifft er sich ebenfalls virtuell, um weitere Schritte zu besprechen oder Dinge zu regeln.

Auch Jan Wein hatte bereits Mathematikunterricht per Videokonferenz. Er sei froh, dass sich seine Schule schon vor Corona intensiv mit Digitalisierung befasst hat. „Das zahlt sich jetzt aus“, sagt der Elftklässler und Schülersprecher der Königsfelder Zinzendorfschulen.
Die Schule verfügt über ein Online-System, über das die Schüler mit Aufgaben, Lösungen und Erklärungen versorgt werden. Dort sind auch sogenannte Frage-Ecken eingerichtet, in denen Rückfragen geklärt werden können. Selbst schwächere Mitschüler kämen mit dem System bisher gut zurecht, so seine Einschätzung.
Kontakt per Videochat
„Wir sehen es auch als eine tolle Chance, mit digitalisierten Inhalten arbeiten zu lernen“, zeigt sich der Schüler optimistisch. Auch die sozialen Kontakte versuchen sie untereinander über Telefon- und Videokonferenzen aufrecht zu erhalten. Lerngruppen treffen sich virtuell und selbst die Debattier-AG der Schule findet auf diese Weise statt. „Das schulische Leben läuft also weitgehend weiter“, so der Schüler.
Homeoffice und Homeschooling
Petra Neumann sagt, sie habe Glück, dass ihre Kinder unkompliziert und auch an ihrer jeweiligen Schule gut aufgehoben seien. Mit dem Lernpensum kämen sie daher gut zurecht. Der ältere Sohn besucht die achte Klasse der Waldorfschule, der jüngere geht in die fünfte Klasse am Deutenberg-Gymnasium.
Die Lehrer seien sehr engagiert, fragen öfter persönlich nach, wie es ihnen geht. „Sie haben sich einiges einfallen lassen, sind kreativ geworden in ihren didaktischen Methoden“, berichtet sie. Wenn es Probleme oder Fragen gibt, seien sie gut erreichbar. „Die Lehrer holen das bestmögliche aus der Situation heraus“. Sie und ihr Mann sind selbstständig und haben derzeit einiges zu organisieren. Von Anfang an hat die Familie daher die Tage strukturiert, vormittags ist immer feste Arbeits- und Lernzeit.

Was den Kindern fehle, seien die gelebten sozialen Kontakte mit ihren Freunden. Und besonders die emotionale Belastung in der Krise mache es den Familien schwer, so ihre Einschätzung: Die Unsicherheit, wie es weiter geht, die Sorge um ältere Familienangehörige. Das Homeschooling an sich laufe aber gut. Petra Neumann kann dem Ganzen auch positive Aspekte für Eltern und Schüler abgewinnen: Für die Familien bestehe ein großer Freiraum, das Lernen zu gestalten und es sei auch eine Chance, seine Kinder beim Lernen intensiver wahrzunehmen. „Wir ziehen das auch noch länger durch, wenn es sein muss“.
Eltern in Pflegeberufen
Maria Noce ist Geschäftsführerin eines großen Pflegedienstes in Villingen-Schwenningen und selbst Mutter einer Siebtklässlerin. Als Arbeitgeberin musste sie sich gleich zu Beginn der Schulschließungen die Frage stellen, wie es für die Mitarbeiter mit Schulkindern weitergehen kann. Die Lösung war eine pragmatische: Da die städtische Notbetreuung nur greift, wenn beide Elternteile in Bereichen wie der Pflege tätig sind, hat sie für alle anderen kurzerhand eine betriebseigene Notbetreuung eingerichtet.
Eigene Notbetreuung
Eine Erzieherin, die im eigenen Team normalerweise als Schulbegleiterin arbeitet, macht jetzt die Schulaufgaben-Betreuung für insgesamt sechs Mitarbeiter-Kinder. Da das soziale Unternehmen unter anderem auch eine Kindertagespflege unterhält, die jetzt ebenfalls geschlossen bleiben muss, waren die entsprechenden Räumlichkeiten bereits vorhanden.

„Da haben wir auch genügend Platz, so dass die Kinder Abstand halten können“, sagt Maria Noce. Gerade in einem Pflegeberuf zu arbeiten und Kinder in der Schule zu haben, verlange den Eltern derzeit einiges ab. Daher habe sie großen Respekt vor ihren Mitarbeitern in dieser Situation. „Es ist ein Spagat für die Familien.“