Ins Nichts führende Radwege, nicht-asphaltierte Straßen oder Schlaglöcher, die es schwierig machen, den Lenker gerade zu halten – das Fahrradnetz in Villingen-Schwenningen ist verbesserungswürdig. Das weiß auch die Stadtverwaltung und hat deswegen zum 1. Juni einen Mobilitätsmanager eingestellt. Ansgar Kundinger soll aus der Autostadt eine fahrradfreundliche Kommune machen. Dem SÜDKURIER hat er bei einer Radtour durch die Doppelstadt gezeigt, was schon gemacht wurde und was geplant ist.
Wo Verbesserungen in VS notwendig sind, erfährt Kundinger auf verschiedenen Wegen – und ist dabei auf auf Bürgermeldungen angewiesen. Eine Möglichkeit Mängel der Radwege zu melden, ist mithilfe des Scherbentelefons. „Sonst sind aber auch Mails möglich“, sagt Kundinger.

Die Anfragen landen dann in der Regel auf seinem Schreibtisch. Der Mobilitätsbeauftragte ist aber auch selbst unterwegs und begutachtet Fahrradstraßen. Darüberhinaus gibt es die städtische Straßenkontrolle, die die Wege abfährt: „Es gibt auch die Überlegung, dauerhaft so etwas Änliches wie den Radar einzurichten, den es während des Stadtradelns gab. Dort konnten fehlerhafte Radwege einfach eingetragen werden.“ Die häufigsten Meldungen gibt es wegen Bordsteinkanten oder Stellen, die geflickt werden müssen. Bei den Maßnahmen orientiert sich der Mobilitätsmanager stets an den Musterlösungen des Landes Baden-Württemberg für einen optimalen Radverkehr – HIER nachzulesen.

- Oberer Brigachweg, Villingen: Der Obere Brigachweg stellt stellvertretend für viele andere in Villingen-Schwenningen. „Wir haben dort ein Straßenstück erneuert. Vorher waren hier viele Schlaglöcher und aufgeplatzter Asphalt. Wegen des bröckeligen Untergrunds war es auch nicht möglich, Markierungen auf der Straße anzubringen“, erläutert Kundinger. All das wurde geändert, die Maßnahme kostete zirka 4000 Euro.“ Beauftragt wurde die Sanierung Mitte August, seit Anfang November können Radfahrer den neuen Weg befahren.

- Erikaweg, Villingen: Ebenfalls relativ neu ist der Erika-Weg in der Nähe der Lahrer Straße in Villingen. Der Weg führt in das Kurgebiet. Gebaut wurde der weg, da der darunterliegende Kanal erneuert werden musste. Die Maßnahme wurde 2019 geplant und 2020 fertiggestellt. Der Kanal kostete laut Kundinger 590.000, die Straße 240.000 Euro. Noch nicht gebaut ist dagegen der gemeinsame Geh- und Radweg an der Lahrer Straße, der vom Kurgebiet weg führt. „Der Plan ist, auch diesen Bereich zu asphaltieren. Man könnte ihn theoretisch auch so lassen. Allerdings kann er im Winter nicht geräumt werden, außerdem wird er bei Nässe matschig“, sagt Kundinger. Übrigens: Neue Radwege werden bei neuen Baugebieten stets in der städtebaulichen Planung erfasst. Diese werden dann als Verkehrsflächen im Babeuungsplan hinterlegt und im städtebaulichen Vertrag festgelegt. Heißt: Firmen, die neue Wohngbeiete bauen, verpflichten sich auch in der Regel, dazugehörige Radwege zu erstellen.
- Schwenninger Straße/B33, Villingen-Schwenningen: „Die Schwenninger Straße ist eine Hauptverbindung sowohl für Auto-, als auch für Radfahrer“, sagt Kundinger. Im Zuge der Bauarbeiten an der B33 wurde auch der Weg für Radler erneuert. Kundinger: „Neu ist, dass nun Radfahrer Vorrang haben.“ Deutlich gemacht wird das unter anderem mithilfe des auffällig roten Radstreifens. Weil die Regelung neu ist und weil man nicht damit rechnen kann, dass jeder Autofahrer die Neuregelung kennt, wurden Rüttelstreifen – drei weiße, leicht erhabene Streifen – für die Radfahrer angebracht. Sie dienen dazu, dass Radfahrer aufmerksam schauen, ob sie ihre berechtigte Vorfahrt auch erhalten.
- Salinenstraße, Schwennigen: Diese Furtmarkierungen wurden auch an der Salinenstraße in Schwenningen angebracht. Kostenpunkt: 2500 Euro. Die Maßnahme wurde innerhalb eines Monats umgesetzt. Kundinger: „An dieser Stelle ist die Vorfahrt für den Radverkehr eindeutig gegeben, es gibt keine größeren Sichtbehinderungen oder notwendige bauliche Maßnahmen, weshalb die Markierung einfach und schnell umgesetzt werden konnte.“
- Villinger Straße, Schwenningen: „In der Villinger Straße planen wir, dass der Radverkehr die Einbahnstraße in beide Richtungen nutzen kann“, sagt Kundinger. Hierzu werden verschiedene Konzepte entwickelt. Es handle sich bislang aber lediglich um perspektivische Konzepte, die noch sämtliche Gremien im Gemeinderat – technischer Ausschuss und Gemeinderat, gegebenenfalls Arbeitskreis Verkehrsentwicklungsplanung und ÖPNV – durchlaufen müssen. Dieses Stück soll dann auch ein Teil des Radnetzes werden. Weil ein bislang noch nicht erschlossener Teil des Verkehrs dann für Fahrräder geöffnet wird, könnte der Bau bis zu 50 Prozent nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGFVG) gefördert werden. „Diese Maßnahme ist etwas aufwendiger. Ihre Genehmigung ist abhängig von der Haushaltsplanung. Dort müssen nicht nur neue Markierungen gemacht werden. Es bedarf einer grundsätzlichen Neuverteilung des Verkehrsraums“, so der Mobilitätsbeauftragte.

Den Radverkehr voranbringen, das ist das Ziel Kundingers. Das bedeutet aber nicht, dass Autofahrer vergessen werden. Dennoch sagt der Mobilitätsmanager: „VS ist eine Autostadt. Aber es gibt auch Bereiche, in denen das Auto zurückstecken muss.“

Der SÜDKURIER hatte im Vorfeld auf Facebook nach verbesserungswürdigen Radstellen in VS gefragt. Kundinger hat einige Fragen konkret beantwortet: