Beim vom Rathaus überarbeiteten Schulentwicklungsplan ist sich das Gremium insgesamt einig. Das schien auch bei der Schule Weilersbach bis zuletzt so. OB Jürgen Roth hatte im Frühsommer mit den Ortschaften Rietheim, Weilersbach und Tannheim Gespräche geführt, nachdem sich dort massiver Widerstand gegen die geplante Schließung der drei Dorfschulen formiert hatte.

Das heftige Ringen zweier Ortschaften

Der zum Sommer nach viel Widerstand überarbeitete Schulentwicklungsplan sah schließlich die Lösung vor, dass alle VS-Dorfschulen doch bestehen bleiben können. Weilersbach wurde sogar eine Abkoppelung von Obereschach zugestanden, denn Weilersbachs Schule wird seit Jahren vom Rektorat in Obereschach mitverwaltet. Eine künftig selbstständige Schule für Weilersbach wäre eine Niederlage für Obereschach gewesen.

Katharina Hirt, CDU.
Katharina Hirt, CDU. | Bild: SK

Im Verwaltungsausschuss positionierten sich die Pädagoginnen Katharina Hirt für die CDU und Constanze Kaiser für die Grünen für eine Eingliederung der Weilersbacher Schule in Obereschach. Es gehe um das Wohl der Kinder, so die beiden Pädagoginnen. Eine größere Schule funktioniere besser als eine kleinere, so meinten sie. Die CDU-Fraktion ist laut Hirt in der Frage gespalten, die Grünen sind laut Kaiser einmütig aufgestellt.

Constanze Kaiser, die Grünen.
Constanze Kaiser, die Grünen. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Die Überraschung kam von den Freien Wählern. Sibylle Seemann berichtete von Elternstimmen, die den Unterricht in Weilersbach kritisierten. Der jahrgangsübergreifende Lernen funktioniere nicht. Kinder kämen weinend nach Hause, sie würden den Stoff nicht verstehen, sagte sie. Seemann führte dies auf dünne Lehrerversorgung und somit auf eine hinterfragenswerte Bildungsqualität vor allem in Weilersbach zurück.

Am Montag, 19. September, konkretisierte Seemann ihre Aussage, die sie fünf Tage zuvor in der Sitzung gemacht hatte. Die von ihr angeführten Probleme der Schulkinder an der Grundschule Obereschach mit ihrer Außenstelle in Weilersbach würden sich auf Erfahrungen von Obereschacher Familien beziehen. Sibylle Seemann sagte am Montag nun weiter, dass eine „Zusammenlegung des Schulbetriebs von Obereschach und Weilersbach nach Meinung dieser Eltern für eine Entspannung der Situation sorgen“ könnte. Dieselben Obereschacher Eltern seien der Auffassung, dass ein solcher Schritt mehr Lehrer an einem Schulstandort bündele und somit die Lage verbessert sein könnte, erklärt Sibylle Seemann.

Sybille Seemann, Freie Wähler.
Sybille Seemann, Freie Wähler. | Bild: Stadt VS

Der stellvertretende Ortsvorsteher von Weilersbach, Christoph Stern, nahm bewegt aber sehr klar Stellung. Mit dem schriftlich zum Sommer ausgearbeiteten Schulentwicklungsplan sei der „Schulfriede gewährleistet“. Er erwarte, dass OB und Gemeinderat dem Papier nächste Woche zustimmen. Dass Obereschach versuche, nun „über die Belange einer anderen Ortschaft zu entscheiden, ist ein Tabubruch. Ein grobes Foulspiel“, wetterte er.

Tatsächlich wackeln die Aktien Weilersbachs: In der CDU gibt es laut Katharina Hirt kein einheitliches Bild, SPD und Freie Wähler hielten sich mit einer Bewertung noch zurück, eine Meinungsbildung stehe erst noch bevor.

Obereschachs Ortsvorsteher Klaus Martin (CDU).
Obereschachs Ortsvorsteher Klaus Martin (CDU). | Bild: Trippl, Norbert

Vor Christoph Stern sprach Klaus Martin in seiner Eigenschaft als Ortsvosteher von Obereschach. Der Christdemokrat sagte nicht viel, sein Kernsatz war: „Unsere Sorge ist, dass beide Schulen irgendwann nicht mehr attraktiv sind“, Obereschach und Weilersbach hätten Schülerzahlen-Rückgänge von 20 Prozent in den letzten 15 Jahren.

Kritik an Obereschach Last-Minute-Positionierung

In Obereschach tagte zum Ende der Schulferien sowohl der Ortschaftsrat wie auch die Schulkonferenz. Obereschachs Ortsvorsteher Klaus Martin machte in der Ausschusssitzung klar, dass beide Schulen eine bessere Zukunft vor sich hätten, wenn sie in Obereschach zusammengelegt seien.

Martin wies Vorhaltungen von Nicola Schurr (SPD) zurück, Obereschach käme mit seiner Positionierung in letzter Minute. Ortsvorsteher Martin: „Das Recht nehmen wir für uns in Anspruch. Wir hatten im Sommer eben Pause.“

Stein des Anstoßes in Weilersbach ist die Vorgehensweise von Obereschach. Der Ort hatte Diskussionspapiere zur Ausschusssitzung eingereicht, in denen – öffentlich nachlesbar im Sammelsurium von rund 200 Seiten zum Thema insgesamt – plötzlich von einer Obereschacher Schulkonferenz die Rede war – am Abend vor der Ausschusssitzung. In einem Papier der Ortschaft Obereschach wurde ebenfalls schriftlich vorab auf die Ergebnisse der Schulkonferenz verwiesen. Weil die Schulkonferenz nichtöffentlich zu tagen hat, wittert Weilersbach nun Obereschacher Absprachen zwischen Schulleitung und Ortsverwaltung.

Ausschuss kneift vor Weilersbach-Votum

Der Ausschuss konnte sich beim Punkt Obereschach und Weilersbach nicht zu einer Beschlussempfehlung an den Gemeinderat durchringen. Das heiße Eisen wurde umschifft. Klar positionierten sich die Grünen und auch die FDP.

Laut Kathrin Piazolo bleibe die FDP bei ihrer Haltung, wonach jeder VS-Ort seine Schule behalten solle.

Der Gemeinderat beschließt final zu diesem Thema am Mittwoch, 21. September, 16 Uhr, öffentlich zugänglich ab 16 Uhr.