Die Corona-Infektionslage im Landkreis spitzt sich zu. Der Inzidenzwert, also die Zahl der Infizierten auf 100 000 Einwohner binnen einer Woche, liegt aktuell bei 184 und bewegt sich offenbar unaufhaltsam auf den Wert von 200 zu. Unklar ist noch, welche Konsequenzen das hat. In den zuständigen Ämtern der Stadtverwaltung wird fieberhaft an Lösungsmöglichkeiten für eine Teststrategie in den städtischen Kindergärten gearbeitet, berichtete am Mittwochabend Oberbürgermeister Jürgen Roth.

Kita-Schließungen denkbar

Nicht ausgeschlossen ist auch, so bewertete das Stadtoberhaupt die Lage, dass die Kindergärten aufgrund der Infektionslage geschlossen werden müssten. Bislang aber, so teilte er den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses mit, gebe es noch keine entsprechende Rechtsverordnung des Landes.

Auch hinsichtlich einer Teststrategie für die Kindergärten fehle es bislang an definierten Aussagen aus dem Sozialministerium. Es gebe aber viele Hinweise, dass die britische Mutation des Virus auch in den Kindergärten angekommen sei.

Für die zuständigen Stellen der Stadtverwaltung bedeute dies eine „große Herausforderung“. Geklärt werden müssten nun wichtige Frage. Beispielsweise, ob die Stadt eine Testpflicht einführen werde, solange, bis eine Rechtsverordnung des Landes vorliegt. „Nein, das wollen wir nicht“, betonte der Oberbürgermeister.

Kinder ausschließen?

Allerdings gebe es für die Kindergärten im Gegensatz zu den Schulen keinerlei Möglichkeiten der Distanzbetreuung. Deshalb soll der Gemeinderat, der am kommenden Mittwoch tagen wird, eine Entscheidung treffen, ob Kinder, die nach dem Willen ihrer Eltern nicht getestet werden dürfen, vom Besuch der Kindergärten ausgeschlossen werden. Es geht also um die Frage, ob die Stadt und die Freien Träger dann von ihrem Hausrecht gebrauch machen nach dem Motto: Betreut wird nur, wer getestet ist. Außerdem muss die Stadt klären, ob die Tests von den Erzieherinnen in den Kindergärten, oder aber von Eltern zu Hause durchgeführt werden.

Schnelltest für Schüler am Gymnasium am Romäusring in Villingen: Kann man dies auch mit kleinen Kindern in den Kindergärten machen? ...
Schnelltest für Schüler am Gymnasium am Romäusring in Villingen: Kann man dies auch mit kleinen Kindern in den Kindergärten machen? Bild: Schule | Bild: Gymnasium am Romäusring

Was die Beschaffung von Test-Mitteln angeht, gibt es zahlreiche weitere offene Fragen. Das Land hat nach Informationen des OB den Kommunen signalisiert, dass es sich an der Beschaffung der Corona-Testmittel für die Kinder mit 30 Prozent an den Kosten beteiligen würde. Den Rest müssten dann die Kommunen tragen. Roth wies dabei auf die Merkwürdigkeit hin, dass das Land die Tests für das Personal zu 100 Prozent übernehmen, für die Kinder aber nur 30 Prozent geben wolle. Allerdings sei diese Frage noch nicht verbindlich geklärt. „Ich bin dafür, dass wir bei den Tests einsteigen“, bekannte OB Roth. Allerdings sei zu prüfen, welche Tests von den Kindern akzeptiert werden: die langen, die kurzen oder die sogenannten Lolli-Tests.

Die Stadt sei aus Gründen der Einheitlichkeit bestrebt, die Beschaffung dieser Tests auch für die kirchlichen und sonstigen freien Träger der Kindergärten aus einer Hand zu regeln, damit nicht jede Einrichtung andere Produkte verwende. Für die Kindergärten habe die Stadt inzwischen, wie zuvor für die Schulen, eine Ausschreibung unter verschiedenen Lieferanten gestartet. In diesem Zusammenhang wies Jürgen Roth die Kritik zurück, die Stadt würde einen Anbieter aus Villingen-Schwenningen nicht zum Zuge kommen lassen. Dieser Lieferant sei bei zwei Ausschreibungen leider stets der teuerste Anbieter gewesen. Es liege nun an der „Lernkurve“ dieses Händlers, dies zu ändern.

Rückzahlung für Eltern

Klären muss der Gemeinderat außerdem, wie er verfahren will, sollten die Kindergärten alsbald komplett geschlossen werden. Dann muss eine Regelung gefunden werden, wie die Eltern ihre Kindergartengebühren zurückerstattet bekommen. Bislang bleiben also viele Fragen offen. „Da sind wir ganz schön getrieben von der Entwicklung“, stellte das Stadtoberhaupt fest.