Bei ihm steht die Kunst im Mittelpunkt: Der neue Galerieleiter Alejandro Perdomo Daniels hat nichts dagegen, porträtiert zu werden, aber alles Private bleibt außen vor. Daniels möchte nicht in eine mit vielerlei Vorurteilen behaftete Schublade gesteckt werden.
Keine Details
Will heißen: Vom Interviewpartner, der seit 1. Juli die Geschicke der Städtischen Galerie Villingen-Schwenningen leitet, erfährt man nichts über das genaue Alter, seine Herkunft, nichts über Familie, Hobbies und Privates. Statt Frau, Kind, Hund und Segelboot soll es tatsächlich nur um das Fachliche gehen.
Dabei ergeben sich durchaus Parallelen zu seinem Vorgänger Stephan Rössler, der vor rund vier Jahren bei seinem Amtsantritt sehr verbindlich die Beantwortung jeglicher Fragen zu seiner Person über das Fachliche hinaus verweigerte.
Das Erkerzimmer ist komplett kunstfrei
Und das ist auch gut so, denn darüber definiert sich der Kunstexperte Alejandro Perdomo Daniels. So sitzt man nun in dem von Rössler überaus puristisch gestalteten und vom neuen Hausherrn ebenfalls geschätzten, komplett kunstfreien Erkerzimmer über den Galerieräumen und redet eben nicht über Gott und die Welt, sondern nur über die Kunst.
Was hat Daniels für die Zukunft vor?
Thematisiert werden die Ausbildung und die künstlerischen Projekte, die Daniels, der bis zu seinem Umzug an seine jetzige Wirkungsstätte über zehn Jahre in Bremen tätig war, in Villingen-Schwenningen realisieren will.

Eine breit aufgestellte Expertise bringt der neue Galerieleiter mit und kuratorische Tätigkeiten an renommierten Häusern wie dem Syker Vorwerk, der Bremer Weserburg oder dem Osnabrücker Museumsquartier.
Das dürfte sicherlich für den Gemeinderat ein Grund gewesen sein, ihn unter den 27 Bewerbern für den Galerieleitungs-Posten auszuwählen.
Frisch angefangen, zeigt sein Haus nun eine von seinem Vorgänger und langjährigem Galerieleiter Wendelin Renn kuratierte Ausstellung, die den Sammlungsbestand reflektiert (bis 6. Oktober: „Damals – heute. Die kleine Galerie‘: Kunst der 60er Jahre im Dialog mit zeitgenössischen Werken“, Dienstag bis Sonntag von 13 bis 17 Uhr, Donnerstag von 13 bis 20 Uhr. Montags ist geschlossen, auch an Feiertagen).
Allzu viele Positionen sind dem neuen Hausherrn dabei nicht vertraut. Man kann es ihm auch nicht übel nehmen, denn tatsächlich sind viele Künstler nicht wirklich bekannt. Ausnahmen sind dabei selbstverständlich Sol LeWitt und Charlotte Posenenske.
Schwarzes Salz heißt die erste Ausstellung
Und was gibt es ab nächstem Jahr vom neuen Galerieleiter zu sehen? Der Arbeitstitel der ersten Ausstellung lautet „Schwarzes Salz – Perspektiven Schwarzer Gegenwartskunst“.
Im Zentrum steht eine Auseinandersetzung mit dem weißen Blick auf schwarze Menschen. Ziel ist es, diesen Blick mit ästhetischen Mitteln kritisch zu beleuchten und das mit ihm verbundene asymmetrische Differenzgefühl durch Selbstermächtigung und Emanzipation umzukehren.
Nach dieser Ausstellung internationaler Gegenwartskunst mit gesellschaftskritischem Inhalt folgt eine Schau über Digitalität in der Kunst. Daniels: „Die digitalen Technologien der Informationsgesellschaft haben zu tiefgreifenden Veränderungen geführt, die sich auch im Kunstkontext niederschlagen“.

In der Galerie geht es spannend weiter
Die Vorschau richtet sich schließlich noch auf ein Ausstellungsprojekt, das die Grenzen zwischen Skulptur, Klang, Performance und Architektur überschreitet und dabei für das Publikum auf multisensorische Raumsituationen abzielt.
Das Programm zeigt: In der Galerie VS geht es auch nach dem unerwarteten Abgang von Stephan Rössler auf hohem Niveau weiter: Gesellschaftsrelevant, interdisziplinär und gattungsübergreifend.
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