Ein Landwirt baut seinen ökologisch wertvollen Rosenkohl gerade auf der Fläche an, die vom Stadtplanungsamt als Ausgleichsfläche für den „Solarpark Obere Wiesen“ in Rietheim vorgesehen ist.
Fläche gehört der Stadt
Wie es dazu kam? Ganz einfach: „Weil die Fläche uns gehört“, erklärte Bürgermeister Detlef Bührer den Stadträten auf Nachfrage von Joachim von Mirbach im Technischen Ausschuss am Dienstag, 12. Dezember. In der Rietheimer Ortschaftsratssitzung hatte das Thema vorherigen Woche für Diskussionen gesorgt.
Ackerland für Superfood
An diesem Dienstag nun legte der Rietheimer Ortsvorsteher Bernd Bucher dem Gremium die Sicht der Dinge in Rietheim dar. Der dortige Ortschaftsrat hat das Baugesuch Solarpark zwar abgelehnt, jedoch nicht, weil gegen den Solarpark an sich ist. „Wir haben es uns nicht einfach gemacht“, erklärte Bucher.
Landwirte stehen vor Generationswechsel
„Rosenkohl an sich ist ein Superfood im Schwarzwald, da haben wir uns gefragt: Müssen wir gerade das als Ausgleichsfläche nehmen? Das ist wertvolles Ackerland.“ Zumal von aktuell fünf Landwirten in Rietheim dreien gerade der Generationswechsel bevorstehe. „Das ist eine wichtige Fläche, es ist nicht einzusehen, dass sie den Landwirten weggenommen wird.“
„Wir legen Wert darauf, dass die wirtschaftliche Existenz der Landwirte in Rietheim gesichert wird.“Dietmar Wildi, CDU-Stadtrat
Dietmar Wildi (CDU) nahm den Ball sofort auf und bat die Verwaltung, die Fläche aus der Planung zu nehmen. „Wir legen Wert darauf, dass die wirtschaftliche Existenz der Landwirte in Rietheim gesichert wird“, bekräftigte der Stadtrat.

Ulrike Salat (Grüne) war beruhigt angesichts der Tatsache, dass die Rietheimer offensichtlich nicht gegen den von den Stadtwerken Villingen-Schwenningen (SVS) als Investor geplanten Solarpark an sich seien, sondern tatsächlich gegen die vorgesehene Ausgleichsfläche.
Stadträte stehen hinter dem Ortschaftsrat
„Wir stehen voll hinter dem Ortschaftsrat und wollen, dass die Ausgleichsfläche gestrichen wird“, bekräftigte Dirk Gläschig (Freie Wähler). Ob man nicht unter den Strommasten eine Photovoltaik-Anlage platzieren könne, stellte er eine mögliche Alternative in den Raum. Die Gesamtsituation sei maximal unbefriedigend, so Gläschig.
Bernd Lohmiller (SPD) unterstrich, dass seine Fraktion es ebenfalls für „zwingend notwendig“ halte, „dass der Landwirt diese Fläche behält“. Frank Bonath (FDP) zeigte sich dankbar für die Debatte und nannte die Vorgehensweise „sehr unbefriedigend“. Es handele sich um einen guten Boden von echtem Wert, der nun als Ausgleichsfläche herhalten müsse.
Es muss nicht zwingend Rietheim sein
Auf Anfrage von Edgar Schurr (SPD) stellte sich heraus, dass die Ausgleichsfläche nicht zwingend auf Rietheimer Gemarkung sein müsse, sondern überall in Villingen-Schwenningen gefunden werden könnte. Allerdings, so schränkte Matthias Hausmann vom Stadtplanungsamt ein, könne es sein, dass zum Artenschutz doch Rietheimer Gemarkung notwendig wäre.
Andererseits sei es theoretisch möglich, dass der Landwirt trotz Ausgleichsfläche dort weiter seinen Rosenkohl kultivieren könnte, der am Ortsrand an einem Stand verkauft wird. Dann nämlich, wenn nicht die ganze Fläche gebraucht werde. In Abänderung des Beschlussvorschlages wurde die Verwaltung beauftragt, eine Alternative zur landwirtschaftlich genutzten Fläche zu finden. „Jetzt schauen wir, ob wir es irgendwo anders machen können“, betonte Matthias Hausmann den guten Willen der Verwaltung.