Maria Noce hat schon eine Dachgeschosswohnung im Hospiz Via Luce frei geräumt, die Betten sind liebevoll bezogen: Dort sollen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine untergebracht werden. Zwei Familien sollen hier fürs Erste leben. Sie sind am Freitag bereits angekommen.
Für ihr Engagement und ihre vielen Aktivitäten wird die Geschäftsführerin des Schwenninger Hospizes im Netz als Heldin gefeiert. Doch dazu hat sie eine klare Meinung: „Ich bin keine Heldin. Ich tue nur das, was ich hoffe, dass es auch andere für mich und meine Familie tun würden, wenn wir in eine solch schlimme Situation geraten sollten.“
Viele Hilferufe
Schnell erreichten Maria Noce in den vergangenen Tagen die ersten Hilferufe von Ukrainern, die bereits in der Region leben. Oft kennen sie Noce über den Pflegedienst oder das Hospiz, immer wieder wurden dieselben Fragen gestellt: „ich habe Angehörige in der Ukraine, ich will sie herausholen und was passiert dann?“ Für die auch politisch aktive Frau, Noce ist CDU-Stadträtin, ist klar, sofort helfen zu wollen. Über Facebook findet sie rasant Gleichgesinnte.
„Die Solidarität in Villingen-Schwenningen und der Region ist überwältigend“, stellt sie fest. So wurde ihr ein Haus eines VS-Fabrikanten, das gerade leer steht, zur Verfügung gestellt. Hier kann Noce eine siebenköpfige Familie mit fünf Kindern, darunter ein zwei Monate altes Baby, einquartieren. Auch diese Ukrainer haben inzwischen Villingen-Schwenningen erreicht, nachdem sie vor Bomben und Raketen aus ihrem Heimatland geflohen waren.
Eine weitere Familie mit drei Kindern, darunter ein behindertes, wurde an der Grenze zu Rumänien zurückgeschickt. Sie harren nun weiter aus und hoffen darauf, durchgelassen zu werden. Für sie hat Noce eine weitere private Bleibe gefunden, zur Verfügung gestellt von einer VS-Familie. Im Dachgeschoss des Hospizes, das eigentlich für Angehörige gedacht ist, könnte sie vorübergehend zwei Frauen mit je zwei Kindern beherbergen.
„Ich bin keine Heldin. Ich tue nur das, was ich hoffe, dass es auch andere für mich und meine Familie tun würden, wenn wir in eine solch schlimme Situation geraten sollten.“Maria Noce, Geschäftsführerin Via Luce
Maria Noce musste inzwischen ihre berufliche Tätigkeit einschränken, um mehr Zeit zur Koordination der Hilfen zu haben. Die Bereitschaft, die Ukrainer zu unterstützen, sei riesig, meint sie. Als kleines Beispiel nennt sie, wie ihr der italienische Laden in St. Georgen mehrere Kartone mit Babynahrung zukommen ließ.

Auch bei Nicola Schurr werden jetzt die ersten Ukraine-Flüchtlinge nach einer schwierigen Reise im Schwarzwald ankommen. Schurr ist zwar SPD-Gemeinderat, aber sein Engagement ist rein privater Natur, betont er. Über die sozialen Netzwerke laufen die Drähte bei ihm heiß. So erreichten Schurr auch die Notappelle zweier Familien: eine mit drei, eine mit vier Kindern.
Das Problem: Diese Ukrainer sitzen in Rumänien fest. Es gebe dort einfach zu wenig Transportmittel für die Weiterreise. Auch gebe es offensichtlich nicht die Möglichkeit wie in Deutschland, als Ukrainer die öffentlichen Verkehrsmittel umsonst nutzen zu dürfen.
Für eine Familie hat Schurr bereits eine Unterkunft, für die andere sucht er noch. Wer hier eine Bleibe zur Verfügung stellen kann, soll sich bei Schurr unter der Handynummer 0174 621 34 53 oder unter der E-Mail n.schurr-spd@web.de melden.
Doch stellen nur Private Unterkünfte zur Verfügung? Die Stadt selbst habe keinen Wohnraum, im Notfall nur die Obdachlosenunterkunft, sagt eine Sprecherin. Die Kreisverwaltung koordiniere aber die Hilfen, meint sie weiter. Dort ist man aber auch darauf angewiesen, dass Privatleute Wohnraum anbieten, heißt es dort. Zwar aktiviere der Kreis derzeit die frühere Flüchtlingsunterkunft in der Schwenninger Alleenstraße, doch dies geschehe unabhängig vom Ukraine-Krieg. Schon zuvor sei diese Entscheidung gefallen, weil mit mehr Zuweisungen gerechnet werden muss.