Franziska Zeller

Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein, Klimaneutralität – was vor einigen Jahren noch eher Sache von Umweltschützern war, wird immer mehr zum großen gesellschaftlichen Thema. Das betrifft ganz stark auch die Wirtschaft. Wo bekommen die heimischen Unternehmen dafür das nötige Wissen und was tun Firmen bereits für die Umwelt? Der SÜDKURIER hat nachgefragt.

IHK sorgt für Aufklärung

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwarzwald-Baar-Heuberg unterstützt die Unternehmen zum Beispiel in Sachen Energieeffizienzsteigerung. Denn: Jede nicht verbrauchte Kilowattstunde ist auch gut für das Klima. „Wir betreiben beispielsweise seit 2012 einen Arbeitskreis mit mehr als 30 Unternehmen, die sich regelmäßig rund um die Energieeffizienzsteigerungen im eigenen Betrieb austauschen und sich gegenseitig Effizienzprojekte vorstellen, die dann gegebenenfalls von den anderen Unternehmen übernommen werden können“, erklärt Christian Beck, Pressesprecher der IHK Schwarzwald-Baar Heuberg.

Christian Beck, Pressesprecher der IHK.
Christian Beck, Pressesprecher der IHK. | Bild: IHK SBH

Fokus liegt auf Energieeinsparungen

2014 gründete die IHK außerdem die Initiative der EnergieScouts. Dabei werden Auszubildende in den Betrieben der Region an das Thema Energieeffizienz und Klimaschutz herangeführt. In mehreren Workshops lernen die Teilnehmer theoretische und praktische Grundlagen, um Einsparpotenziale im Betrieb zu erkennen. „Seit 2014 haben bereits 51 Betriebe mit über 250 Azubis an dem Programm teilgenommen, im Oktober dieses Jahres werden wir in eine neue Runde starten“, sagt Beck. Das Programm werde stetig weiterentwickelt und behandelt seit letztem Jahr neben Effizienzthemen auch das Thema naturnahe Firmengelände und Biodiversität.

Engagement wird noch ausgebaut

„Wir werden unser Engagement weiter fortführen und sind aktuell in der Planung, unser Angebot für die Unternehmen zu erweitern. Zum Beispiel sind wir gerade an der Planung eines Netzwerkes im Rahmen von Klimafit, über das Unternehmen einfach und gemeinsam zum Beispiel in das Thema CO2-Bilanzierung oder die Identifizierung von Maßnahmen zur Verbesserung einsteigen können. Das Thema wird uns also in den kommenden Jahren weiterhin begleiten“, erklärt Beck.

Bücherlieferung per Lastenrad

Ein Unternehmen, das bereits klimaneutrale Maßnahmen anstrebt, ist die Buchhandlung Osiander in der Villinger Rietstraße. Unter anderem werden die Bücher in Mehrwegbehältern verschickt, außerdem werden diese nur noch vereinzelt in Plastik eingeschweißt. „Wir im Buchhandel sind alle sehr naturverbunden. Wir lesen sehr viel darüber und möchten aktiv etwas für unsere Umwelt tun“, erzählt der stellvertretende Filialleiter Rainer Wißmann.

Kooperation mit City Logistik

Zudem werden die Bücher-Standardlieferungen seit über einem Jahr in Kooperation mit City Logistik, einem Tochterunternehmen des SÜDKURIER, per Lastenfahrrad geliefert. Und das kommt sowohl bei den Buchhändlern als auch bei den Kunden gut an.

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Um die Umwelt, Anwohner und den Verkehr zu entlasten, sollen Fahrradkuriere deshalb zukünftig auch bei weiteren Villinger Unternehmen eingesetzt werden. Durch die große Ladefläche und den Elektroantrieb können diese bis zu 250 Kilogramm transportieren.

Metzgerei lässt Wurst per E-Bike liefern

Auch die Landmetzgerei Haller lässt ihre Ware seit einigen Wochen per E-Bike liefern. Seitdem ist es Kunden auch per App möglich, Bestellungen aufzunehmen und diese direkt per Rad geliefert zu bekommen. Die App werde allerdings noch zu wenig genutzt und müsse sich erst einmal rumsprechen, sagt Stefanie Leibinger, Assistenz der Geschäftsführung. „Wir möchten ab sofort noch mehr auf Klimaneutralität im Betrieb achten. Der Kurierdienst ist nur der Start, in Zukunft ist noch weitaus mehr geplant. Vor allem versuchen wir, zunehmend auf Verpackungsmüll zu verzichten und wollen Plastik- durch Papiertüten ersetzen.“

Lisa Schmidt und Stefanie Leibinger von der Landesmetzgerei Haller: Seit drei Wochen werden auch hier die Waren mit dem Fahrrad geliefert.
Lisa Schmidt und Stefanie Leibinger von der Landesmetzgerei Haller: Seit drei Wochen werden auch hier die Waren mit dem Fahrrad geliefert. | Bild: Claudia Schmidt

Schon seit Jahren beschäftigt sich City Logistik mit dem Thema Nachhaltigkeit. Doch als 2019 in Konstanz der Klimanotstand ausgerufen wurde, sahen die Initiatoren dies als endgültiges Zeichen, noch mehr bewirken zu wollen. „Für uns war der ausgerufene Notstand das Signal, Städte wieder lebenswürdiger zu machen“, erzählt Lukas Bauer, Leiter für Vertrieb und Marketing bei City Logistik. „Weil wir für den SÜDKURIER ohnehin mit über 500 Zustellern unterwegs sind, wollten wir unser Know-How nutzen und mit Fahrradlieferdiensten durchstarten.“

Mit den Kurier-Rädern (hier ein Symbolfoto) lassen sich bis zu 250 Kilogramm transportieren.
Mit den Kurier-Rädern (hier ein Symbolfoto) lassen sich bis zu 250 Kilogramm transportieren. | Bild: CityLogistik/Rafael Garcia

„Wir sehen auch in Villingen, wie täglich hunderte Diesel-Paketdienstleister die Straßen verstopfen. Anwohner wollen ihre Pakete zwar erhalten, gleichzeitig ist die Lieferung aber auch mit einigen Nachteilen verbunden: Sie verpesten die Luft, sind laut und parken oft in zweiter Reihe“, so Bauer weiter. Pro Kilometer, der mit dem Rad statt mit dem Auto gefahren wird, könnten dem Dienstleister zufolge etwa 150 Gramm CO2 sowie 0,2 Gramm gesundheitsschädliche Stickoxide vermieden werden. In Villingen sind deshalb bereits zwei weitere Kooperationspartner für Fahrradkurierdienste im Gespräch. Und das soll nur der Anfang sein. Laut Bauer sind rund 30 Prozent des innerstädtischen Warenverkehrs mit Lastenfahrrädern umsetzbar: Und davon sollen im besten Fall sowohl Unternehmen und Kunden, aber auch die Umwelt profitieren.

Stadtverwaltung setzt auf E-Fahrzeuge

Auch die Villinger Stadtverwaltung ist sich der Thematik bewusst und hat seit diesem Jahr damit angefangen, ihren Fuhrpark auf vollelektrische Autos umzustellen. Da es dem Rathaus allerdings noch an der nötigen Lade-Infrastruktur fehlt, erfolgt die Umrüstung auf Elektro-Fahrzeuge nur schrittweise. Soweit bereits Ladegeräte vorhanden sind, wie etwa im Rathaushof Villingen oder in der Josefsgasse 7, oder eine Elektrifizierung der Standorte ohne immense Kosten umgesetzt werden kann, sollen ausschließlich E-Fahrzeuge beschafft werden. Einige Dienststellen sind außerdem bereits mit E-Bikes ausgestattet.

„Früher hatte man die Wahl: Rendite oder ein gutes Gewissen. Heute steht beides im Einklang.“
Benedikt Grießhaber, Sparkasse Schwarzwald-Baar

Nicht nur im Einzelhandel und auf den Straßen findet ein Umdenken statt, auch die Sparkasse Schwarzwald-Baar setzt bereits seit Jahren auf erneuerbare Energiequellen. „Wo die Möglichkeit besteht, sind auf unseren eigenen Gebäuden Photovoltaikanlagen installiert. Seit 2018 setzen wir beim Strombezug ausschließlich auf Ökostrom, um auch dort die Emissionen möglichst gering zu halten“, erzählt Benedikt Grießhaber, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Sparkasse Schwarzwald-Baar.

Nachhaltige Geldanlagen gefragt

Zudem seien die Heizungen der einzelnen Standorte teilweise bereits auf erneuerbare Energien wie Erdwärme oder Luft-Wärme-Pumpen umgestellt. Vor allem aber wollen nach Angaben Grießhabers auch immer mehr Menschen ihr Geld nachhaltig anlegen: „Zirka drei Viertel aller Sparkassenkunden interessieren sich mittlerweile für nachhaltige Geldanlagen. Früher hatte man die Wahl: Rendite oder ein gutes Gewissen. Heute steht beides im Einklang.“