Ein Leerstand weniger in der Innenstadt: Katharina Hake eröffnet am Samstag, 5. Oktober, in der Gerberstraße 29 das Drehstudio. In ihrer eigenen Keramikwerkstatt sitzt sie nicht nur selbst an der Töpferscheibe, sondern sie bietet dort auch Kurse und Workshops an.
Keramik statt Architektur
In den Räumen hatte bislang das Theater am Turm seinen Fundus, doch ein Ladengeschäft gab es hier schon länger nicht mehr. Das ändert sich jetzt. Die 28-Jährige erfüllt sich mit ihrem eigenen Geschäft einen großen Traum, für den sie ihre Stelle als Architektin in einem großen Freiburger Büro an den Nagel gehängt hat.

Die Töpferscheibe: Sie ist für Katharina Hake nicht nur der Ort, an dem sie sich kreativ austoben kann und wo Vasen, Teller, Müslischalen, Zuckerdosen und vieles mehr entstehen. „Ich kann dabei wunderbar runterkommen und entspannen“, sagt sie.
Vom Tonklumpen zum Blickfang
Das fast schon Meditative, wenn sich ein vormals unscheinbarer Tonklumpen auf der rotierenden Scheibe in ein schönes Stück Keramik verwandelt, hat Katharina Hake während ihres Masterstudiums an der Stuttgarter Kunstakademie kennen- und lieben gelernt.
„Ich fand Töpfern schon immer cool und habe in Stuttgart ein Semester lang einen Kurs besucht“, sagt sie. Sie weiß noch heute, was ihre erste Töpferarbeit war: Eine winzig kleine Espressotasse. Klar, dass sie die auch noch besitzt.
Mit Corona wird alles anders
Dann kam das Jahr 2020 und mit ihm Corona: Das Studium wurde zum Online-Event, die Töpferwerkstatt der Kunstakademie durfte nicht mehr genutzt werden – und Katharina Hake kaufte sich kurzerhand über eine Online-Kleinanzeige eine eigene Töpferscheibe.

Seitdem hat sie stetig an ihrer Technik gefeilt, sich über Tutorials im Internet neue Arbeitstechniken angeeignet. Weil Freunde und Familie relativ schnell mit Töpferwaren ausgestattet waren, hat Katharina Hake schon vor Längerem damit begonnen, ihre Keramik online zu verkaufen: über Instagram, aber auch über einen eigenen Onlineshop.
Weg vom Bildschirm, ran an die Töpferscheibe
Die vergangenen beiden Jahre hat die 28-Jährige, die in Villingen aufgewachsen und zur Schule gegangen ist, als angestellte Architektin gearbeitet. „Doch ich habe irgendwann gemerkt, dass ich mich kreativ nicht so ausleben kann, wie ich möchte, wenn ich den ganzen Tag am PC Pläne schreibe“, sagt sie.
Mit Unterstützung ihres Mannes Felix stand deshalb bald der Entschluss, wieder zurück nach Villingen zu ziehen, es mit der Selbstständigkeit zu versuchen.

Das ging sogar schneller als gedacht: „Wir hatten kaum die Suchanzeige ins Internet gestellt, als und der Laden auch schon angeboten wurde“, sagt Katharina Hake. Mit dem Vermieter, der den Jungunternehmern sehr entgegengekommen sei, waren sich die beiden schnell einig. Die vergangenen beiden Monate haben Katharina und Felix Hake dazu genutzt, den Laden in das Drehstudio zu verwandeln.
Hier darf auch selbst gearbeitet werden
„Ich wollte das Wort Studio unbedingt im Namen haben“, sagt die Architektin. „Als Zeichen dafür, dass man hier nicht nur kaufen, sondern auch selbst gearbeitet werden kann.“ An sechs Drehscheiben im hinteren Bereich des Ladens wird sie künftig Kurse und Workshops und individuelle Veranstaltungen anbieten.

Einmal pro Woche soll es für Fortgeschrittene auch eine offene Werkstatt geben, in der getöpfert und später auch glasiert werden kann. Bei 950 Grad Celsius um ersten und 1250 Grad Celsius beim zweiten Durchgang werden die Werkstücke gebrannt.
Wie sich die Glasur letztlich beim Brennen entwickelt, lässt sich vorher allenfalls schätzen, sagt Katharina Hake. „Es ist definitiv einer der schönsten Momente, wenn man Ofen öffnet und schaut, wie die Keramik aussieht.“
Mit dem Drehstudio gibt es einen Leerstand weniger. Doch es gibt noch einiges zu tun. Um das Städtle weiter zu beleben, will die Stadtverwaltung neue Wege gehen.
Wie Citymanager Thomas Herr im Juli verkündete, soll 2025 eine Leerstands- und Ansiedlungsdatenbank entstehen. Sie soll dabei helfen, leerstehende Geschäftsräume schneller zu vermitteln.
Die neue Datenbank sei nicht als Konkurrenz für die Immobilienmakler zu verstehen, sondern als wertvolles Ergänzungsinstrument, betont der Citymanager. „Es ist nicht unser Bestreben, die Rolle des Maklers zu übernehmen“, so Herr. Gegen Jahresende sei zudem ein Austausch mit den Maklern und Immobilienbesitzern der Innenstädte in Planung.