In Schwenningen steht das Großgebäude an der Villinger Straße 62 vor der Zwangsräumung. Der Eigentümer hat sich erfolglos gegen baurechtliche Auflagen zu wehren versucht, er ist letztinstanzlich damit bei der Justiz abgewiesen worden.
Für Mittwoch, 8. März, will das Baurechtsamt nun das Haus räumen lassen – „zum Schutz von Leib und Leben der Menschen, die dort wohnen“, wie Madlen Falke, Sprecherin der Stadtverwaltung, erklärt.

Nach Auffassung des städtischen Baurechtsamts weist die Adresse signifikante Mängel auf. Vor allem: „Das Haus werde nicht mehr in der ursprünglich vereinbarten Weise genutzt, erklärt Madlen Falke. Genehmigt gewesen sei laut der Verwaltungssprechern die Nutzung als Studenten- oder Flüchtlingswohnheim.
Hier sei der Betrieb von zentralen Küchen auf den Stockwerken vorgesehen. Nach Erkenntnissen der Stadtverwaltung würden nun viele Einzelmieter in ihren Wohnbereichen kochen. Zusammen mit weiteren Innenausbauten ergebe sich so insgesamt im eine große Brandgefahr für die Bewohner.
Seit November Lage bekannt
Außerdem, so Falke weiter, gebe es in dem Gebäude keine qualifizierten Fluchtwege. Auch die Feuerwehr habe dazu Bedenken angemeldet. Menschenrettung über Leitern sei etwa auf Grund zu höher Brüstungen auf manchen Etagen nicht möglich. Deshalb habe die Stadtverwaltung „seit Monaten“, so Falke Auseinandersetzungen mit dem Eigentümer. Die Mieter seien seit November 2022 informiert, dass die Mietverhältnisse so nicht weiter bestehen könnten.
In der Verantwortung sieht die Stadtverwaltung den Vermieter. Er müsse, so Falke, nun Ersatzwohnraum anbieten. Dass dies schwierig sei angesichts des Wohnungsmarkts, sei auch im Rathaus klar. Die Lage spitzt sich offenbar extrem zu.
„Zu uns kommen verzweifelte Bewohner, die nicht wissen, wohin sie sollen.“ Die Stadt bietet das Obdachlosenwohnheim an. Dies sei „für den Übergang durchaus geeignet für die Unterbringung“, stellt sie fest und betont noch einmal: „Es ist Aufgabe des Vermieters, diesen Menschen qualifizierten Ersatz anzubieten.“
Schweigen aus Angst
Vor Ort an dem Haus ist die Angst der Menschen, die hier wohnen, zu spüren. Namentlich äußern möchte sich auch deshalb niemand. Nach Kenntnis von Madlen Falke seien „einige schon weggezogen, andere finden aber nichts Bezahlbares“.

Am Mittwoch, 8. März, sollen nicht nur Behörden vor Ort das Gebäude räumen. „Wir haben auch den Rettungsdienst dabei“, sagt Madlen Falke. Zu dramatischen Situationen kommen könne es hier unter anderem auch, weil beispielsweise ein Bewohner unter einer besonderen Krankheit leiden soll. „Um diesen Mieter kümmern wir uns aber auch und in diesem Falle in besonderer Weise“, so Madlen Falke.
Das Gebäude ist Eigentum einer Privatperson. Verwaltet wird es von der in Schwenningen ansässigen Firma Arche Group GmbH. Sie nimmt folgendermaßen Stellung: „Sowohl Eigentümer als auch Hausverwaltung arbeiten an einer Lösung. Allen Beteiligten ist sehr daran gelegen die Bewohner nicht der Obdachlosigkeit auszusetzen.“ Aktuell suche man nach möglichen Unterkünften und sei zuversichtlich bis Anfang der Woche alle Bewohner unterbringen zu können.
Wir haben die Stellungnahme des Verwalters, die uns am 3. Dezember erst nach Redaktionsschluss erreichte, nachträglich hinzugefügt.