Für Markus Färber ist der Heiligabend 2024 ein besonderer Abend: Er dirigiert den letzten Kuhreihen als Stadtmusikdirektor. „Es gab schon das letzte Konzert, die letzte Probe, aber mit dem Kuhreihen ist dann endgültig Schluss“, lacht der Musiker, der 24 Jahre lang das große Orchester der Stadtmusik geleitet und geformt hat.
Wie blickt er auf den Kuhreihen zurück?
Wie blickt er auf den Kuhreihen, diesen ganz besonderen traditionellen Weihnachtsbrauch in Villingen, der auf ein Gelübde aus dem Jahr 1765 zurückgeht?
„Das Ganze ist immer sehr beeindruckend und es wird für mich sicher eine sehr emotionale Sache“, so Markus Färber. Aber er ist Profi genug, um den Kuhreihen souverän zu leiten. Er will vor allem kein Aufheben um seine Person machen: „Hier geht es um die Tradition und die Musik“.
Der Herterhorn-Bläser ist erst 16 Jahre alt

Als Herterhorn-Bläser ist dieses Jahr wieder ein ganz junger Musiker am Start: Der erst 16-jährige Serafin Lienhart schlüpft in die Rolle des Herterhornbläsers und folgt damit auf Jakob Fetscher, der auch erst 16 Jahre alt war, als er 2022 das Herterhorn beim Kuhreihen geblasen hat.
„Ich kenne beide gut und weiß, dass es hervorragende Bläser sind“, so Markus Färber. Beide haben zahlreiche Preise gewonnen und sind in der Region durch verschiedene Auftritte bekannt. Die Solisten würden den Kuhreihen maßgeblich prägen und jeder neue Solist setzt wieder „etwas andere Akzente“.
Serafin Lienhart, der das St. Ursula Gymnasium besucht, probt bereits seit einiger Zeit mit dem Herterhorn, das bei aller Schlichtheit einige Tücken aufweist: Mit sechs Tönen wird eine Melodie erzeugt und es gibt nur Naturtöne.
Als Naturtöne zählen alle Töne, die auf einem Blasinstrument allein durch unterschiedliches Anblasen ohne Zuhilfenahme von Klappen, Ventilen oder Grifflöchern erzeugt werden können. Es ergibt sich dadurch eine Naturtonreihe mit aufsteigender Frequenz.
Natürlich ist auch die ganze Familie aufgeregt, wie Christina Lienhart erzählt. Aber alle seien sich sicher, dass Serafin die Sache gut meistern wird.
Ein Lied ist neu arrangiert
Für seinen letzten Kuhreihen hat Markus Färber noch eine Besonderheit ausgegraben. Der Kuhreihen besteht aus drei Teilen: Zu Beginn erklingt das Lied „Es kam die gnadenvolle Nacht“, gefolgt von dem Ruf des Herterhorns, der ohne Orchesterbegleitung ertönt. Das wohl bekannteste Weihnachtslied „Stille Nacht“ setzt den Schlusspunkt unter den Kuhreihen.

Ein altes Gesangsbuch war die Vorlage
In den Unterlagen seiner verstorbenen Mutter, die auch Organistin war, hat Markus Färber ein altes Gesangsbuch mit einer frühen Fassung von „Es kam die gnadenvolle Nacht“ gefunden.
„Davon habe ich eine Vorlage geschrieben und Matthias Bucher hat das dann arrangiert“, berichtet der Stadtmusikdirektor stolz.
Die Melodie sei bis auf eine kleine Abweichung gleich, aber trotzdem: „Es klingt anders“ und aufmerksame Zuhörer merken das auch, ist sich Markus Färber sicher.
Und wie geht es für Markus Färber nach dem Kuhreihen weiter? Er freut sich auf viel Ruhe, die er braucht, um sich auf seine Gesundheit zu konzentrieren. Außerdem bleibt er der Stadtmusik als Klarinettenlehrer erhalten.
Vielleicht ergeben sich weitere Gelegenheiten, sich seiner Leidenschaft, der Musik, wieder intensiver widmen zu können, träumt Markus Färber. Endlich hat er ja Zeit, sich ganz auf die Klarinette zu konzentrieren und viel zu üben. Auch beim Sinfonieorchester, wo er seit vielen Jahren Stimmführer ist, möchte er sich stärker einbringen.
Hier lesen Sie, warum die Stadtmusik jetzt ein Verein geworden ist.