Die Nachbarn sprachen von einem Geisterhaus. Zehn Jahre lang hat eine Neubau-Ruine inmitten des Wohngebiets Wöschhalde die Gemüter erregt. Eine Heimsuchung, deren lähmende Abwicklung den Anwohner an die Nerven ging. Doch dieser Spuk ist jetzt vorbei: In der Wöschhalde 66 ist ein Neubau entstanden, auf den sich das ganze Wohnquartier freuen darf.

Die Geister sind vertrieben

Nach über einjähriger Bauzeit wurde der Schandfleck von einst durch einen imposanten Neubau ersetzt. Die bösen Geister sind damit vertrieben. Fabien Günther (39) hat mithilfe des heimischen Architekten Jo Müller an dieser Stelle seinen Traum vor einer nach modernsten Gesichtspunkten konzipierten Physiotherapie-Praxis in die Tat umgesetzt.

Gestaffelte Bauweise. Auf zwei Etagen bietet die neue Praxis fast 500 Quadratmeter Nutzfläche.
Gestaffelte Bauweise. Auf zwei Etagen bietet die neue Praxis fast 500 Quadratmeter Nutzfläche. | Bild: Stadler, Eberhard

Der selbständige Physiotherapeut kann nun endlich mit seinen Angestellten die beengten Verhältnisse seines bisherigen Domizils in der Wöschhalde 109 hinter sich lassen. „Für mich ist es eine große Freude, dass wir es geschafft haben“, betont er im Rückblick auf einen anstrengenden mehrjährigen Prozess. Mitte April ist es so weit: Mit seinem Team zieht er in helle, lichtdurchflutete und großzügige Räume um.

„Für mich ist es eine große Freude, dass wir es geschafft haben.“ – Fabien Günther (39), selbständiger Physiotherapeut
„Für mich ist es eine große Freude, dass wir es geschafft haben.“ – Fabien Günther (39), selbständiger Physiotherapeut | Bild: Stadler, Eberhard

Ein Neubau, der nie bewohnt war

Damit endet ein langer baulicher Missstand im Wohngebiet mit einem Happy End. Ursprünglich hatte ein Bauunternehmer geplant, Holzhäuser mit Zwei-Zimmer-Wohnungen zu realisieren. Doch schon kurz nach dem Baustart im Herbst 2014 auf dem Grundstück, das sich im Eigentum der Pfarrpfründestiftung der Erzdiözese Freiburg befand und im Wege des Erbbaurechts vergeben wurde, waren die Arbeiten in 2015 aus finanziellen Gründen wieder eingestellt worden.

Das Holzhaus blieb unbewohnt, vergammelte, wurde zum Ärgernis der Nachbarschaft. Nachdem das Gebäude aber durch Zäune gesichert worden war, bestand aber keine Handhabe mehr für ein Eingreifen der Behörden. Auch der Erzdiözese waren die Hände gebunden.

Diese Bauruine mit Holzfassade, geplant als Zwei-Zimmer-Wohnung, wurde nie fertiggestellt und vergammelte unbewohnt, bis sie 2023 ...
Diese Bauruine mit Holzfassade, geplant als Zwei-Zimmer-Wohnung, wurde nie fertiggestellt und vergammelte unbewohnt, bis sie 2023 abgerissen wurde. | Bild: Hans-Juergen Goetz

„Es war eine schwierige Dreier-Konstellation zwischen den Eigentümern, der Kirche und der Stadt“, erklärt Phsysiotherapeut Günther den jahrelangen Stillstand. Weder die Stadt noch die Kirche wollten Entschädigungsforderungen riskieren und auf Abrisskosten sitzen bleiben. Anfang 2021 hatte die Stadtverwaltung eine Abrissverfügung erlassen, doch erst 2023 wurde die Bauruine tatsächlich entfernt.

Der Käufer beendet den Stillstand

Den Stillstand hat am Ende Fabien Günther durchschlagen. „Ich habe mich bereit erklärt, das Haus zu kaufen und auf eigene Kosten abzureißen“, berichtet er. Das brachte den Durchbruch. Die beiden Eigentümer des Hauses seien am Ende froh gewesen, „dass sie es los sind“.

So sah es in der Bauruine aus.
So sah es in der Bauruine aus. | Bild: Hahne, Jochen

Günther hatte schon seit 2019 einen Blick auf das Grundstück mit dem Geisterhaus geworfen. Seine Praxisräume in der Wöschhalde 109, die er zwei Jahre zuvor von Roland Willmann übernommen hatte, stießen an ihre Grenzen. Das Praxisteam ist mit den Jahren von drei auf zehn Therapeutinnen und Therapeuten angewachsen.

Einige Geräte stehen schon. Fabien Günther im Raum seiner medizinischen Trainingstherapie.
Einige Geräte stehen schon. Fabien Günther im Raum seiner medizinischen Trainingstherapie. | Bild: Stadler, Eberhard

Einzige Physio-Praxis in der Wöschhalde

Aus der Wöschhalde wegzuziehen und sich irgendwo anders niederzulassen, war für Fabien Günther aber keine Option. „Für mich entscheidend ist die Lage der Praxis, da unsere Klientel aus dem Wohngebiet kommt“, schildert er seine Überlegungen. Seine Physio-Praxis ist die einzige in der Wöschhalde mit ihren 6000 Einwohnern.

Der Standort habe großes Potenzial. Und: „Hier gibt es viele ältere Leute. Wenn ich drei Kilometer wegziehe, kommen die nicht mehr“, sagt er.

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Bei seinen Patienten sei der Neubau sehr gut angekommen, freut er sich. Wichtig ist Günther aber auch, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Die tollen Arbeitsräume sieht er als gutes Argument, um seine Mitarbeiter zu halten oder neue zu gewinnen. Die Praxis, sie soll florieren. Das Geisterhaus dürfte damit bald ein Spuk aus der Vergangenheit sein.