Apotheken zählen zur medizinischen Grundversorgung. Selbst während der striktesten Corona-Einschränkungen durften sie geöffnet bleiben. Viele Menschen sind auf deren Dienstleistungen angewiesen. Dementsprechend groß ist das Interesse bei Veränderungen in der Apothekenlandschaft. Und genau hier steht jetzt ein bedeutender Wechsel an. Marc Thiel (41) aus Villingen, der bislang vier Geschäfte in Villingen sowie im Zentralbereich betrieben hat, trennt sich von drei seiner Filialen. Nachfolger ist Christoph Behrendt aus Hamburg.

Neuer Chef

Der 39-Jährige übernimmt zum 1. Juli die Klosterring-Apotheke, die Mozart-Apotheke in der Saarlandstraße sowie die Delta-Apotheke am Riettor. Dann ist er neuer Chef von rund 40 Mitarbeitern, die alle übernommen werden sollen. Bereits jetzt ist der Neu-Villinger vor Ort, lernt Filialen und Angestellte kennen. Sein Vorgänger lernt ihn ein. Die gute Nachricht für Kunden: Alle Filialen sowie das gewohnte Angebot sollen bestehen bleiben. Aufgewachsen ist Behrendt in Hamburg, wo er auch studiert hat und bis 2019 seine eigene Apotheke leitete.

Alte Freunde

In der Stadt an der Elbe haben sich Thiel und Behrendt auch kennengelernt. Bei einem Treffen im vergangenen Jahr hatten sich die ehemaligen Kommilitonen über Thiels Pläne unterhalten. Ergebnis war, dass Behrendt Interesse bekundete und letztlich auf das Angebot einging. „Wir waren uns bereits vor Corona einig“, erinnert sich Thiel. „An meiner Entscheidung hat auch die Krise nichts verändert, zumal Apotheken nicht so sehr unter den Einschränkungen gelitten haben“, fügt Behrendt wirtschaftliche Überlegungen hinzu. In Zukunft wollen beide zusammenarbeiten und, wo möglich, kooperieren. Auch abseits der Arbeit wollen sie in Kontakt bleiben, da sind sich beide sicher.

Neue Heimat

Mit Sack und Pack ist die vierköpfige Familie am 9. Juni von Eschborn in die neue Heimat Villingen gezogen. Dort wohnten die Behrendts mit ihren ein und drei Jahren alten Söhnen übergangsweise nahe der Schwiegereltern, nachdem der Familienvater 2019 nach dem Verkauf seine Hamburger Apotheke in Elternzeit gegangen war. In ihrer neuen Villinger Wohnung werden derzeit immer noch Kisten ausgepackt. „Und wir sind auf der Suche nach einem Kita-Platz, bislang ohne Erfolg“, berichtet Behrendt. Das sei jedoch Voraussetzung, dass seine Frau Daniela bald die kaufmännische Leitung im Betrieb übernehmen könne. „Wir haben uns hier sofort wohl gefühlt“, blickt Behrendt auf den ersten Besuch in Villingen zurück. Während der ersten Tagen nach dem Umzug seien sie gut aufgenommen worden, die Menschen seien offen und freundlich. Im Vergleich zur Großstadt schätzt der 39-Jährige vor allem die kurzen Wege zur Arbeit und in die Innenstadt. Mehr Platz, weniger Stockwerke und freie Parkplätze seien weitere positive Aspekte. „Bislang haben wir vor allem Spielplätze und die Infrastruktur erkundet“, so Behrendt. Im Winter werde man aufgrund der Nähe zu den Bergen sicher auch mal Ski-Fahren gehen.

Ausblick

Obwohl der 39-Jährige nicht grundsätzlich an der Struktur der Filialen rütteln will, auch die Namen sollen bleiben, so möchte er dennoch die Arbeit optimieren. Potential sieht er in der Zusammenarbeit untereinander sowie in der Digitalisierung. Letzteres bedeutet, dass künftig Medikamente und Rezepte via Internet und Smartphone bestellt werden können. In Kombination mit der Wohnortnähe sowie einem Botendienst sei man sogar schneller als reine Onlineanbieter und habe dadurch einen Wettbewerbsvorteil. Dieses Konzept will er ausbauen.

Sidonia-Apotheke

Vorbesitzer Marc Thiel konzentriert sich indes auf die Sidonia-Apotheke in der Albert-Schweitzer-Straße nahe dem Schwarzwald-Baar Klinikum. Die Apotheke habe sich in den vergangenen Jahren spezialisiert auf die Bedürfnisse von schwer erkrankten Patienten. Auch ein Reinraumlabor stehe dort zur Verfügung, teilt er mit. Auf diese Aufgabe möchte sich der 41-jährige Villinger nun verstärkt konzentrieren.