Andreas Pfaff ist schon den ganzen Donnerstagvormittag am Aufräumen. Die Heizpilze müssen wieder aus der Garage. Und danach muss er Gas einkaufen gehen. „Biogas“, sagt er. „Acht Euro teurer pro Kartusche, aber besser für die Umwelt.“

Ein paar Stunden früher am Morgen hatte er gelesen, dass der Gemeinderat in seiner Sitzung am Mittwochabend beschlossen hat, Heizpilze wieder zu erlauben. Bis Ende kommenden Jahres.
„Es ist super“, sagt Pfaff zum Beschluss des Gemeinderates. „Ich bin dankbar dafür.“ Er hat vier Heizpilze. Einer hat rund 400 Euro gekostet. Etwas teurere Modelle also. Die ein wenig sparsamer im Verbrauch sind, sagt er. Aufgestellt hat er die Heizpilze, als er es noch durfte, immer nur Abends. „Es hat mir sehr geholfen, ganz klar.“ Viele seiner Gäste wollen überhaupt nicht rein.
Im Dezember bricht der Umsatz ein
Ob es sich jetzt noch lohnt, mitten im Winter Heizpilze aufzustellen, dass weiß er nicht. Er will es auf jeden Fall probieren. Brauchen könnte er den Umsatz mit Sicherheit. In den ersten Dezemberwochen ist sein Umsatz um rund 60 Prozent eingebrochen, im Vergleich zum Dezember 2019.
Und dann ist da noch der abgesagte Weihnachtsmarkt. Am Mittwochvormittag kam seine bestellte Ware, am Nachmittag wurde der Markt abgesagt. Seitdem sitzt er auf zahlreichen Litern Glühwein und Punsch. Er versucht sie jetzt samstags zu verkaufen, auf seiner Terrasse.
Das schlimmste aber war für ihn das erste Wochenende, an dem die 2G-plus-Regelung eingeführt wurde. „Es war so ein Wirrwarr, ich hatte im Innenraum 30 Euro Umsatz.“
Gäste und Wirte sind verwirrt
Keiner wusste genau, was jetzt eigentlich gilt. Die Gäste nicht. Und die Wirte zum Teil auch nicht. Es war beispielsweise die Rede von einem Alkoholverbot auf Außenflächen. „Ja was heißt das? Alkoholverbot draußen?“ Aus Angst, etwas falsch zu machen, hat Pfaff an dem Wochenende nur Kinderpunsch auf der Terrasse ausgeschenkt. Erst auf Nachfrage hat er bei der Stadt erfahren, dass diese Verbots-Flächen von der Verwaltung gesondert ausgewiesen werden müssen.
„Ministerpräsident Kretschmann hat sich entschuldigt für das Durcheinander. Das ist schön und gut. Aber davon habe ich nichts“, sagt Pfaff. „Er soll sich die Terminbücher der Gastronomen für dieses Wochenende zeigen lassen und alles ersetzten.“
„Wir haben keine Lust mehr.“Andreas Pfaff, Rebstock
Pfaff ist nicht aufgeregt, wenn er das sagt. Er sagt es ganz nüchtern, eher ein wenig resigniert. „Wir haben keine Lust mehr“, sagt er. Und steht doch jeden Samstag zwölf Stunden in der Kälte, um den überschüssigen Glühwein zu verkaufen.
Er spricht es nicht laut aus, aber vielleicht wäre es ihm fast schon lieber, der Bund würde wieder eine komplette Schließung anordnen.
Zu spät für uns
Birgit Schrenk ist auf dem Sprung. In der Bildergasse gibt es noch einiges vorzubereiten, Zeit für ein Gespräch hat sie gerade nicht. Nur so viel kann sie sagen: „Wir finden es schön. Aber im November hätten wir sie eigentlich gebraucht.“ Die vier Heizpilze stehen noch draußen vor dem Eingang. Benutzen wird sie sie diesen Winter sicher nicht mehr.
Es geht um mehr als Restaurants
Michael Steiger, Inhaber der Irish-Pubs in VS und Tuttlingen, und Vorsitzender des Dehoga im Kreis, wird in diesem Jahr sicher keine Heizpilze mehr aufstellen. Wer will schon unter einem Heizpilz essen? Außerdem haben sie im Winter die Terrasse eh abgeräumt.
„Das hilft schon sehr“
Dennoch freut auch ihn der Beschluss des Gemeinderates. „Ich begrüße das ausdrücklich“, sagt er. „Ich bin froh, dass man es denen, die es umsetzen können, ermöglicht. Das hilft schon sehr.“

Seit Einführung der 2G-plus-Regelung spürt er nochmal einen deutlichen Rückgang. Im November hatte er Umsatzeinbußen von etwa 30 Prozent. Im Dezember bis jetzt bereits rund 50 Prozent (im Vergleich zum Dezember 2019).
Den Laden ganz zu schließen ist für ihn keine Option. Momentan jedenfalls nicht. „Wir müssen versuchen, stark auf Stundenoptimierung zu setzen und auf die Überbrückungshilfe 3-plus hoffen.“
Sind Elektro-Strahler die Lösung?
20 Heizpilze hat Steiger für seine drei Pubs. Einer kostete etwa 100 Euro. Im frühen Herbst, da waren sie noch gut zu gebrauchen. Er findet es gut, dass die Regelung nun um ein ganzes Jahr verlängert wurde. Er würde sich aber wünschen, dass danach eine Diskussion stattfindet, wie das ganze auf Dauer geregelt werden kann. Sein Vorschlag: „Heizstrahler, die mit Strom betrieben werden. Das funktioniert wie eine Mikrowelle.“
Wirt rechnet mit harten drei Monaten
Steiger wirkt nicht verbittert oder resigniert. Vielmehr, als habe er einfach akzeptiert, dass es nun mal so ist, wie es ist. Und vielleicht auch noch bleiben wird: „Ich glaube, wir stehen noch vor harten drei Monaten.“ Er sagt aber auch: „Es geht natürlich um Wirtschaftlichkeit und Existenzen. Aber es geht auch um ein Gesundheitssystem, das auf dem Zahnfleisch daherkommt.“