Mit einem bundesweiten Warntag – dem ersten seit der Wiedervereinigung – wollte man im September 2020 herausfinden, wie gut in Deutschland die Bevölkerung im Katastrophenfall gewarnt werden könnte. Der Plan damals war, dass um 11 Uhr am 10. September 2020 überall in Deutschland die Sirenen ein Notfallsignal von sich geben sollten. Die Entwarnung sollte 20 Minuten später folgen. Auch die Warn-Apps „Katwarn“ und „Nina“ sollten entsprechende Hinweise auf die Smartphones der Menschen schicken.
SÜDKURIER-Leser berichten von Problemen
Nicht überall aber hatte das funktioniert. Auch SÜDKURIER-Leser hatten damals von verspäteten oder gar nicht erst zugestellten Warnungen berichtet. In Pfaffenweiler hatte die Probewarnung damals dagegen reibungslos funktioniert. Dort ist am Rathaus eine von fünf Sirenen im VS-Gebiet angebracht. Die anderen befinden sich in Herzogenweiler, Marbach und zweimal in Tannheim.
Und bald könnte es noch weitere geben. Denn: Die Stadtverwaltung hat am Mittwoch den Auftrag vom Gemeinderat erhalten, sich näher mit der Errichtung eines Sirenennetzes in VS zu beschäftigen. Ausgangspunkt für das mögliche Projekt ist das „Sonderförderprogramm Sirenen“ des Bundes, für das das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) etwa 88 Millionen Euro den Ländern zur Verfügung stellt. Für Baden-Württemberg fallen davon elf Millionen Euro ab.
38 Sirenen für 775.000 Euro
Auch VS könnte seinen Teil des Kuchens erhalten. Um den Bedarf an Sirenen zu ergründen, hat das Amt für Feuerwehr, Brand- und Zivilschutz eine Beschallungsprognose durchführen lassen. Das Ergebnis: Im Stadtgebiet Villingen-Schwenningen müsste es 38 Sirenenstandorte – 24 Dach- und 14 Mastsirenen – geben. Kostenpunkt: 775.000 Euro. Jährliche Wartungskosten: zirka 9500 Euro.
Vom Land könnten im Idealfall 15 Mastsirenen mit Kosten bis zu 260.000 Euro gefördert werden. Heißt im Umkehrschluss: Die Stadt müsste 515.000 Euro selbst für die Sirenen ausgeben.
Förder-Countdown eigentlich abgelaufen
Ob es soweit kommt und inwieweit die Stadt für die Sirenen vom Land Geld erhalten könnte, ist bislang aber noch unklar. Das Problem: Anträge für Fördervorhaben mussten schon bis zum 12. November eingereicht werden – inklusive Nachweis über die Notwendigkeit, entsprechendem Beschluss des Gemeinderats sowie notwendiger Planungsunterlagen.
Zum aktuellen Zeitpunkt handele es sich jedoch nur um eine Prognose. Die habe die Stadt für die Kostenschätzung benötigt.
Der Landkreis- und Gemeindetag hat das Vorgehen schon Mitte Oktober gegenüber dem Innenministerium kritisiert. Eine Antwort steht noch aus.