Weiterhin zwei? Hüben und drüben? Oder nur noch einen, im jährlichen Wechsel? Oder, ganz verwegen, nur einen, immer auf dem Villinger Münsterplatz? Mitten im Sommer diskutierte der Gemeinderat am Mittwoch, 19. Juli, breit und kontrovers über die Zukunft der Weihnachtsmärkte in Villingen-Schwenningen.
Ein emotionales Thema, zu dem im Gemeinderat fast jeder was zu sagen hatte. Die Qualität und die gewünschte Ausrichtung der Weihnachtsmärkte steht seit Jahren in der Diskussion. 2021 hatte die sich die Gesellschaft der Südwest Messe aus der Verantwortung zurückgezogen. Seither macht es die Stadt.

Nach dem Weihnachtsmarkt 2022 bekam der städtische Wirtschaftsförderer und Marketing-Chef Matthias Jendryschik den Auftrag, den Weihnachtsmarkt attraktiver zu machen. Diese Hausaufgaben hat er mit seinem Team inzwischen akribisch gemacht und ein neues Konzept erarbeitet. Und das sorgt für Diskussionen.
Kosten verdoppeln sich
Alle Fraktionen im Gemeinderat lobten die konzeptionelle Arbeit der kommunalen Marketing-Truppe. Doch bei den Kosten zuckten die Fraktionäre dann doch zusammen: Statt bisher 95.000 Euro sollen die beiden Weihnachtsmärkte künftig 200.000 Euro im Jahr kosten. Und das sorgte für Nachdenklichkeit.
Christdemokraten, Grüne und Freie Wählern formulierten daher Überlegungen, die beiden Weihnachtsmärkte aus Kostengründen auf jährlich eine Veranstaltung zu reduzieren. Im jährlichen Wechsel soll sie einmal in Villingen, im Folgejahr in Schwenningen stattfinden.
Glühwein-Shuttle einführen
Ulrike Heggen (Freie Wähler) ergänzte das Szenario eines jährlich alternierenden Weihnachtsmarkts mit dem Vorschlag, einen Shuttle-Bus wie bei der Schwenninger Kulturnacht zum jeweiligen Weihnachtsmarkt pendeln zu lassen. Die Freien Wähle hatten dafür bereits einen Spitznamen kreiert: „Glühwein-Shuttle“.

Ein jährlich wechselnder Weihnachtsmarkt zwischen Villingen und Schwenningen hätte laut Jendryschick einige organisatorische Haken. Vor allem jenen Marktbeschicker, die sich bislang nur auf einen Stadtbezirk konzentrieren, müssten sich neu aufstellen.
Für die Marktleute sei aber Planungskonstanz sehr wichtig, gab er zu bedenken. Außerdem rief er den bisherigen Auftrag des Gemeinderates in Erinnerung: Die Weihnachtsmärkte sollen vor allem dazu dienen, die Innenstädte in Villingen und in Schwenningen zu beleben.
Doppelstadt oder gemeinsame Stadt?
Diese Aussage war wiederum eine Steilvorlage für Andreas Flöß, den Fraktionssprecher der Freien Wähler. „Wenn wir eine gemeinsame Stadt sein wollen, was wir hoffentlich sind, dann sollte ein gemeinsamer Weihnachtsmarkt für die Gesamtstadt möglich sein“, erklärte Flöß.
Mit den kostspieligen Doppelvorhaltungen für beide Stadtbezirke müsse Schluss gemacht werden. Der Gemeinderat sollte sich darauf konzentrieren, die Stärken des jeweiligen Stadtbezirks weiter zu entwickeln und nicht jedem das Gleiche zu geben.
Wenn der Gemeinderat zwei Weihnachtsmärkte finanziere, bleibe für jeden Markt nur die halbe Summe. „Das beraubt uns unserer Möglichkeiten, an einer Stelle etwas Attraktives zu machen“.

Brisanter Vorschlag von Flöß
Auf die Stärken zu konzentrieren, das heißt für Flöß in desem Fall: Den Weihnachtsmarkt jedes Jahr ausschließlich auf dem Villinger Münsterplatz durchzuführen. Dies sei der ideale und attraktivste Ort in Villingen-Schwenningen für eine solche Veranstaltung.
Der Stadtbezirk Schwenningen, so argumentierte er, habe ja ebenfalls mehrere eigene Veranstaltungen, beispielsweise die Lange Kulturnacht. „Ich fordere ja auch nicht eine Kulturnacht für Villingen“, betonte Flöß.
Missbehagen bei Schwenningern
Gemeinsame Stadt, oder doch lieber Doppelstadt? Mehrere Stadträte aus Schwenningen lauschten diesen Aussagen mit sichtlichem Missbehagen. Maria Noce (CDU) warnte davor, die beiden jährlichen Weihnachtsmärkte ständig in Frage zu stellen.
Auch Oberbürgermeister Jürgen Roth wurde vom plötzlichen Aufschlag der alten Verteilungsfragen zwischen Villingen und Schwenningen kalt erwischt. „Ich wollte eigentlich nur über eine Mittelerhöhung abstimmen lassen“, stöhnte er gequält. Stadtrat Frank Banse aus Schwenningen beantragte daraufhin das Ende der Debatte. Dem stimmten alle zu.
Am Ende gab es eine breite Mehrheit dafür, dass der Weihnachtsmarkt 2023 in beiden Stadtbezirken nach dem neuen Konzept durchgeführt wird. Denn die Planung steht bereits fest. Die Mehrausgaben von 100.000 wurden ebenfalls bewilligt. Die Debatte, wie es mit den Märkten weitergeht, ist damit vertagt. Fortsetzung folgt bestimmt.