„Politisch ist gewollt, dass wir auf Dauer gegen Corona, aber auch gegen die Grippe impfen“, sagt Carsten Orth. Er ist der Chef der Schwarzwald-Apotheke in der Niederen Straße in Villingen.
Aber geht das so einfach? „Im Studium haben Apotheker das Impfen nicht gelernt. Es braucht also eine spezielle Zusatzqualifikation, dass das gemacht werden darf“, so Orth weiter. In der Schwarzwald-Apotheke habe keiner der Mitarbeiter eine solche Qualifikation. Orth sagt deshalb: „In diesem Jahr wird es mit den Impfungen bei uns auf keinen Fall etwas.“
Wenn die Politik die Impfungen in Apotheken aber wünscht und anordnet, werde man die entsprechenden Maßnahmen aber natürlich umsetzen. An den Räumlichkeiten werde es bei Orth nicht scheitern. Oberhalb der Schwarzwald-Apotheke gebe es Räumlichkeiten, in denen Impfungen verabreicht werden könnten.
Aufwand zu groß
„Ich stehe der Idee, dass Apotheken künftig auch impfen, grundsätzlich kritisch entgegen“; sagt Christoph Behrendt. Er betreibt die Apotheken Klosterring, Delta, Mozart und Berthold in VS. „Apotheken haben schon sehr viel zu tun“, sagt er weiter. Auch noch impfen, wäre zu viel.

Statt Apotheken mit ins Impfboot zu holen, so Behrendt, sollte man es Hausärzten leichter machen, schneller zu impfen. Dafür müsste beispielsweise die Bürokratie abgebaut werden.
Der Landesapothekerverband steht den Corona-Impfungen durch Apotheken offener entgegen, wie Pressesprecher Frank Eickmann sagt: „Wir sagen nicht, dass wir unbedingt ins Impfgeschehen eingreifen wollen, aber wenn das politisch so entschieden wird, leisten wird auch hier unseren Beitrag. Was wäre naheliegender, als Apotheken, wenn man die Impfungen ausweiten will.“
Noch hat die Politik die Apotheken nicht in die Pflicht genommen. Beim Bund-Länder-Treffen in der vergangenen Woche wurden Apotheken nicht als Impfanlaufstelle niedergeschrieben. „Im Entwurf standen wir noch drin, in der Endfassung aber nicht mehr“, sagt Eickmann weiter.
Wenn Impfungen also auch in Apotheken verabreicht werden sollen – wie das etwa in Italien, Frankreich und der Schweiz schon der Fall ist – bräuchte es zunächst die politische Ermächtigung dafür. Eickmann: „Wir könnten dann relativ schnell zunächst ein Curriculum für die Schulungen zusammenstellen. Die müssten erst absolviert werden, dass Apotheker impfen dürfen.“ Eickmann rechnet mit ein bis zwei Tagen Theorie und anschließender Praxis für das Absolvieren einer Schulung. Von heute auf morgen, sagt er, könne das nicht funktionieren.
Was bei den Schulungen zwar wiederholt werden würde, was Apotheker aber ohnehin am besten können, wäre die Zubereitung der Impfstoffe. Zur Erinnerung: Der Impfstoff von Biontech wird in kleinen Fläschchen angeliefert. Vor dem Verimpften muss der Impfstoff vorsichtig mit Kochsalzlösung verdünnt werden. Pro Fläschschen können sechs bis sieben Dosen gewonnen werden. Auch das Spritzen an sich sei nicht die Herausforderung.
Eickmann: „Wichtig sind vor allem die Reaktionen, die beim Impfen auftreten können, und wir Apotheker darauf reagieren. Zwar gibt es nur extrem selten etwa einen anaphylaktischen Schock nach Impfungen, es ist aber wichtig, zu wissen, wie darauf zu reagieren ist.“
Aus diesem Grund kommt für den Landesapothekerverband auch nur infrage, dass Apotheken Booster-Impfungen durchführen: „Vor der Erstimpfung muss der Arzt den Patienten aufklären. Vor der Booster-Impfung hat der Patient dagegen bereits Erfahrung mit der Impfung und bereits eine klare Empfehlung des Arztes erhalten.“
Noch also warten Apotheken auf das politische Signal für die Corona-Impfungen. Klar ist aber schon jetzt für Eickmann: „Auch wenn das möglich sein wird, wird es viele Apotheken geben, für die das aufgrund der fehlenden Räumlichkeiten und von zu wenig Person schlicht nicht möglich sein wird.“