2018 ist das neugebaute Krematorium in Schwenningen eingeweiht worden und rund zwei Jahre später ist es bereits an der Kapazitätsgrenze anbelangt. Allerdings hat man bei dem Neubau gleich eine zweite Kremationslinie eingeplant, die jetzt nach Plänen der Stadtverwaltung aktiviert werden soll. Dafür fallen Kosten in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro an. Diese Kosten sollen sich bis 2030 amortisiert haben. Der Technische Ausschuss diskutiert digital am Dienstag, 11. Mai, über die Erweiterung des Krematoriums. Die tatsächlichen Einäscherungszahlen haben die prognostizierten Fallzahlen übertroffen, stellt die Verwaltung in ihrer Vorlage fest.

2020 gab es 3579 Einäscherungen, das sei das Maximum, was mit der derzeitigen Kremationslinie und den vorhandenen Mitarbeitern erbracht werden kann. Die hohe Einäscherungszahl im Jahre 2020 ergebe sich aufgrund einer überproportionalen Steigerung gegenüber dem Vorjahr mit einem Mehr von 307 Einäscherungen. Ein Zusammenhang mit Corona sei möglich, könne allerdings nicht eindeutig belegt werden.
Erkennbar sei, dass viele Verstorbene mit dem Hinweis „an oder mit Corona verstorben“
feuerbestattet wurden, ist der Vorlage zu entnehmen.

Das Krematorium in Schwenningen aus der Vogelperspektive. Bild: Hans-Jürgen Götz
Das Krematorium in Schwenningen aus der Vogelperspektive. Bild: Hans-Jürgen Götz

Allerdings geht der Trend grundsätzlich hin zur Feuerbestattung, in den Jahren 2010 bis 2020 hat die Stadt einen Zuwachs von 60 Prozent verzeichnet. Die Gründe für den Anstieg seien vielfältig, hier spiele die demographische Entwicklung der Gesellschaft eine Rolle, gesellschaftliche Veränderungen, insbesondere ein stark geändertes Generationenverhalten und die steigende Akzeptanz für Feuerbestattungen. Auch der Kostenvorteil gegenüber der Erdbestattung, bedingt durch eine kürzere Ruhezeit der Urnen und weniger Pflegeaufwand der späteren Grabfläche, spiele eine Rolle. Erst Ende vergangenen Jahres hat die Stadt die Friedhofsgebühren erhöht, sie sind nun flächendeckend. Das bedeutet aber, dass beispielsweise für eine Stelle eines Erd-Familiengrabs jetzt zwischen 2860 und etwas über 3010 Euro fällig werden – je nach Gestaltungsform. Vor der Erhöhung waren es 2710 Euro. Die Kosten für ein Urnen-Reihengrab sind von rund 1010 Euro auf 1300 Euro gestiegen.

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Norbert Hirt vom Bestattungshaus Preidel, Hirt und Butz bestätigt diesen Trend: „Das geht ganz klar stark nach oben.“ In seinem Unternehmen liege der Anteil der Feuerbestattungen mittlerweile bei rund 75 bis 78 Prozent – Tendenz steigend. Hintergrund für diese steigenden Zahlen ist seiner Meinung nach vor allem die gestiegene Akzeptanz für diese Art der Bestattung auch bei älteren Menschen. „Das war früher anders, da kam einfach nur eine Erdbestattung in Frage“, erklärt Norbert Hirt.

3579 Einäscherungen fanden hier 2020 statt, das sind 307 mehr als im Vorjahr, eine Steigerung, die durchaus mit Corona in Zusammenhang ...
3579 Einäscherungen fanden hier 2020 statt, das sind 307 mehr als im Vorjahr, eine Steigerung, die durchaus mit Corona in Zusammenhang stehen kann. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Er habe sich bei der Einweihung des neuen Krematoriums aber gewundert, dass die zweite Linie nicht gleich mit eingebaut worden ist. „Das war eigentlich absehbar, dass die Kapazitäten nicht lange ausreichen.“ Für die Arbeit der Mitarbeiter im Krematorium ist Norbert Hirt voll des Lobes: „Das ist hervorragend organisiert und alles ist sehr pietätsvoll gestaltet worden.“

Die Stadt will die Inbetriebnahme der zweiten Linie im Krematorium so planen, dass diese bis Sommer 2022 fertig ist. Zu diesem Zeitpunkt muss die erste Linie generalüberholt werden, das bedeute einen Stillstand von rund vier Monaten. In dieser Zeit käme die neue zweite Linie zum Einsatz und nach der Generalsanierung könnte dann mit beiden Linien der steigende Bedarf an Einäscherungen abgedeckt werden. Allerdings rechnet die Stadt für 2021 und 2022 gegenüber dem Jahr 2020 mit keiner weiteren Steigerung der Fallzahlen gerechnet. Erst ab 2023 ist eine Steigerung von 100 Einäscherungen pro Jahr prognostiziert.