Vöhrenbach – „Totgesagte leben länger“ lautete einer der zentralen Sätze des ehemaligen Vöhrenbacher Bürgermeisters Robert Strumberger beim Rückblick auf 100 Jahre Linachtalsperre. Das Bildungswerk Bregtal hatte zu diesem Vortrag eingeladen, bei dem Diplom-Ingenieur Harry Kunte die Entwicklung von der Planung bis zur Stilllegung der Talsperre beleuchtete. Etwa 20 Interessierte waren ins Pfarrzentrum Krone gekommen.
Robert Strumberger ging auf die Reaktivierung und Sanierung ein, an der er als Bürgermeister wesentlich beteiligt war. Interessant waren hier die vielen Details, belegt mit unzähligen Bildern. Die Veranstaltung stand unter dem Titel „100 Jahre Linachtalsperre“, doch genau genommen kann man dieses Jahrhundert gleich mehrmals feiern: Zentral war das Lichterfest am 16. Dezember 1923, mit dem der erste Strom aus dem Kraftwerk gefeiert wurde. Offizielle Einweihung war am 31. Mai 1926; dieses Jubiläum steht also noch aus.
Harry Kunte schilderte viele Einzelheiten, angefangen von der Stromversorgung mit einem eigenen Kraftwerk in der neuen Villinger Straße, das aber bald nicht mehr ausreichte. Sehr aufschlussreich waren seine Erläuterungen zur Bauweise: Durch die damals ganz moderne Pfeilerbogenstaumauer konnten unter anderem Unmengen an Beton eingespart werden. Andererseits mussten die Stützen zwölf Meter tief unter der Erdoberfläche auf dem Fels gegründet werden. Von weltweit aktuell 4861 existierenden Stauanlagen sind nur 43 als Mehrfachbogenstaumauer gebaut. In Deutschland ist die Linachtalsperre die einzige und damit ein wichtiges technisches Kulturdenkmal.
Neben den technischen Erläuterungen schilderte Kunte auch die Probleme mit der Finanzierung des Projekts, wodurch die Stadt Vöhrenbach in der Weltwirtschaftskrise 1929 zahlungsunfähig wurde. In den Nachkriegsjahren gab es Sanierungen an der Staumauer, doch 1969 beschloss der Gemeinderat, das Kraftwerk stillzulegen und an das Kraftwerk Laufenburg zu verkaufen.
Mit seiner Wahl zum Bürgermeister sah Robert Strumberger 1997 für sich eine große Aufgabe darin, die „alte Dame“ zu reaktivieren, was viele als unmöglich erachteten. Bereits 1996 hatte die Gedea das Kraftwerk übernommen und produzierte ab 1998 wieder Strom. 1999 wurde der Verein „Rettet die Linachtalsperre“ zur Erhaltung dieses einmaligen Kulturdenkmals gegründet. Mit ideeller und finanzieller Unterstützung aus der Politik und vor allem mit viel Durchsetzungswillen und Energie schafften es Strumberger und der Gemeinderat trotz aller Unkenrufe, die Mauer – seit 2002 als Denkmal anerkannt – zu sanieren. 2008 konnte die sanierte Staumauer gefeiert werden. Von den 7,1 Millionen Euro Sanierungskosten übernahm das Land 90 Prozent, Vöhrenbach zehn Prozent.