Einmal mehr war die Linachtalsperre Thema im Vöhrenbacher Gemeinderat. Dieses Mal ging es im Wesentlichen um die aktuell laufende „vertiefte Sicherheitsüberprüfung“. Hier steht die Stadtverwaltung auf dem Standpunkt, dass die von den Gutachtern der Universität Stuttgart geforderten zusätzlichen Untersuchungen unnötig seien und nur zusätzliche Kosten verursachen.

Alle zehn Jahre vertiefte Sicherheitsüberprüfung

Alle zehn Jahre muss für eine Staumauer eine vertiefte Sicherheitsüberprüfung durchgeführt werden. Dabei geht es vor allem darum, die bei der Betriebsgenehmigung vorgelegten Gutachten zu überprüfen und zu aktualisieren, um die Sicherheit der Mauer auch für die nächsten zehn Jahre zu gewährleisten. Bereits 2017 wurden dem Gemeinderat erste Ergebnisse dieser Überprüfungen vorgestellt.

Stadt: Maßnahmen tragen nicht zu mehr Sicherheit bei

Allerdings werden auch weitere Untersuchungen und Maßnahmen gefordert. Die Verwaltung stellt die Notwendigkeit und den Nutzen einiger von der Uni Stuttgart empfohlener Maßnahmen infrage, da sie nicht zur Erhöhung der Sicherheit der Linachtalsperre beitrügen. Unterstützt wird die Stadt dabei durch Fachgutachter, welche bereits an der Sanierung der Linachtalsperre beteiligt waren.

Neue Regelung für Mindestzuflußmenge

So gibt es hier noch eine ganze Reihe von Punkten, bei denen man in den Gesprächen mit dem Landratsamt noch keine Einigkeit über die Erforderlichkeit gefunden hat. In diesem Bereich gab es inzwischen eine neue Genehmigung, die den Betrieb vereinfacht: Künftig muss nur noch so viel Wasser aus dem Stausee in den Bach unterhalb der Staumauer eingeleitet werden, wie auch tatsächlich in den See einfließt. Bisher war nicht die Zuflussmenge entscheidend, sondern die Einhaltung einer Mindestmenge im Abfluss-Bach, was in Trockenzeiten zu Problemen führte.

Umstrittene Staubalkenhöhe

Ein Beispiel, an dem die Meinungsverschiedenheiten deutlich werden, ist der sogenannte Staubalken am Tosbecken. In dieses Becken fließt beim Überlaufen des Sees über den seitlichen Kanal, die Schussrinne, das Wasser ab. Nun wird von der Uni Stuttgart gefordert, diese Mauer 50 Zentimeter niedriger zu machen. Angeblich bestehe hier das Problem einer möglichen Rückschlagwelle bei großem Wasserzufluss.

Die Mauer des Tosbeckens soll zu hoch sein, kritisieren die Gutachter der Uni Stuttgart.
Die Mauer des Tosbeckens soll zu hoch sein, kritisieren die Gutachter der Uni Stuttgart. | Bild: Jürgen Liebau

Genau diese Argumentation kann aber der Professor, der an der Sanierung der Staumauer beteiligt war, nicht nachvollziehen. Denn dies sei damals genau berechnet und auch durch Gutachten bei der Inbetriebnahme belegt worden, so seine Argumentation. Nun sollen hier plötzlich andere Zahlen gelten. Eine niedrigere Mauer wäre ein teures Unterfangen.

Regelmäßige Messungen durch die Universität Karlsruhe an der Mauer

Ein anderes Beispiel ist die Forderung nach einer sogenannte Lotanlage an der Mauer, um Bewegungen der Mauer zu signalisieren. Dies sei sicherlich bei normalen Staumauern sinnvoll. Bei der Linachtalsperre mit ihrem speziellen aufgelösten Baustil lasse sich das Ganze wesentlich einfacher durch die Messungen kontrollieren, die ohnehin regelmäßig durch die Universität Karlsruhe an der Mauer durchgeführt werden. Auch hier würden wieder unnötige Kosten entstehen und außerdem das Erscheinungsbild dieses Industriedenkmals beeinträchtigt.

Ein drittes Beispiel ist der Zufluss ins Tosbecken am Ende der Schussleitung, der vergrößert und verdolt werden soll. Nach Meinung der Verwaltung reicht hier eine Betonplatte zur Befestigung der Zufahrt über diesen Ablauf aus. Die daneben liegenden Steuer-Leitungen müssten von der Gedea als Betreiber der Stromerzeugung etwas besser geschützt werden. Aber auch dies wäre wesentlich günstiger als die geforderte Maßnahme.

Bürgermeister: Verhältnismäßigkeit muss gewahrt werden

Bei all dem müsse, so Bürgermeister Robert Strumberger, die Verhältnismäßigkeit gewahrt werden. Vor allem müsste man sich an die Vorgaben halten, die bei der Inbetriebnahme galten.

Auf jeden Fall sollte man, wenn tatsächlich noch einmal weitere Gutachten nötig wären, um die Position der Stadt zu untermauern, einen entsprechenden Antrag auf Erhöhung des dafür vorhandenen Zuschusses stellen. Und nicht vergessen dürfe man, so Rüdiger Hirt (CDU), dass diese Maßnahmen wieder die Finanzen der Stadt belasteten. Dabei gehöre die Staumauer zu den freiwilligen Leistungen, die in der aktuellen Haushaltslage immer wieder im Fokus stehen. Daniel Weißer forderte, auch weiterhin die Kosten zu prüfen, bevor man in ein bestehendes und auch genehmigtes Bauwerk eingreife.