Bezirksliga: Wenn Nelson und Maximilian Jeckl am kommenden Montag im Zug zur Arbeit sitzen, dann wird es für die Brüder höchstwahrscheinlich nur ein Thema geben: das Familienduell in der Bezirksliga zwei Tage zuvor.

Seit dieser Saison kickt Maximilian wieder für den FC Hilzingen, Nelson ist im Sommer zum SC Konstanz-Wollmatingen gewechselt. Wie es der Zufall so wollte, arbeiten die Rielasinger seit einigen Monaten in Zürich, wohin sie zum Wochenbeginn gemeinsam pendeln – und dann natürlich über ihr Hobby, den Fußball, diskutieren.

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Ohnehin hat der Sport in der Familie Jeckl einen enormen Stellenwert. Der größte Fan von Maximilian und Nelson ist Vater Horst, der fast alle Partien seiner Sprösslinge auf dem Sportplatz verfolgt – nur nicht, wenn sie gegeneinander spielen. „Das ist ein absolutes No-Go, nicht angenehm“, sagt Horst Jeckl.

„Als sie früher gemeinsam für den FC Hilzingen gespielt haben, sind sie einmal unglücklich zusammengeprallt und haben sich verletzt. Da habe ich gesagt: Wenn ihr mal gegeneinander spielt, dann ohne mich“, erklärt der Vater bestimmt.

Die Schwester filmt die Spiele

Stattdessen wird er am Samstag seine Tochter Seraina auf den Fürstenbergsportplatz nach Wollmatingen schicken. Sie war selbst aktive Fußballerin und versorgt die Eltern bei so brisanten Begegnungen mit Infos und Videomaterial.

Ansonsten verfolgen Horst und seine Frau Ina die sportlichen Laufbahnen ihrer heute 27 und 29 Jahre alten Söhne intensiv. Von den ersten Schritten in der F-Jugend des 1. FC Rielasingen-Arlen bis zwischenzeitlich in die Verbandsliga.

„Wir leben Fußball“, sagt Horst Jeckl. „Wenn sie zeitgleich spielen, dann wechseln wir ab“, fährt er fort, „das hängt dann vom Tabellenstand ab, oder ob einer in der Startelf ist und der andere vielleicht nicht.“ Und manchmal fahren die Eltern von einem Platz direkt zum anderen – um möglichst beide Söhne siegen zu sehen.

Eine solche Einigkeit herrscht nicht immer in der fußballverrückten Familie aus dem Hegau. Mutter Ina ist Borussia-Dortmund-Fan, Maximilian drückt dem VfB Stuttgart die Daumen, und Horst, Seraina und Nelson sind Anhänger von Borussia Mönchengladbach. Gemeinsam hoffen sie nur auf Erfolge der beiden Brüder.

Meistens geht es heiß her

Dass es in den direkten Duellen auch mal brisanter zugehen kann, zeigt das letzte Aufeinandertreffen am 2. November 2019 in der Landesliga, als Maximilian im Dress des Hegauer FV dem FC Singen 04 und seinem Bruder Nelson ein 5:5 abtrotzte. Das Remis war ein Highlight für alle Zuschauer und die meisten Spieler. Vor allem Maximilian Jeckl erinnert sich mit einem breiten Grinsen daran.

„Das war einfach überragend“, sagt der Mittelfeldspieler, der die frühe Führung und später per Strafstoß das 4:3 für den HFV beim großen Rivalen erzielte. „Den Artikel von damals habe ich mir aufgehängt“, sagt er. Gefoult hatte ihn vor dem Strafstoß übrigens – sein Bruder Nelson.

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Der ist verständlicherweise nicht mehr so gut auf das Spiel zu sprechen. „Das hab ich verdrängt“, sagt er und lacht. Auch wenn die beiden Protagonisten damals mehr oder weniger glücklich agierten, war es in jedem Fall ein Unentschieden für den Familienfrieden.

Da die Saison 2019/20 vier Monate nach dem 5:5 und die folgende Spielzeit exakt zwei Tage vor der geplanten Revanche wegen Corona abgebrochen wurde, ist das kommende Duell das erste Aufeinandertreffen der beiden Jeckls auf dem Sportplatz seit damals.

Vor einem Jahr wurde die Saison zwei Tage vor dem Familienduell der Jeckls abgebrochen. Damals spielte Maximilian (links) für den ...
Vor einem Jahr wurde die Saison zwei Tage vor dem Familienduell der Jeckls abgebrochen. Damals spielte Maximilian (links) für den Hegauer FV und Nelson (rechts) für den FC Singen 04. Das Foto für einen Artikel war bereits gemacht. | Bild: Feiertag, Ingo

„Das war megaärgerlich. Ich hatte mich letztes Jahr vom ersten Spieltag an auf dieses Duell gefreut und gehofft, dass es irgendwann noch nachgeholt wird“, sagt Maximilian Jeckl, der Rückkehrer zum Tabellenachten FC Hilzingen, für den er vor einigen Jahren schon gespielt hatte.

„Wenn man die Ansprüche und die Kader der beiden Vereine vergleicht, wäre ich dieses Mal mit einem Unentschieden zufrieden“, fügt der 29-Jährige hinzu.

Vater Horst bleibt diplomatisch

Sein jüngerer Bruder Nelson tippt auf einen 2:0-Sieg für sein Team, den Bezirksligadritten SC Konstanz-Wollmatingen. „Die Ambitionen, um aufzusteigen, sind da“, sagt er. Und Vater Horst hofft – ganz diplomatisch: „Beide sollen verletzungsfrei rauskommen und der Bessere soll gewinnen.“

Wie auch immer die Partie enden wird, eines ist sicher: Für Gesprächsstoff wird auch dieses Familienduell sorgen – im Hause der fußballverrückten Jeckls und am Montag im Zug von Thayngen nach Zürich.