Fußball-Bezirksliga: – Was würden die Anhänger des FC Schlüchttal für einen entspannten Nachmittag auf dem Sportplatz geben. Einfach mal das überlegene Spiel seiner Mannschaft genießen und sich schon in der Halbzeitpause voll Vorfreude auf den Sieg freuen.
Aber nein, so einfach macht es der Aufsteiger seinen Anhängern nicht. Wie das an den April erinnernde Wetter tauchte die Elf von Trainer Michael Gallmann beim 3:2-Sieg gegen den FC Erzingen den heimischen Anhang über 90 Minuten in ein Wechselbad der Gefühle.
Fußball-Bezirksliga in Zahlen
Als Schiedsrichter Zan Gavranovic nach neun Nachspielminuten endlich Feierabend machte, setzten sich die beiden Trainer gemeinsam auf die Bank: „Das war mal wieder Chancenwucher vor der Pause“, schnaufte Michael Gallmann tief durch und Michael Jauch vom FC Erzingen blickte auf eine Niederlage, die mit etwas mehr Glück im zweiten Durchgang abgewendet hätte werden können.

Für den FC Erzingen gab es zumindest in der ersten halben Stunde nicht viel zu ernten auf dem kleinen Kunstrasen in Ühlingen. Obwohl Torjäger Nico Reichardt dem FC Schlüchttal wegen einer zweiwöchigen Rot-Sperre fehlte, stürmten die Hausherren mit viel Elan vom Anpfiff weg.
Solostürmer Marvin Kalt war – unterstützt vom wieselflinken Thomas Lang – an fast allen Offensivaktionen beteiligt. Schon nach neun Minuten hatte Kalt – auf Zuspiel von Pedro Albicker – die Führung auf dem Fuß. Doch sein Lupfer über Torwart Mirco Nannavecchia tüpfte auf die Latte und sprang ins Feld zurück. Das war der endgültige Startschuss für einen Reigen an Chancen.
Dennoch mussten sich die Gastgeber 23 lange Minuten gedulden. Isa Celik setzte sich etwas zu ungestüm gegen Lang ein. Der ging zu Boden und Gavranovic zeigte sofort auf den Punkt. Marvin Kalt legte sich den Ball zurecht und traf. „Normalerweise ist das Nicos Aufgabe“, schmunzelte der 30-jährige Routinier, der von der Erzinger Defensive fortan nicht mehr zu kontrollieren war.
Mit gutem Auge und einem feinen linken Fuß erzielte er nur neun Minuten nach der Führung mit einem sehenswerten Schlenzer ins lange Eck das schönste Tor des Tages. Am Strafraumeck fackelte er nach dem Diagonalpass von Pedro Albicker nicht und zirkelte die Kugel unhaltbar zum 2:0 ins Netz.
In der Folge gab es Chancen im Minutentakt, doch das längst verdiente dritte Tor für den FC Schlüchttal wollte nicht fallen. Das war die erste Phase in der der gesperrte Torjäger vermisste wurde. Denn plötzlich meldete sich der FC Erzingen zu Wort. Die erste Chance der Gäste bot sich Marco Morawczik in der 41. Minute. Sein Schuss flog noch am Kasten von Simon Hepp vorbei, wenig später aber lag die Kugel im Netz. Davide Di Lionardo ließ Timo Vogt stehen, zog trocken ab und so gingen die Teams mit einem 2:1 statt mit einem 3:0 oder 4:0 in die Pause.
Große Flatter nach der Pause
Spätestens jetzt war dem letzten Zuschauer klar, dass es mit einem entspannten Nachmittag nichts mehr werden würde. Über das Schlüchttal schoben sich schwarze Wolken, die wechselweise Schnee, Graupel und Regen verteilten und in der Defensive der Gastgeber machte sich nicht nur wegen des Windes die große Flatter breit. Der FC Schlüchttal schafft es offensichtlich nicht, fokussiert in die zweite Spielhälfte zu gehen.
Nutznießer war Benjamin Ciglar, der nach einem feinen Zuspiel von Giuseppe Ferraro das 2:2 markierte. Der Spielverlauf war endgültig auf den Kopf gestellt. Die Gäste wollten nun mehr, der FC Schlüchttal musste auf Konter lauern. Wieder so ein Moment, in dem Michael Gallmann bedauerte, dass Nico Reichardt kein Trikot tragen durfte: „Gerade in dieser Phase habe ich ihn sehr vermisst.“

Selb holt zweiten Elfer raus
Aber er hatte ja noch einen Trumpf im Ärmel. Michael Selb war nach dem Seitenwechsel für Thomas Lang auf dem Platz. Eine Stunde war vorbei, Selb lieferte sich einen Zweikampf mit Luigi Lentisco – und lag plötzlich auf dem Boden: „Er zieht mich mit runter“, zuckte der Erzinger mit den Schultern und Michael Gallmann attestierte dem 31-Jährigen, der nach dem Aufstieg eigentlich aufhören wollte, eine gewisse Portion „Cleverness“ bei diesem Strafstoß: „Ich weiß nicht, ob ich da auch gepfiffen hätte.“ Gavranovic jedenfalls zeigte zum Entsetzen der Gäste wieder auf den Punkt und erneut lief Marvin Kalt als Sieger im Duell mit Mirco Nannavecchia in seine Hälfte zurück.
Der FC Erzingen gab sich nicht auf, doch viele Ausgleichsmöglichkeiten boten sich nicht. Einen Volleyschuss (64.) von Felix Uhl fischte sich Simon Hepp ebenso wie den Kopfball (68.) von Davide Di Lionardo.

Gefährlicher waren da die Angriffe des FC Schlüchttal. Timon Baumgärtner war in der 83. Minute auf und davon, mit Pascal Meier im Windschatten. Am Strafraum war der Erzinger dran, Baumgärtner strauchelte und stürzte. Einen dritten Elfer bekam er dafür nicht, denn der Kontakt war noch außerhalb der gefährlichen Zone. Dass Gavranovic aber gar nicht pfiff, konnte Baumgärtner erst recht nicht verstehen.
Endgültig hätte Linus Dörflinger den Deckel in der Nachspielzeit drauf machen können, Nach dem Querpass von Timon Baumgärtner stand er allein vor Mirco Nannavecchia. Dörflinger hatte alle Zeit der Welt, zögerte aber dann doch zu lang. Den platzierten Schuss, kratzte der herbei gestürmte Nico Weißenberger von der Linie und leitete damit einen letzten Konter ein.

Der verpuffte dann aber auch, zum Leidwesen von Michael Jauch: „Wir haben es anfangs viel zu nervös gespielt“, gab der Erzinger zu, dass er froh um die Option nach dem 1:2 gewesen war: „Mirco hat uns vor der Pause mit seinen Paraden im Spiel gehalten halten.“
Einen kurzen Blick in die Kabine gewährte Michael Gallmann: „Ich bin in der Pause laut geworden. Wir hätten viel klarer führen müssen“, monierte er aber nicht nur die Abschlussschwäche: „Das Erzinger Mittelfeld hat uns ordentlich zu schaffen gemacht. Mit unserer Körpersprache in den Zweikämpfen war ich nicht zufrieden.“
So schnell wie sich die dicken Regenwolken verzogen, waren auch die durchgefrorenen Zuschauer weg. Schnell nach Hause, ab ins Warme und dann das Länderspiel gegen Frankreich schauen. Dieses Spiel wurde 2:0 gewonnen – mit weit weniger Drama während der 90 Minuten als beim FC Schlüchttal.
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