Wenige Tage vor dem Start ins Fußballjahr 2024 haben wir uns mit den Trainern der vom Abstieg bedrohten Clubs der Bezirksliga Hochrhein über die Strategie für die ausstehenden Spiele unterhalten. Wie die SG FC Wehr/Brennet – mit 13 Punkten auf Platz 14 – aus dem Tabellenkeller wegkommen möchte, erklärt uns der seit 2020 dort tätige Trainer Urs Keser (44) aus Schwörstadt.

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Urs, es wird Frühling. Die Sonne scheint, die Temperaturen steigen und in der Ferne drohen dunkle Wolken. Der Abstieg könnte am Ende der Saison bittere Realität werden?

Soweit möchte ich gar nicht denken, aber die Lage ist ernst und das sollte jedem im Team und drum herum klar sein. Mir ist wichtig, dass wir die Fehler der Vorrunde nicht wiederholen. Da sind wir nach einer guten Vorbereitung wohl etwas blauäugig in die Saison gestartet. Das 4:6 gegen den FC Schlüchttal und das 2:7 beim TuS Stetten waren die Quittung. Dazu gesellten sich erhebliche Verletzungssorgen im Kader.

Wie soll der Ligaverbleib konkret gelingen?

Mit dem Engagement in der Vorbereitung bin ich zufrieden. Ich habe den Eindruck, dass jeder weiß, um was es nun geht. Zum Auftakt haben wir drei richtige Bretter vor der Brust. Dem Nachholspiel beim FC Schlüchttal folgen Heimspiele gegen den TuS Stetten und die SG Mettingen/Krenkingen. Da sind Kampf und Wille gefragt, um die nötigen Punkte zu holen.

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Vielleicht kommt es ja gar nicht so schlimm, und es steigen wie 2023 nur zwei Clubs ab?

Das ist alles Spekulation, an der ich mich nicht beteiligen möchte. Wir haben die Qualität, einen Platz – zumindest im unteren – Mittelfeld zu erreichen und die dazu nötigen Punkte zu holen. Aber wir wissen, dass wir uns strecken müssen, denn es bleiben ja nur 15 Spiele.

Was macht Ihnen Hoffnung?

Die gute Trainingsbeteiligung und das Engagement der Spieler in der Vorbereitung.

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Und was bereitet Ihnen Sorgen?

Ach, ich denke da positiv. Anlass zur Sorge sehe ich im Moment nicht. Aber was in drei oder vier Wochen ist, werden wir sehen.

Wie sind die Testspiele gelaufen?

Ganz gut, aber ich will diese Spiele – gerade von den Ergebnissen her auch mit der Erfahrung der Sommervorbereitung – nicht überbewerten. Unterm Strich lief es für uns nach Plan.

Also reichen Qualität und Quantität im Kader?

Davon bin ich überzeugt, sonst könnte ich einpacken. Abgesehen von Jan Steininger, der noch an seinem Knöchelbruch laboriert, sind alle Mann an Bord. Auch Steven Bertolotti wird nach seiner Schulterverletzung demnächst wieder langsam mit Lauftraining einsteigen. Allerdings verabschiedet sich Toni Santoro noch für drei, vier Wochen in den Urlaub. Sollten wir personell dennoch Probleme bekommen, schauen wir, dass wir zu Spieltagen den einen oder anderen Spieler von den A-Junioren dazu bekommen. Aber ich bin guter Dinge.

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Welchen Eindruck machen die Neuzugänge?

Aus Italien kam der 19-jährige Domenico Mangapia. Er hat sich gut eingeführt und mittlerweile auch die Spielfreigabe. Sommer-Neuzugang Alexander Herbst ist nicht mehr im Kader – aus beruflichen Gründen. Kian Andree und Julian Reichle, beide im Sommer von den A-Junioren aufgerückt, machen aktuell und die nächsten Wochen Abi. Hier müssen wir schauen, dass wir den Spagat zwischen Lernstress und sportlichen Betätigungen gut organisiert bekommen. Und Johannes Baumgartner kann hoffentlich beschwerdefrei in der Rückrunde aufspielen, um uns im Offensiv- wie Defensivspiel mehr Optionen zu geben. Im Sommer hat das zeitweise schon gut ausgesehen. Doch im Verlauf der Vorrunde hatte er oft mit Knieproblemen zu kämpfen.

Abwehrrecke: Leon Dombrowski von der SG FC Wehr/Brennet ist für Trainer Urs Keser einer zweikampfstärksten Spieler der Bezirksliga.
Abwehrrecke: Leon Dombrowski von der SG FC Wehr/Brennet ist für Trainer Urs Keser einer zweikampfstärksten Spieler der Bezirksliga. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Wer soll im Abstiegskampf die Tore schießen und die Abwehr zusammen halten?

Einen Knipser der uns 15 Buden garantiert, haben wir halt nicht. Das heißt, wir müssen das im Kollektiv angehen und jeder ist eingeladen zu treffen. Wenn es läuft, können bei uns viele treffen, wie man beim 8:1 gegen den FC Erzingen mit sechs Torschützen gesehen hat. Aber es muss halt laufen und dass es läuft, dafür bin ich zuständig. Das muss auch ich definitiv besser hinbekommen als in der Vorrunde. In der Abwehr steht in Leon Dombrowski einer der besten Zweikämpfer der Liga. Neben sich hat er gestandene Leute wie Francesco Vardi und Alex Rebis. Das muss uns für die Rückrunde mehr Sicherheit geben.

Selbstkritisch: „Wenn es wider Erwarten nicht läuft, muss auch ich mich hinterfragen“, sagt Trainer Urs Keser von der SG FC ...
Selbstkritisch: „Wenn es wider Erwarten nicht läuft, muss auch ich mich hinterfragen“, sagt Trainer Urs Keser von der SG FC Wehr/Brennet. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Abschließend bleibt die Frage, ob Sie sich – im Fall der Fälle – als Trainer die Kreisliga A vorstellen können?

Mit dieser Frage möchte ich mich eigentlich gar nicht befassen, denn ich bin optimistisch. Stelle ich allerdings fest, dass wir wider Erwarten die vorhandene Qualität nicht auf den Platz bringen, muss auch ich mich hinterfragen. Vorstellen kann ich mir grundsätzlich Vieles. Grundsätzlich steht allerdings der Ligaverbleib an oberster Stelle – kein Spieler und schon gar nicht der Trainer. Überzeugt bin ich davon, dass die SG FC Wehr/Brennet auch in der kommenden Saison in der Bezirksliga spielen wird. Da gehe ich mit meiner Einstellung vorweg und weiß, dass wir das auch packen werden.

Fragen: Matthias Scheibengruber