Fußball: Der FC Pfaffenweiler war die Überraschungsmannschaft der Landesliga-Saison 2024/25. Wie immer kennt der Erfolg viele „Väter“. Aus einer starken Mannschaftsleistung sticht jedoch ein Spieler heraus: Jallow Saja. Von den 76 Treffern des Landesliga-Aufsteigers gehen allein 26 auf das Konto des 35-Jährigen. Zusammen mit dem Stockacher Marius Henkel ist Saja somit der erfolgreichste Torjäger der Liga und hat in Pfaffenweiler vor der Sommerpause noch einiges vor.

Den Vater und zwei Brüder verloren

Jallow Saja stand in seinem Leben selten auf der Sonnenseite. Vor zehn Jahren verließ er seine Heimat Gambia in Westafrika, um in Deutschland bessere Lebensbedingungen zu finden. Schicksalsschläge hatte es in den ersten Jahren seines Lebens einige gegeben. Sein Vater verstarb frühzeitig an einem Herzinfarkt, zwei seiner Brüder an verunreinigtem Wasser. Jallow musste schnell lernen, der Familie zu helfen. Er fand einen Job als Lastwagenfahrer, doch der Lohn reichte nicht weit. Auch deshalb entschied er sich, es in Deutschland zu versuchen. Über Mannheim kam er in den Schwarzwald und sammelte hier erste Fußballerfahrungen. „Ich habe auch in Gambia gespielt, aber das lässt sich nicht vergleichen.“

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Einen ersten väterlichen Freund fand Saja in Trainer Bernhard Stern, der ihm in Oberbaldingen sowie beim FV Donaueschingen die Chance gab, Fußball zu spielen. Es folgte ein kurzer Abstecher zur DJK Villingen, bevor Saja in Pfaffenweiler eine sportliche Heimat fand. „Hier haben mir von der ersten Stunde an alle sehr geholfen, mir einen Job und eine Wohnung bersorgt und mich in die Mannschaft integriert“, sagt der heute in Bad Dürrheim wohnende Saja.

„Hätte es nicht besser als mit Pfaffenweiler treffen können“

Immer wieder erwähnt er dabei drei Namen von Personen, die ihn besonders unterstützt haben: Patrick Anders, Felix Ohlhauser und Giuliano Carlini. „Ich hätte es nicht besser als mit Pfaffenweiler treffen können. Wir haben sportlichen Erfolg und mit den Mitspielern verstehe ich mich prächtig. Sie sind immer da, wenn ich Sorgen habe.“ Saja dankt mit Worten, aber auch mit Toren. „Ich habe in Oberbaldingen einmal 30 Tore in einer Saison geschossen, doch die 26 Treffer in der Landesliga sind deutlich höher zu bewerten“, fügt Saja an, der in einem Kunststoff-Unternehmen in Furtwangen einen Job gefunden hat, der ihm viel Spaß bereitet.

Nach einigen Jahren der Ungewissheit, hat Saja inzwischen ein unbefristetes Bleiberecht in Deutschland. Seine Wurzeln hat der 35-Jährige jedoch nie vergessen. Umso größer war bei ihm die Freude, als er im vergangenen Dezember erstmals wieder nach Gambia fliegen durfte. „Ich konnte es kaum erwarten, meine Mutter und die gesamte Familie wiederzusehen. Zehn Jahre der Trennung hinterlassen ihre Spuren“, so Saja. Wieder zurück in Deutschland startete er mit vielen Eindrücken frisch motiviert in die Arbeit und den Sport.

Nicht nur sportlich wird er geschätzt

Jallow Saja ist beim Landesliga-Vizemeister nicht nur sportlich sehr geschätzt. „Er ist als Mensch etwas schüchtern, aber du kannst dich zu hundert Prozent auf ihn verlassen. Gerne bleibt er nach den Heimspielen noch etwas länger im Clubhaus sitzen, um mit anderen zu plaudern und die deutsche Sprache noch besser zu lernen“, sagt Patrick Anders. Sportlich wünscht er sich von dem Torjäger, dass er etwas egoistischer wird: „Jallow spielt in guten Situationen manchmal noch zu oft ab, statt selbst den Abschluss zu suchen.“

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Sajas Mitspieler akzeptieren es, dass er wegen des Schichtdiensts nur alle zwei Wochen im Training ist. „Ich mache in den Wochen, in denen ich Spätdienst habe, immer eine kleines Privattraining. Ich fühle mich fit und habe mir sportlich kein Alterslimit gesetzt. So lange ich gesund bin, möchte ich für Pfaffenweiler spielen und die gegnerischen Abwehrspieler stressen.“

Gebraucht wird Saja beim FC Pfaffenweiler schon am Samstag, wenn das erste Aufstiegsspiel zur Verbandsliga gegen Laufenburg ansteht. Geht es nach dem 35-Jährigen, dann wird seine Mannschaft die Saison mit dem erneuten Aufstieg krönen. „Ich habe die Gegner Laufenburg und Mörsch noch nie gesehen. Unsere Trainer werden uns mit Sicherheit gut vorbereiten. Es gibt überhaupt keinen Grund, daran zu zweifeln, dass wir beide Spiele gewinnen können“, fügt Saja an. Er persönlich habe sein sportlich bestes Jahr hinter sich und möchte das in den zwei Partien toppen. Eigene Treffer sind dabei fest eingeplant. Gelingt es ihm, wäre er erneut einer der Väter des Erfolgs.