Fußball, Landesliga: Die Landesliga geht mit klarer Struktur ins Jahr 2024. An der Spitze dominiert der Zweikampf der beiden Singener Nachbarn, bei denen das Transferkarussell in der Winterpause Dimensionen angenommen hat, die neu sind in der Liga.

Doch da mischt noch die SG Dettingen-Dingelsdorf mit, fast eine Art Gegenentwurf zu den beiden Rivalen aus Singen. Von Rang vier (VfR Stockach) bis zu Platz acht (SC Gottmadingen-Bietingen) erstreckt sich das Mittelfeld mit Teams, die wohl oben nicht mehr eingreifen können, die Runde aber ohne Abstiegssorgen beenden dürften.

Das könnte Sie auch interessieren

Zur zweiten Tabellenhälfte, mit Blick auf die möglichen Absteiger aus der Verbandsliga die Zone der abstiegsgefährdeten Clubs, klafft dann schon eine Lücke.

Bereits am 9. März kommt es zum Gipfelduell und Nachbarschaftsderby, wenn der ESV Südstern Singen den Tabellenführer TSV Singen begrüßt.

Zuvor allerdings gilt es für den ambitionierten Aufsteiger aus Singen aber noch, beim Überraschungsteam der Hinrunde, der SG Dettingen-Dingelsdorf, den zweiten Rang, fast so etwas wie das Minimalziel der Singener auf dem Weg zurück in die Verbandsliga, in der man letztmals in der Saison 90/91 spielte, zu erobern.

Türkischer SV Singen

Meisterschaftskandidat Nummer eins ist und bleibt der TSV – da sind sich alle Landesligatrainer einig. Nicht ohne Grund steht das Team von Ex-Profi Ali Günes an der Spitze. Doch der ehemalige Spieler des SC Freiburg bremst die Erwartungen: „Wir haben noch 14 Endspiele vor uns, da ist alles offen. Als Tabellenführer ist es noch mal schwerer, weil dich jeder schlagen möchte.“

„Wir haben noch 14 Endspiele vor uns, da ist alles offen“, weiß Ali Günes, Trainer des Türk. SV Singen.
„Wir haben noch 14 Endspiele vor uns, da ist alles offen“, weiß Ali Günes, Trainer des Türk. SV Singen. | Bild: Jürgen Rössler

Die Tatsache, dass die engsten Verfolger nur noch 13 Spiele zu absolvieren haben, lässt die Ausgangslage der Singener in ihrem zweiten Landesligajahr noch komfortabler erscheinen. Ansonsten kann Günes auf einen breiten, sehr gut bestückten Kader bauen, der für die Rückrunde mit Alessandro Fiore Tapia, Atakan Koyuncuoglu und Yahya Zidan an Qualität gewonnen hat.

Vor allem die Defensive scheint reif für den Schritt in die Verbandsliga. Und auch wenn der Nachbar Südstern gerne am TSV vorbeiziehen würde und dafür auch mächtig auf dem Transfermarkt tätig war, so rechnet Günes nicht mit einem Zweikampf: „David D‘Incau macht eine sehr gute Arbeit und ich denke, dass die SG Dettingen-Dingelsdorf bis zum Schluss oben mitspielen wird.“

SG Dettingen-Dingelsdorf

Am Samstag wird Günes sicherlich der SG die Daumen drücken. Ist auch SG-Coach David D‘Incau der Meinung, dass seine Elf auch ohne die spektakulären und sicher aufwändigen Transfers der Konkurrenten schon zur Landesligaspitze zählt, am Ende gar der „lachende Dritte“ im Titelrennen sein könnte?

„Das weiß ich nicht. Das kann ich nicht objektiv beurteilen. Aber sicherlich ist es schwerer, sich auf diesem Niveau zu bestätigen. Aber wir werden alles uns Mögliche tun, um die gute Hinrunde zu wiederholen!“

„Wir werden alles uns Mögliche tun, um die gute Hinrunde zu wiederholen“, verspricht David D´Incau, Trainer der SG ...
„Wir werden alles uns Mögliche tun, um die gute Hinrunde zu wiederholen“, verspricht David D´Incau, Trainer der SG Dettingen-Dingelsdorf. | Bild: Jürgen Rössler

Zudem kennt er die Qualität der Konkurrenz, mit der er – wie viele andere – in der kommenden Landesligarunde nicht mehr rechnet: „Ich traue beiden Singener Mannschaften absolut den Aufstieg zu.

Beide Mannschaften haben so viel Qualität in ihrem Kader und sind auch in der Breite gut aufgestellt. Es wäre vermessen, ihnen den Aufstieg nicht zuzutrauen.“

ESV Südstern Singen

Mit der Breite und auch der Spitze wird es beim ESV Südstern Singen in den ersten Spielen des Jahres nicht ganz so gut aussehen, hatte das letzte Spiel des Jahres 2023, die 2:4-Heimniederlage gegen den FC Königsfeld, Nachwirkungen.

ESV-Torjäger Cheick Oumar Coulibaly erhielt nach einem Foulspiel die Rote Karte und wurde für sechs Spiele gesperrt, Regisseur Nedzad Plavci und Torhüter Mergim Haziri wurden für Beleidigungen nach dem Schlusspfiff für jeweils drei Spiele gesperrt.

„Selbstverständlich bleibt der Aufstieg das Ziel“, betont Südstern-Coach Vice Barjasic.
„Selbstverständlich bleibt der Aufstieg das Ziel“, betont Südstern-Coach Vice Barjasic. | Bild: Jürgen Rössler

„Ein bisschen arg übertrieben, aber es ist halt so“, nimmt ESV-Coach die Urteile hin – eine Einschätzung, die übrigens auch sein damaliger Gegenüber, Königsfelds Trainer Patrick Fosse, teilt.

Zwar war der ESV Südstern in der Winterpause auf dem Transfermarkt so aktiv wie kein anderer Club, doch der vom FC Öhningen gekommene Fabian Bader fällt wegen Kreuzbandrisses aus und Enver Djelili hat noch keine Spielberechtigung.

Und dann solch ein Auftaktprogramm: Zunächst zum Tabellenzweiten, dann gegen den Tabellenführer. „Selbstverständlich bleibt der Aufstieg das Ziel“, betont Südstern-Coach Vice Barjasic, auch wenn ihm Sperren, Verletzungen und geplatzte Transfers das Leben schwer machen.

„Trotzdem ist die Stimmung top und durch all die Schwierigkeiten sieht es aus, als würde es die Jungs noch mehr zusammenschweißen.“

VfR Stockach

Phasenweise stand der VfR in der Hinrunde an der Spitze, die Elf von Trainer Ertan Tasdemirci überwinterte letztlich auf Rang vier. Sieht sich Stockach eher als Verfolger oder im etablierten Mittelfeld?

„Wir sehen uns nicht als Verfolger! Wir wollen uns weiterentwickeln und versuchen eine ähnliche Rückrunde zu spielen wie die Vorrunde, dann wären wir zufrieden“, ahnt Tasdemirci, was sich an der Spitze abspielen wird: „Platz eins ist für mich vergeben! Wenn man die Qualität und die Breite des Kaders des TSV Singen sieht, dann denke ich, dass sie sich das nicht mehr nehmen lassen.“

„Wir sehen uns nicht als Verfolger“, erklärt Ertan Tasdemirci, Trainer des VfR Stockach.
„Wir sehen uns nicht als Verfolger“, erklärt Ertan Tasdemirci, Trainer des VfR Stockach. | Bild: Peter Pisa

Auf Platz zwei erwartet er den zweiten Singener Club. „Alles andere wäre für mich eine Überraschung!“ Seine Elf sieht er aber auch einem guten Weg: „Die Entwicklung des Kaders ist gut. Wir bauen eigene Spieler aus dem Verein ein und wir haben dieses Jahr eine eingespielte Mannschaft.“

FC 09 Überlingen

In der Anfangsphase der Saison schien es, als entwickle sich an der Spitze kein Zweikampf der Singener Teams, sondern der Nachbarn VfR Stockach und FC Überlingen. Wie schon im Vorjahr legte Überlingen einen beeindruckenden Start hin, war am siebten Spieltag Tabellenführer.

Den Titelanwärter TSV Singen schlug die Elf von Trainer-Routinier Michael Krause sogar auf dessen Platz und erst am zehnten Spieltag gab es die erste Niederlage. Aber der Trend hielt nicht ganz, so dass der FC Überlingen auf Rang fünf überwinterte.

„Wir wollen so schnell wie möglich die ominösen 40 Punkte holen“, so Überlingen-Trainer Michael Krause.
„Wir wollen so schnell wie möglich die ominösen 40 Punkte holen“, so Überlingen-Trainer Michael Krause. | Bild: Fischer, Eugen

Mit der Vorbereitung war Krause keineswegs zufrieden, denn Verletzungen und Krankheiten bremsten ihn und sein Team: „Es lief sehr zäh!“, so der Überlinger Trainer, der aber betont aber: „Da müssen wir durch. Jammern hilft da ja nicht und den anderen ging es wohl auch nicht anders.“

Zum ganz vorne eingreifen wird es wohl nicht reichen, so dass Krause als Ziel definiert: „Wir wollen so schnell wie möglich die ominösen 40 Punkte holen!“

SC Gottmadingen-Bietingen

Mit dem SC endet nicht nur die vordere Tabellenhälfte, sondern auch das Mittelfeld. Coach Ronny Warnick sieht zwar in der unteren Tabellenhälfte Teams wie den Hegauer FV und den FC Radolfzell, die sich noch, wenn sie Potenzial abrufen, hochspielen könnten, dennoch möchte er sich in diesem Tabellenbereich festsetzen.

„Wir streben auch diese Saison wieder einen einstelligen Tabellenplatz an“, so Warnick. „Dazu wollen wir schnellstmöglich die 40 Punkte knacken!“

„Wir streben auch diese Saison wieder einen einstelligen Tabellenplatz an“, so SC-Coach Ronny Warnick.
„Wir streben auch diese Saison wieder einen einstelligen Tabellenplatz an“, so SC-Coach Ronny Warnick. | Bild: Peter Pisa

Er kann nun wieder auf einige Langzeitverletzte zurückgreifen und personell setzt man beim SC auf Konstanz – lediglich im Tor gab es einen Tausch mit Südstern, für Alain Abaz, der nach Singen ging, kam von dort Niko Stärk.

Hegauer FV

Ein schwerer Start steht dem HFV bevor, denn am Sonntag geht es gleich zum Türkischen SV Singen. Doch dieses Gastspiel ist für das Team von Trainer Javier Martin ein Match, in dem man als Außenseiter nichts zu verlieren hat.

Mittelfristig wünscht sich Martin natürlich eine Entspannung der Lage: „Unser Ziel für die Rückrunde ist es, bei einem einstelligen Tabellenplatz zu bleiben und nicht in die Abstiegszone zu rutschen!“

„Wir haben einiges gegenüber dem Start im Sommer verändert“, so Javier Martin, Trainer des Hegauer FV.
„Wir haben einiges gegenüber dem Start im Sommer verändert“, so Javier Martin, Trainer des Hegauer FV. | Bild: juergen roessler

Doch der HFV-Coach hat – wie wohl alle Trainer in der hinteren Tabellenhälfte – auch die Verbandsliga im Auge und ahnt daher: „Das wird nicht einfach bei der Anzahl der möglichen Absteiger.“

Denn man muss in dieser Runde durchaus mit vier Absteigern rechnen. Hoffnung gibt ihm aber die Vorbereitung: „Bis auf die Fastnachtswoche war das ganz ordentlich. Wir hatten einige Ausfälle durch Krankheit und Urlaub, aber die Jungs, die da waren, haben gut trainiert und sind zum größten Teil in Form.

Wir haben einiges gegenüber dem Start im Sommer verändert und ich sehe eine gute Entwicklung in der Mannschaft!“

FC 03 Radolfzell

Radolfzell hatte man vor der Saison durchaus zugetraut, mit den beiden Teams aus Singen mithalten zu können. Doch es lief anders. Dem Abrutschen in der Tabelle folgte der Trainerwechsel, für den ehemaligen Nationalspieler Oliver Sorg sitzt nun Philip Weidmann auf der Trainerbank und ihm zur Seite steht der langjährige FCR-Coach Steffen Kautzmann.

Und Weidmann weiß: „Die Hinrunde ist ganz und gar nicht zufriedenstellend verlaufen. Nicht umsonst stehen wir aktuell da, wo wir uns mit einem Blick auf die Tabelle befinden. Gründe gibt es sicher eine ganze Menge, sich darüber auszulassen bringt jedoch nichts, so dass nur der Blick nach vorne zählt.“

„Nur der Blick nach vorne zählt“, weiß Sorg-Nachfolger Philipp Weidmann.
„Nur der Blick nach vorne zählt“, weiß Sorg-Nachfolger Philipp Weidmann. | Bild: privat/Widmann

In der Rückrunde kann er wieder auf einige genesene Langzeitverletzte wie etwa den erfahrenen Stürmer Robin Niedhardt bauen, sodass er nach der Vorbereitung hofft: „Wir erwarten in der Rückrunde einiges von uns.

Nach der harten Arbeit der letzten Wochen ist das im ersten Schritt die Umsetzung unserer klaren Spielidee, die wir in den letzten Vorbereitungsspielen Stück für Stück umsetzen konnten.“

SV Denkingen

In der vergangenen Saison startete der SVD furios, stand zeitweise sogar an der Spitze und hielt sich fast die komplette Runde in der oberen Tabellenhälfte auf. In dieser Runde fast das Gegenstück: Nach vier Spieltagen war das Team von SVD-Trainer Jürgen Reichle Vorletzter und es hielt sich vorwiegend in der unteren Tabellenhälfte auf.

Nur zwei Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz waren in der Winterpause keineswegs ein Ruhekissen. Und dabei halten die Linzgauer zumeist gut mit, ernten Lob von den Gegnern. „Wir haben trotz bester Chancen viel zu wenig geknipst. Aber so ist Fußball – am Ende zählen Tore und die damit verbundenen Punkte!“, so der SVD-Coach.

„Am Ende zählen Tore und die damit verbundenen Punkte!“, so der SVD-Coach Jürgen Reichle.
„Am Ende zählen Tore und die damit verbundenen Punkte!“, so der SVD-Coach Jürgen Reichle. | Bild: privat

Nun hofft er, zeitig in sicheres Fahrwasser zu kommen, denn neben dem Klassenerhalt gibt es auch langfristige Ziele. In der Entwicklung des Kaders heißt es seit Jahren in Denkingen „Integration und Entwicklung von Spielern der eigenen Jugend oder der zweiten Mannschaft“ (Reichle).

Hier gab es auch positive Überraschungen. Es konnten sich Spieler Plätze in der Mannschaft erkämpfen, welche letztes Jahr noch nicht im Bereich der ersten Elf waren.

FC Öhningen-Gaienhofen

„Für uns kann es nur ein einziges Ziel geben und das ist der Klassenerhalt!“, so Markus Schoch, Trainer beim Aufsteiger FC Öhningen-Gaienhofen. Eigentlich hatte man dem Bezirksligameister 2023 eine ähnliche Rolle zugetraut wie Mitaufsteiger Südstern Singen, dann aber sackte das Höri-Team auf den vorletzten Rang ab.

Aufstiegstrainer Toni Fiore Tapia verließ den Club und nach und nach kehrte unter Schoch dann wieder etwas mehr Ruhe ein.

„Wir haben die Winterpause noch einmal genutzt, um die Kaderstruktur zu erneuern“, erklärt Markus Schoch.
„Wir haben die Winterpause noch einmal genutzt, um die Kaderstruktur zu erneuern“, erklärt Markus Schoch. | Bild: Witt, Jürgen

Daher blickt er zuversichtlich auf die weiteren Spiele: „Wir haben die Winterpause noch einmal genutzt, um die Kaderstruktur zu erneuern und sind davon überzeugt, dass wir in der Rückrunde über ein harmonisches Kollektiv die nötigen Punkte holen können.“

SpVgg F.A.L.

Einst waren die Linzgauer fest verankert im Spitzendrittel der Liga, nun aber heißt das Ziel Klassenerhalt. Nicht überraschend daher das Hinrundenfazit und die Folgerung daraus von F.A.L.-Coach Philip Schinn: „Wir brauchen nach der schlechten Hinrunde jeden einzelnen Punkt.

Wir haben zu viele knappe Spiele verloren und hatten eine sehr lange Durststrecke. Diese negative Erfahrung war sowohl für die Spieler als auch für uns Trainer etwas Neues.“

„Wir brauchen nach der schlechten Hinrunde jeden einzelnen Punkt“, weiß Philip Schinn.
„Wir brauchen nach der schlechten Hinrunde jeden einzelnen Punkt“, weiß Philip Schinn. | Bild: Julian Widmann

Doch schon die aufsteigende Formkurve gegen Ende der Hinrunde ist ein Grund für Zuversicht. Und auch die Vorbereitung lief gut, das Wetter spielte mit. Am Sonntag steht gleich ein wichtiges Match beim Tabellennachbarn FC Öhningen-Gaienhofen an.

FV Walbertsweiler-Rengetsweiler

Auch wenn die Lage diesmal nicht ganz so trostlos ist wie im Vorjahr, die Sorgen bleiben, denn in dieser Runde ist es unwahrscheinlich, dass sich der Vorletzte retten kann.

„Natürlich geht es für uns wieder nur um den Klassenerhalt. Dieser wird aufgrund der möglichen Absteiger aus der Verbandsliga noch schwieriger zu erreichen sein“, sagt Trainer Torsten Ruddies.

„Natürlich geht es für uns wieder nur um den Klassenerhalt“, sagt Torsten Ruddies.
„Natürlich geht es für uns wieder nur um den Klassenerhalt“, sagt Torsten Ruddies. | Bild: Fischer, Eugen

Doch wie im Vorjahr so scheint man beim FV auch diesmal in der Rückrunde besser zu punkten. Denn die beiden vor der Winterpause ausgetragenen Rückrundenspiele bescherten dem FV sechs Punkte, weshalb auch Ruddies Zuversicht ausstrahlt: „Die Tendenz stimmt. Wir werden versuchen, schnellstmöglich unseren Rhythmus wiederzufinden. Wenn uns das gelingt, bin ich zuversichtlich, dass wir die Klasse halten können.“