Fußball, Kreisliga B: 19 Tore in fünf Spielen, genauer gesagt in 359 Einsatzminuten! So richtig kann es Tim Brutscher selbst nicht glauben, was er bisher für eine starke Saison spielt.
„So eine Quote hatte ich noch nie. Es wäre natürlich herrlich, wenn ich sie annähernd halten könnte“, sagt der 18 Jahre alte Angreifer des Kreisliga-B-Teams TSV Überlingen/Ried, der also aktuell alle 19 Minuten trifft.
Tim Brutscher, ein lockerer Typ
Wobei er sich darüber gar nicht viele Gedanken macht. Einfach mit den Kumpels Fußball spielen – und eben ganz nebenbei noch jede Menge Tore schießen. Tim Brutscher ist ein überaus lockerer Typ. Das wird schnell klar beim Termin mit dem SÜDKURIER.
Nervosität beim ersten richtigen Pressegespräch? Nicht mit diesem jungen Mann, der erst seit dieser Spielzeit für die Aktiven des TSV spielt – wobei er als A-Jugendspieler gegen Ende der vergangenen Runde schon einige Male ausgeholfen hatte. „Die Integration von jungen Spielern läuft bei uns mega. Das hat es mir sehr einfach gemacht, im Herrenbereich schnell Fuß zu fassen“, sagt Brutscher.
31 Tore in der A-Jugend
Ein Offensivspieler war er schon immer, eigentlich auch ein Neuner, auch wenn Tim Brutscher eine Saison lang als Rechtsverteidiger aushelfen musste. „Ich war nie ein schlechter Kicker, aber das mit dem Toreschießen kam erst so richtig in der A-Jugend. Da hat es irgendwie Klick gemacht“, erzählt er.

In der Tat: Im ersten A-Jugendjahr waren es 18 Treffer, im zweiten dann schon 31. „Die 18 zu knacken, das hatte ich mir damals schon ganz klar vorgenommen.“ Das Beachtliche daran: Tim Brutscher sicherte sich Platz eins in der Torjägerliste mit 13 Treffern Vorsprung – und spielte zudem in einer Mannschaft, die den Klassenerhalt in der A-Junioren-Landesliga verpasst hat.
Abstieg im vergangenen Jahr – nun ein Aufstieg?
„Ich kann mir das immer noch nicht erklären, warum wir da abgestiegen sind“, sagt Brutscher. Umso größer ist nun der Ansporn, am Ende dieser Saison mit seiner Mannschaft einen Grund zum Feiern zu haben. „Wir wollen in die Kreisliga A. Das ist der Anspruch von jedem Spieler in unserer Mannschaft.“ Und Brutscher schiebt auch noch hinterher: „Nicht über die Relegation. Die Meisterschaft ist das klare Ziel.“
Für den 1,90 Meter großen Rechtsfuß wäre es etwas ganz Besonderes, mit dem TSV Überlingen/Ried diesen Erfolg feiern zu dürfen. Und das aus mehreren Gründen. Schließlich ist der TSV Brutschers Heimatverein. Im Bambini-Alter fing er mit dem Fußballspielen da an, wo er aufwuchs, wo er sich auch heute noch pudelwohl fühlt.
Bruder Patrick ist sein Teamkollege
Und dann ist er ja auch nicht das einzige Familienmitglied, das in die A-Klasse möchte: Sein zwei Jahre ältererer Bruder Patrick, der aktuell aufgrund eines Auslandssemesters nicht in Deutschland lebt, steigt bald wieder bei Überlingen/Ried ein.
Und am Seitenrand fiebert Papa Günther mit, der seine beiden Söhne in der Jugend jeweils trainiert hatte. „Er schaut jedes Spiel an, aber auch meine Mutter ist fußballbegeistert. Wir sind einfach Überlinger durch und durch“, sagt Tim Brutscher, der sich in Sachen Meisterschaft gute Chancen ausrechnet. „Mit dem FC Böhringen und dem TV Konstanz, die beide den Aufstieg im Sommer geschafft haben, sind die zwei stärksten Konkurrenten weggefallen.“
Duell gegen die DJK Konstanz
Einfach wird es dennoch nicht – schließlich ist der TSV Überlingen/Ried nicht gut in die Saison gestartet, hatte nach zwei Spieltagen nur einen Punkt. Wobei das genau die beiden Duelle waren, in denen Tim Brutscher noch fehlte. „Wir haben eine richtig gute Mannschaft. Wenn wir unser Können abliefern, sollte es reichen“, sagt er.
Eine richtungsweisende Partie steht an diesem Wochenende an, denn am Sonntag ist die DJK Konstanz zu Gast beim TSV. „Ich glaube, dass die DJK unser stärkster Konkurrent ist. Das wird ein wichtiges Spiel.“ Wenn Tim Brutscher seine Quote hält, sollten vier weitere Treffer hinzukommen.
„Machen muss man die Dinger trotzdem“
„Ich bin ja auch nur der Vollstrecker in den meisten Situationen und musste schon ein paar Mal einfach nur den Fuß hinhalten, weil mich meine Mitspieler perfekt bedienen“, sagt Brutscher. Wobei nach kurzer Denkpause dann doch noch raus muss: „Klar, machen muss man die Dinger dann trotzdem erstmal.“
Aber bleibt Tim Brutscher überhaupt beim TSV Überlingen/Ried? „Ich fange bald mein Studium in Konstanz an, kann also weiter zuhause wohnen“, erklärt er. Im April 2024 geht es los, angewandte Informatik will er studieren.
Und wie viele Saisontore sollen es eigentlich werden? „Darüber mache ich mir keine Gedanken“, sagt Brutscher. Warum denn auch, wenn es so gut wie derzeit läuft. „Aber den ersten Platz in der Torjägerliste möchte ich natürlich schon verteidigen.“ Mit dieser Quote dürfte das ja das kleinste Problem werden, schließlich ist dieser junge Mann eine richtige Tormaschine!