Segeln: Die 73. Auflage der Nachtlangstrecken-Regatta Rund Um, veranstaltet vom Lindauer Segler-Club (LSC), sollte eine ganz besondere werden – geprägt von teils stürmischem, ausgesprochen böigen Winden und jeder Menge Regen. So erreichten von knapp 270 gemeldeten Booten in diesem Jahr lediglich 96 wieder das Ziel vor Lindau.

Viele Teilnehmer mussten aufgeben mit Materialschäden, Wassereinbruch in den Schiffen, oder weil sie keine größeren Schäden an ihren Yachten riskieren wollten. Gewonnen hat schließlich der Katamaran „All you Need“, die frühere Skinfit, die der Bregenzer Seriensieger Fritz Trippolt an die Lindauerin Gloria Mang verkauft hatte. Damit sind die Pläne der Geschäftsfrau aufgegangen. Sie hatte im Vorfeld der Regatta angekündigt, als erste Frau die Rund Um gewinnen zu wollen. Gloria Mang hatte als Steuerfrau und Eignerin für die Regatta gemeldet und ist daher laut Reglement in einer gesegelten Zeit von 3 Stunden, 53 Minuten und 28 Sekunden Siegerin der 73. Rund Um. „Ich habe das Boot die ganze Zeit gesteuert, die Bedingungen waren wirklich extrem, wir hatten mit schlechter Sicht und hohen Wellen zu kämpfen“, erzählt Steuermann Fritz Trippolt.

„Die Rund Um war hart dieses Jahr, aber mit meiner fünfköpfigen tollen Crew lief es gut“
Günter Scheck, 86-jähriger Rund-Um-Teilnehmer
Bild 1: 73. Rund Um – ein Härtetest der extremen Art
Bild: Waibel, Markus

Im vergangen Jahr hatte Trippolt mit dem 20 Jahre alten Katamaran „Skinfit“ die Rund Um in 3 Stunden, 44 Minuten und 40 Sekunden bei optimalen Wetterbedingungen gewonnen. Aus der Startgruppe 0, die bereits um 16 Uhr gemeinsam mit Startgruppe 1 gestartet war, kam außer der „All you Need“ kein schneller Kat-Racer ins Ziel. Zweiter wurde Wolfgang Palm (Yachtclub Langenargen), der mit seiner schnellen Einrumpfyacht „Wild Lady“ in Startgruppe 1 angetreten war und nach 5 Stunden, 16 Minuten und 57 Sekunden ins Ziel gekommen war. Dritter wurde Dieter Christ mit „Painkiller“ (Segelclub Unteruhldingen) mit 6 Stunden, 58 Minuten, und 49 Sekunden. Nach 7 Stunden, 54 Minuten und 53 Sekunden kam erschöpft, aber zufrieden der 86-jährige Skipper Günter Scheck mit seiner „MaxiMumm“ als elftes Schiff ins Ziel. „Die Rund Um war hart dieses Jahr, aber mit meiner fünfköpfigen tollen Crew lief es gut“, so Scheck. Der Senior will auch weiter an Regatten teilnehmen. Das letzte Boot mit Skipperin Lisa Kurz vom Akademischen Segelclub Konstanz kam nach 12 Stunden, 17 Minuten und 34 Minuten ins Ziel vor Lindau.

Nicht nur für alle Teilnehmer war diese Rund Um eine besondere Herausforderung. Auch die mehr als 100 ehrenamtlichen Helfer des LSC hatten mit den Unbillen des Wetters zu kämpfen: Etliche mussten bei Temperaturen unter zehn Grad stundenlang auf Bojenbooten ausharren, Zieleinläufe notieren oder die Startlinie auf- und abfahren. Von den ursprünglich 270 gemeldeten teilnehmenden Booten waren auf Grund der Wetterprognosen viele gar nicht an den Start gegangen oder hatten die Regatta frühzeitig aufgegeben. Darunter auch die Jugend des LSC, die mit der 113 Jahre alten 8mR-Yacht Bayern angetreten war. Die Mannschaft wollte die alte Dame nicht überstrapazieren. Etliche Bootsführer hatten mit massiven Wassermengen in den Booten zu kämpfen, oder mussten mit zerrissenen Segeln wieder in ihre Heimathäfen zurück. Verletzt wurde aber glücklicherweise niemand.

Größtenteils ins Wasser fielen allerdings die Lindauer Seglertage am Seehafen und vor dem Lindauer Seglerclub. Viele Musikgruppen konnten wegen des Regens nicht spielen – und draußen sitzen war bei permanentem Dauerregen natürlich auch kaum möglich. Viele Segelbegeisterte nutzen daher die Möglichkeit, die Rund Um via Stream und Liveticker vom Trockenen aus verfolgen zu können.