Herr Melchert, nach Paul Kaletsch verlässt nun mit Fabian Wiederstein, der zurück zu seinem Ex-Verein HBW Balingen-Weilstetten in die 1. Bundesliga wechselt, ein weiterer absoluter Leistungsträger die HSG Konstanz. Droht im Sommer der große Ausverkauf?

(lacht) Nein, der droht nicht. Bis auf einen Spieler, mit dem ich aktuell im Gespräch bin, sind alle anderen Stammspieler auch nächste Saison an Bord und haben gültige Verträge.

Dennoch reißt der Verlust von zwei der drei besten Torschützen eine Lücke in den Kader. Wie wollen Sie diese füllen?

Wir versuchen, wie immer, qualitativ guten Ersatz zu bekommen. Ich befinde mich gerade in einigen guten Gesprächen, habe aber noch keine Zusage. Daher kann ich keine Namen nennen. Wenn diese Spieler kommen, dann haben wir qualitativ guten Ersatz. Wenn nicht, dann müssen wir weiterschauen.

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Ihnen ist also nicht bange?

Mir ist noch nie bange gewesen. Auch nicht, als wir 2015 einen noch größeren Umbruch hatten. Damals haben uns mit Matthias Faißt & Co. sieben Spieler verlassen oder aufgehört, darunter fünf Stammspieler. In der Saison danach sind wir aufgestiegen. Das zeigt: Das Leben geht weiter. Und wir haben immer vernünftigen Ersatz bekommen.

Andre Melchert.
Andre Melchert. | Bild: Peter Pisa

Ist ein Grund für die Abgänge auch die Situation der HSG Konstanz, die Ungewissheit, in welcher Liga man im kommenden Jahr spielt?

Das ist mit der Hauptgrund. Wir schauen immer: Wer passt zu unserem Spiel, wie ist es finanziell machbar? Wir schwimmen ja nicht im Geld, andere Vereine sind da weitaus finanzstärker. So suchen wir uns Jungs heraus, die etwas erreichen und den nächsten Schritt machen wollen. Dabei sind wir eine gute Anlaufstelle geworden, auch dank Spielern, die sich bei uns gut entwickelt haben. Wie eben Fabian Wiederstein oder Paul Kaletsch.

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Was überwiegt bei Ihnen: der Stolz, dass es so viele von der HSG bis ganz nach oben schaffen, oder der Ärger darüber, dass Ihnen die Besten immer weggeschnappt werden?

Natürlich macht es einen stolz, vor allem unserem Trainer Daniel Eblen ist es nicht hoch genug anzurechnen, dass er die Spieler immer besser macht. Dass diese dann gehen, ist im Sport halt normal, wenn man nicht der finanzstärkste Verein ist. Wobei man dazu sagen muss, dass Fabian Wiederstein und Paul Kaletsch nicht wegen des Geldes nach Balingen und Zürich gehen. Der eine will sich den Traum erfüllen, in der Ersten Liga zu spielen, der andere steigt in der Schweiz ins Berufsleben ein. Spieler, die nur wegen des Geldes wechseln, sind vielleicht auch nicht die richtigen für uns.

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Sie halten also weiter am Konstanzer Weg fest und setzen auf junge entwicklungsfähige Spieler statt auf Profis?

Ja, es bleibt uns doch gar nichts anderes übrig. Außer es kommt ein Mäzen oder Sponsor, der uns mit Geld zuschüttet. Wir gehen den Weg weiter und wollen uns dabei jeden Tag verbessern. Als ich als Sportlicher Leiter angefangen habe, haben wir Spieler aus der Südbadenliga geholt, jetzt kommen viele qualitativ bessere aus der 2. oder 3. Liga. Das ist ein großer Fortschritt für uns und für den Weg, den wir gehen.