Fußball: Dass der Fußball in Deutschland von den Männern dominiert wird, dürfte jedem bewusst sein. Die Gesprächsthemen aus dieser Sportart drehen sich derzeit um den gefühlt ewigen Wechselpoker von Robert Lewandowski, den baldigen Bundesligaauftakt oder die umstrittene Winter-WM in Katar. Dass gerade die Fußball-EM der Frauen stattfindet, gerät manchmal in den Hintergrund – trotz des großen Erfolgs. Mit drei Siegen in der Gruppenphase zog die deutsche Nationalmannschaft ins Achtelfinale und trifft am heutigen Donnerstag (21.00 Uhr/ARD) auf Österreich.
Ganz besonders aufmerksam verfolgt wird das Event von der Fußballerinnen der Region. „Ich habe bislang alle Deutschlandspiele gesehen und schaue auch gerne die anderen Favoriten an“, zeigt sich Anna Gebhardt, Kapitänin der C-Juniorinnen des SC Konstanz-Wollmatingen, begeistert von der Europameisterschaft. Die 15-Jährige sieht die Veranstaltung auch als gute Werbung für den Frauenfußball. „Ich denke, dass sich die gute Leistung der Deutschen herumsprechen wird und dadurch auch mehr Mädels motiviert werden, zu kicken.“

Ganz besonders angetan ist Anna Gebhardt, die beim Männerfußball vor allem den SC Freiburg anfeuert, von Alexandra Popp. „Sie ist auch Spielführerin und muss daher sehr viel Verantwortung übernehmen.“ Den deutschen Frauen traut sie im Verlaufe des Turniers noch einiges zu. „Ich bin davon überzeugt, dass das Team weiterhin Erfolg haben wird.“
Doch nicht nur für die Nationalmannschaft läuft es derzeit rund. Auch Anna Gebhardt und die gesamte Frauen-Abteilung des SC Konstanz-Wollmatingen haben derzeit viel Spaß am Fußball. Annas Vater Christian Gebhardt, der als Abteilungsleiter der Mädchen und Frauen zuständig ist, erzählt: „Die C-Juniorinnen wurden in der abgelaufenen Saison Meister und haben zudem in der vergangenen Woche den Schlossseecup in Salem gewonnen.“ Und auch die D- und B-Juniorinnen als jeweils Zweite der vergangenen Saison können sich sehen lassen. „Allgemein kann man sagen, dass wir in letzter Zeit einen enormen Zulauf an jungen Spielerinnen bekommen haben. Die Entwicklung zu sehen, macht einfach einen riesigen Spaß und ist auch der Schlüssel zum Erfolg.“
Auch bei der Frauenmannschaft des SV Litzelstetten ist die Hoffnung groß, dass die Fußball-EM positive Auswirkungen auf die Entwicklung des Frauenfußballs hat. „Ich hoffe stark, dass die EM mehr Mädels zum Fußballspielen animiert“, sagt Lara Thompson, Spielerin und Betreuerin der Landesligamannschaft des SV Litzelstetten, zeigt sich aber auch besorgt: „Es passiert immer häufiger, dass Spielgemeinschaften gebildet werden müssen.“
Vor allem in der Jugend konstatiert Thompson, die auch als F-Jugendtrainerin des SV Litzelstetten tätig ist, einen deutlichen Spielermangel. „Früher hatten wir auch in der Jugend Mädels-Mannschaften. Das ist aber leider nicht mehr möglich.“ Trotzdem sieht die 23-jährige mit Blick auf die Fußball-EM Fortschritte: „Ich habe das Gefühl, dass das Turnier von der Gesellschaft mehr wahrgenommen wird als noch in der Vergangenheit.“
Jessica Roth, Spielerin und Vorstandsmitglied der FSG Zizenhausen, sieht beim Fußballspielen keinen Unterscheid zwischen den Geschlechtern. „Wieso sollte Frauenfußball nicht auch wertgeschätzt werden? Der Fußball ist genau so attraktiv für Mädels.“ Vor allem eines ist der 23-Jährigen, die mit der FSG Zizenhausen in der Kreisliga (A) aufläuft, besonders wichtig: „Es muss einfach so sein, dass Frauenfußball im Allgemeinen ernster genommen wird.“ Dies sei die Grundvoraussetzung, damit überhaupt mehr Frauenmannschaften in der Region entstehen, so Roth weiter. Die Fußball-EM sieht Jessica Roth auch ein Stück weit als Türöffner. „Frauenfußball hat eine größere Aufmerksamkeit verdient. Die Europameisterschaft bietet sich hierfür an.“