Meike, mit der zweiten Mannschaft des 1. FC Köln sind Sie vor Kurzem in die 2. Bundesliga aufgestiegen und wurden als beste Regionalliga-Torschützin ausgezeichnet. Die perfekte Saison?

Wenn mir das jemand vor der Saison angeboten hätte, ich hätte sofort unterschrieben. Dass ich die Torjägerkanone holen würde, habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Ja, das war schon eine richtig gute Saison für mich.

Bild 1: So denkt eine Profispielerin aus Hilzingen über Geschlechtergleichheit im Fußball
Bild: Verein

33 Tore in 27 Spielen – Ihre Bilanz liest sich wie ein Empfehlungsschreiben für die erste Mannschaft des 1. FC Köln in der Bundesliga. Ihr großes Ziel?

Früher war die Bundesliga ein Traum für mich. Und den habe ich mir schon erfüllt mit 33 Erstliga-Einsätzen. Jetzt bin ich wieder in der 2. Liga, wo ich unbedingt hin wollte. Mehr muss ehrlich gesagt auch gar nicht sein, wenn ich an meine Zukunft denke.

An die Zeit nach dem Fußball?

Ja. Ich kann in der 2. Liga besser zweigleisig fahren. In der Bundesliga wird tagsüber trainiert, in der zweiten Mannschaft abends. Das lässt sich mit meinem Job in der Personalabteilung einer großen Firma besser vereinbaren. Es ist eine ganz einfache Rechnung: Als Frauenfußballerin verdient man auch ganz oben nicht gut genug, um ausreichend vorzusorgen für die Zeit danach.

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Ein gutes Stichwort. Im Vorfeld der Frauen-EM wird kontrovers über Geschlechtergleichheit im Fußball diskutiert – auch über Equal Pay, die gleiche Bezahlung für Männer und Frauen, was in den USA bei den Nationalmannschaften bereits Realität ist. Verdienen Frauen hierzulande in diesem Sport zu wenig?

Ich finde es grundsätzlich gut, wenn an der absoluten Spitze finanzielle Gleichheit herrscht. Gleiche Prämien bei den Nationalmannschaften – das wäre fair. Und es wäre natürlich hilfreich, wenn Frauen in den Spitzenligen mehr verdienen würden. Fußballerinnen haben den gleichen Aufwand wie ihre männlichen Kollegen, eigentlich sogar noch einen größeren, da sie meist noch Jobs nebenher haben, um abgesichert zu sein und um einen kleinen Puffer für die Zukunft zu haben. Ich weiß aber auch, dass der finanzielle Spielraum im Frauenfußball kleiner ist als bei den Männern.

Weil das mediale Interesse kleiner ist?

Ja. Das fängt schon bei den Zuschauerzahlen an. Selbst in der Bundesliga sind manchmal nur ein paar hundert Zuschauer im Stadion. Das grenzt die Vermarktungsmöglichkeiten ein und beschränkt die finanziellen Mittel. Es ist unrealistisch, da gleiche Gehälter einfordern zu wollen.

Braucht der Frauenfußball also mehr Aufmerksamkeit?

Auf jeden Fall. Da gibt es auch schon gute Ansätze. Beim 1. FC Köln macht unsere Medienabteilung mächtig Dampf, was sich bemerkbar macht. Und die Spiele der Frauen in großen Stadien, wie das in der Champions League von Bayern München in der Allianz-Arena vor 14 000 Zuschauern, erhöhen die Attraktivität des Frauenfußballs. Je größer das Stadion, desto besser die Wahrnehmung dessen, was auf dem Rasen passiert. Man sieht: Wenn Anreize gesetzt werden, funktioniert es.

In England muss jeder Erstliga-Club auch eine Frauenmannschaft stellen. Eine Quote als probates Mittel?

Ich finde schon. Der Frauenfußball braucht große Namen, um attraktiv zu sein. Insofern ist es aus meiner Sicht eine gute Idee.

Was denken Sie angesichts der astronomisch hohen Summen bei manchen Transfers im Männerfußball?

Da denke ich mir, dass es vielleicht gar nicht schlecht ist, dass wir Frauen im Fußball weniger verdienen. Das macht das Ganze ein Stück weit menschlicher.

Am Mittwoch startet die Frauen-EM in England. Was trauen Sie dem DFB-Team zu?

In den vergangenen Jahren war Deutschland ja nicht mehr so erfolgreich. Aber ich glaube, dass das aktuelle Team eine gute Mischung aus erfahrenen Spielerinnen und jungen Talenten hat. Ganz vorne sehe ich Deutschland nicht – als Geheimfavorit vielleicht?

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Wie groß ist die Vorfreude bei Ihnen?

Die ist schon da. Ich werde mich sicher einige Spiele anschauen. Aber die Euphorie ist nicht so groß, dass ich für ein Spiel nach England reisen würde.

Und wenn die Männer spielen würden?

...würde ich mehr Spiele anschauen. Da bin ich ehrlich: Für mich ist Männerfußball schon noch attraktiver. Ich gehe auch gerne zu den Männern des 1. FC Köln. Wenn es geht, bin ich im Stadion dabei. Das ist Gänsehaut pur!

In der Region wurde zuletzt über Fans bei Amateur-Männerspielen diskutiert, die mit Rufen wie „die Nummer soundso ist eine Frau“ gegnerische Spieler schmähen wollten. Ihre Meinung?

Was für eine unnötige Aussage! Hohe Intelligenz scheint da nicht im Spiel zu sein. Wenn das Wort „Frau“ für Schwäche steht, hat das nichts auf dem Fußballplatz zu suchen. Schon gar nicht in den unteren Ligen. Da werden auch bei den Männern nicht immer Höchstleistungen geboten.

Sie haben lange beim Oberligisten Hegauer FV gespielt. Gehen Sie manchmal noch ins Stadion, wenn Sie in der alten Heimat sind?

Wenn ich hier bin und der Hegauer FV ein Heimspiel hat, schaue ich mir das gerne an. Auch beim FC Hilzingen, bei dem ich mit dem Fußball angefangen habe, gehe ich gerne auf den Platz und rede mit den Leuten. Den Kontakt zur Heimat zu halten, ist mir wichtig.