Auf einer Insel entwickeln sich die Dinge oft anders als auf dem Festland – so auch auf der Reichenau.

So gibt es auf der Insel Reichenau 1300 Jahren nach der sagenumwobenen Klostergründung nicht nur Gemüse und Wein, sondern auch mehr Feiertage. Und die sozialen Kontakte sind hier etwas enger. Aber was hat das mit Fußball zu tun? Viel!

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Denn während anderswo die Hauptaufgabe von Trainern und Teammanagern im Halbjahresrhythmus darin besteht, Gespräche mit abwanderungswilligen Spielern oder mit möglichen Neuzugängen zu führen, geht es beim Bezirksligisten SG Reichenau/Waldsiedlung entspannter zu.

Und während bei anderen Clubs Trainer kommen und gehen, setzt man bei der SG Reichenau/R.-Waldsiedlung auch auf der Trainerbank auf Kontinuität.

Blum wechselt nach 15 Jahren

Vor 15 Jahren übernahm Rolf Blum das Team als Schlusslicht der Kreisliga B, und er hat die Insel-Elf über die Jahre in die Bezirksliga geführt und dort seit 2016 fest etabliert.

Blum, selbst Reichenauer, sammelte als Spieler Erfahrung beim FC Singen 04 in der Ober- und beim FC Konstanz in der Landes- und Verbandsliga, arbeitete mit Trainern wie Jörg Goldmann oder Manuel Klökler zusammen, ehe es ihn wieder zurück auf die Insel zog.

Zuletzt aber hatte der 46-Jährige erkannt: „Es war gefühlt an der Zeit, den Ball oder das Kommando zu übergeben. Und ich glaube, ich habe das an einen würdigen Nachfolger übergeben. Die Zeit war reif.“

Große Fußstapfen für den neuen Coach

Sein Traineramt übernahm Simon Weltin, wie Blum ein echter Reichenauer. Hier drängt sich nicht nur wegen der Dauer von Blums Engagement, fast ein Vergleich zum Bundesligisten SC Freiburg auf.

Denn wie beim Wechsel von Christian Streich zu Julian Schuster, so erscheinen auch nach der Ära Blum die Fußstapfen für einen Nachfolger groß.

„Ja, das kann man schon so sagen!“, bestätigt Weltin, der aber – auch hier eine Parallele zu den Breisgauern – in den vergangenen Jahren zunehmend in die Trainingsplanung eingebunden wurde und daher auch erkennt: „So konnte ich gut in die Aufgabe reinwachsen!“

Der Auftakt ist mit zwei Siegen geglückt. Wie stets kann auch Weltin auf einen festen Stamm – vorwiegend „Ur-Reichenauer“ – bauen, personelle Umbrüche finden kaum statt, die Mannschaft ist fast eher eine Clique, die Hierarchien sind flach.

Wie zum Beweis deutet Weltin, der von der Jugend bis zu den Aktiven stets für die SG spielte, nach dem 3:2-Sieg bei der SG DJK Konstanz/KN-Egg auf Linus Sydow hin: „Der Siegtorschütze ist von der A-Jugend hochgekommen. Es war sein erstes Pflichtspiel bei den Aktiven und ihm gelingt gleich das Siegtor!“

SG setzt auf Altbewährtes

Gelegentlich kommt, etwa durch Studenten, ein wenig frischer Wind rein, aber der Kern der Mannschaft ist schon seit Jugendzeiten zusammen. Dies erleichtert Weltin seinen Trainerjob, wie er betont: „Es ist natürlich leichter, eine gut geführte, harmonische Mannschaft zu übernehmen.“

Und Rolf Blum, nun als sportlicher Leiter weiter in der Verantwortung beim Team von der Insel, weiß, welche Aufgabe sein Nachfolger hat: „Altbewährtes übernehmen und neue Impulse setzen!“

Aber er hat bereits erkannt: „Simon ist schon der etwas modernere Trainer.“ Das Rundenlaufen vor dem Training scheint der Vergangenheit anzugehören.

Doch hier hakt Blum ein: „Ich habe mich da kritikfähig gezeigt und statt dem Rundenlaufen gab es Passübungen!“, ergänzt er lachend.