Wenn sich die Fußballfans am Bodensee an die guten, alten Zeiten erinnern, dann fällt irgendwann ganz bestimmt ein Name: Heiko Hildebeutel. Der gebürtige Hamburger spielte zu deren Hochzeiten für die DJK Konstanz und den FC Konstanz sowie später für den SC Pfullendorf. Am Mittwoch, 4. Juni 2025, wird der einstige Mittelfeldregisseur 75. Mit dem Fußball hat er zwar abgeschlossen, dennoch blickt er gerne zurück auf Episoden seines bewegten Lebens.
Die Jugend auf St. Pauli
Auch nach vielen Jahrzehnten am Bodensee ist Hildebeutels norddeutscher Einschlag noch zu hören. Es ist ihm wichtig zu betonen, dass er „Sankt-Paulianer“ ist. Die Jugend in dem verruchten Vergnügungsviertel sei toll gewesen.
„Ich bin genau hinter der Davidwache groß geworden und habe im Star-Club die Beatles gesehen. Die Mutter eines Schulfreundes hat dort Karten verkauft. Wir mussten nie was zahlen, aber um Punkt 22 Uhr ist das Licht angegangen. Mitten im Lied mussten die Bands aufhören zu spielen, dann war eine halbe Stunde Pause und die Kellner haben uns Unter-16-Jährige vor die Tür gesetzt.“
In der Kneipe mit Pal Csernai
Als Hildebeutel auf dem Sprung zu den Aktiven ist, verlässt er den FC St. Pauli, der damals in der zweitklassigen Regionalliga Nord spielt. „Ich habe keinen Vertrag für die erste Mannschaft bekommen“, sagt er. „Ich sollte in der Zweiten spielen und aushelfen, wenn ich gebraucht werde.“ Da kam der Anruf aus dem Karlsruher Stadtteil-Verein Knielingen gerade recht.
„Ich war 19 Jahre alt und konnte mir ein sehr gutes Zubrot neben meiner Arbeit als Buchdrucker verdienen“, sagt Hildebeutel. „Der Trainer dort war ein Ungar, der mit dem späteren Bayern-Trainer Pal Csernai befreundet war. Csernai hat mich und meine Freundin einmal in ein Lokal in Heidelberg eingeladen und mich für meinen linken Fuß gelobt. Das war eine große Auszeichnung.“
Die Ankunft am Bodensee
Dass dieser linke Fuß ein ganz besonderer ist, spricht sich schnell herum. Bruno Armuzzi, der Mäzen der DJK Konstanz, will Hildebeutel unbedingt in seinem Team haben. „Er rief an und fragte mich: Was bekommen Sie in Knielingen? Ich zahle Ihnen das Doppelte“, sagt Hildebeutel, der nach einem Jahr von Nord- nach Südbaden wechselt.

„Karlsruhe war damals eine tote Stadt, eine Beamtenstadt, da konntest du abends nichts unternehmen. Meine Freundin ist nach Hamburg zurück und ich habe gesagt: Ich gehe ein Jahr nach Konstanz, das Geld nehme ich mit“, erinnert er sich. Die Frau hat er nicht mehr, er selbst ist aber noch immer am Bodensee.
Die Zeit im Linzgau
Ende der 1970er-Jahre wechselt Hildebeutel zum SC Pfullendorf. „Ich wurde zum Kapitän gewählt und im ersten Jahr sind wir in die Oberliga aufgestiegen. Auf der Meisterfeier sagte mir Manager Hans-Hermann Krane aber, dass ich gehen müsse. Sie hatten einen Spielertrainer verpflichtet, der auf der gleichen Position spielen wollte wie ich. Ich war komplett geschockt“, sagt Hildebeutel.
Eine späte Versöhnung erlebt er Jahre danach bei einem Stadionbesuch zu Pfullendorfer Drittligazeiten. „Ich saß als Zuschauer auf den Rängen, als es einen Freistoß in vielversprechender Position gab. Da sind Teile der Tribüne aufgestanden, haben geklatscht und meinen Namen gerufen. Weil sie wussten, dass das meine Entfernung gewesen wäre. Da hatte ich Tränen in den Augen.“
Sprüche und Standards
Fast ebenso berühmt wie sein linker Fuß sind die Sprüche des großartigen Fußballers. Hildebeutel wird bei Fans und Mitspielern für seine Standardsituationen geliebt, von den Gegnern gefürchtet.
An eine Partie beim FC 08 Villingen erinnert er sich besonders. „Im Tor stand bei denen Martin Huschke. Wir haben uns gut verstanden und kannten uns aus der Auswahl“, sagt der Konstanzer.
„In dem Spiel haben wir früh zwei Freistöße aus fast identischer Position bekommen. Nachdem ich den ersten zum 1:0 verwandelt hatte, habe ich ihm vor dem zweiten zugerufen: Falls du den Ball suchst, der ist gleich hinter dir! Und tatsächlich schlug er zum 2:0 im Netz ein. Am Ende haben wir 4:2 gewonnen.“
Die Derbys gegen Villingen, den Offenburger FV oder den FC Singen 04 finden zu jener Zeit nicht selten vor 4000 bis 5000 Zuschauern statt. „Heute kommt ja keine Sau mehr“, sagt Heiko Hildebeutel, dessen Name fest dazu gehört zu dieser guten, alten Fußballzeit am Bodensee.