Handball, 2. Bundesliga: Wann platzt der Knoten? Wann wird der Bock umgestoßen? Oder anders herum: Wann dürfen die Handballer der HSG Konstanz nach einem Spiel mal jubeln: Schwein oder mehr Glück als Verstand gehabt! Zu gerne würde man ein bekanntes Sprichwort umwandeln können: Abendstund hat Gold im Mund.

Noch nicht, noch geht alles seinen gewohnten Gang. 25:28 gegen den ASV Hamm-Westfalen. Auch diese Niederlage hinterlässt bei Trainer Vitor Baricelli und seinen Spielern das besonders bittere Gefühl, dass man hätte etwas Zählbares mitnehmen können. Doch so steht nach einem Abend der Absurditäten auf der Habenseite weiter die Null.

Tabea Brunk-Scherer (Mitte), Teamleitung Marketing, war für den SÜDKURIER vor Ort und überreichte die Gewinne.
Tabea Brunk-Scherer (Mitte), Teamleitung Marketing, war für den SÜDKURIER vor Ort und überreichte die Gewinne. | Bild: Peter Pisa

Hamm reist mit einer Rumpftruppe an. Zehn Spieler fehlen und nach zwölf Minuten kommt noch ein weiterer Ausfall dazu, weil Julius Meyer-Siebert in doppeltem Sinne Rot sieht. Erst schickt er Felix Sproß beim Sprungwurf auf die Bretter, wofür er von den Schiedsrichterinnen Katharina Heinz und Sonja Leonhardt die Rote Karte sieht. 6:4 steht es zu diesem Zeitpunkt für die HSG und eigentlich müsste es ein Vorteil sein, wenn der Top-Torschütze des Gegners vom Feld fliegt. Nicht so beim Aufsteiger. Der hält zwar bis zum 10:8 eine Zwei-Tore-Führung, doch schwache fünf Minuten genügen den Gästen, um vier Tore in Folge zu erzielen und mit einem Tor Vorsprung in die Halbzeit zu gehen (11:12).

Spielverderber Katsigiannis

Nach der Pause treiben es die HSG-Akteure auf die Spitze. Im Hammer Tor schwingt sich der 42-jährige Aushilfstorwart Nikolas Katsigiannis, genannt die Katze, zum Spielverderber auf und pariert mehrfach großartig, doch die Konstanzer bleiben bis 15:15 dabei und sind auch beim 16:17 noch nicht verloren. Dann nehmen die Dinge eben einen absurden Lauf. Tor Lukas Köder, aber der Ball soll vorher im Seitenaus gewesen sein, Gegenzug 16:18. Luca Schwormstede an die Latte, 16:19. Ballverlust, 16:20. Technischer Fehler, 16:21. Lars Michelberger an die Latte, 16:22. Veit Schlafmann an die Latte, 16:23. Selbst der SÜDKURIER-Berichterstatter ist von der Rolle. Es sind natürlich nicht 20 Minuten ohne HSG-Tore, wie er glaubt, sondern nur 15. Nur?

Dramatik in der Schlussphase

Es wäre nicht die HSG Konstanz, wenn sie nicht noch einen aus der Abteilung Dramatik draufsetzen könnte. Als in der 53. Minute Schlafmann den Ball zum 17:23 ins Netz wirft, jubeln die HSG-Fans mit der Euphorie desjenigen, der endlich etwas Positives erlebt, aber weiß, dass es am schlechten Ausgang des Ganzen nichts mehr ändern wird. Nur drei Minuten später, nach dem fünften Konstanzer Tor in Serie, hört sich der Jubel anders an, laut, frenetisch, hoffnungsschwanger, dass doch noch ein Punkt drin sein könnte. 21:23, 24:26 – und dann doch die 25:28-Niederlage. Typisch HSG Konstanz.

Aufgegeben wird nicht

Typisch aber auch, dass die Spieler nie aufgeben. Dass sie, wie es im Sport heißt, ihr Herz auf der Platte lassen. Deswegen müssen die Zuschauerzahlen hoch bleiben. Ein Widerspruch? Nein, wer will beim ersten Sieg nicht dabei sein? Wenn der Knoten platzt, wenn der Bock umgestoßen wird und Abendstund Gold im Mund hat, dann wird das nicht die Wende im Abstiegskampf sein. Aber ein verdammt gutes Gefühl geben, auf dem Feld und auf den Rängen.