Handball, 2. Aufstiegsspiel zur 2. Bundesliga: HSG Konstanz – Eintracht Hildesheim 34:30 (17:13). – Die HSG Konstanz ist zurück in der 2. Handball-Bundesliga. Nach einem hoch intensiven Spiel wird Eintracht Hildesheim mit vier Toren Unterschied besiegt und damit die Drei-Tore-Hinspielniederlage wettgemacht. Wie so oft haben die Bodensee-Handballer ihren Fans in der ausverkauften Schänzlehalle erneut einen Schocker hingelegt – mit dem besseren Ende.

Die HSG Konstanz und Aufstiegsspiele, da war doch was. Exakt, 28. Mai 2022. Das Hinspiel in Wilhelmshaven hatte die HSG mit fünf Toren Vorsprung gewonnen, doch zwei Minuten vor Ende in der Schänzlehalle lagen sie mit sieben Toren im Rückstand. Wegen der Auswärtstore-Regelung brauchten sie noch drei Treffer und sie schafften diese mit einem verwandelten Siebenmeter in der Schlusssekunde. Mehr Drama geht nicht.
Geht nicht? Die HSG Konstanz liegt gegen Hildesheim schnell 0:3 zurück. Macht nach der Niederlage mit drei Toren Unterschied auswärts in der Addition sechs Tore Rückstand. Das war‘s. Oder? 1:4, 2:5, 3:6, weiter klare Führung für Hildesheim. Doch allmählich legen die Spieler von Trainer Jörg Lützelberger alles ab, was man unter den Begriffen Zittern, Unwohlsein, Angst versteht. In der 14. Minute ist es Fynn Beckmann, der mit seinem Tor zum 7:7 erstmals wieder für Gleichstand in der Schänzlehalle sorgt.
Hildesheim wehrt sich mit hartem Abwehrspiel. 8:10, aber die HSG ist jetzt voll drin im Spiel. Nach 21 Minuten steht es 11:11 und wenig später steht auf der Anzeigetafel mit 12:11 die erste Konstanzer Führung. Einmal gleichen die Gäste noch zum 12:12 aus, danach sind die Blaugelben nicht mehr zu halten. Samuel Wendel, Lukas Köder, Michel Stotz und zweimal Fynn Beckmann sorgen für ein 17:12, zur Halbzeit ist die HSG beim 17:13 mit vier Treffern vorne, das wäre der Aufstieg.
In Hälfte zwei legen die Gastgeber einen Schnellstart hin. Ruckzuck steht es 20:13. Und? Beim 23:17 sind es noch sechs Tore Vorsprung, beim 26:21 noch fünf, beim 27:23 noch vier. Längst hat sich der Wahnsinn in die Schänzlehalle eingeschlichen, der sich da offensichtlich wohlfühlt. Als noch zehn Minuten zu spielen sind, hat Hildesheim tatsächlich auf 25:27 verkürzt und wäre nun Zweitbundesligist.
Doch Hildesheim ist nicht Konstanz und die Schänzlehölle nicht die Volksbank-Arena. Jörg Lützelberger nimmt eine Auszeit, danach treffen Sebastian Hutecek und Samuel Wendel, schon ist die Konstanzer Welt wieder himmelblau. Erst recht, nachdem Fynn Beckmann und Felix Sproß auf 31:25 erhöhen und nur noch fünfeinhalb Minuten zu spielen sind. Alles paletti? Nicht bei der HSG, nicht in einem Aufstiegsspiel. Binnen zwei Minuten verkürzen die Niedersachsen, nur noch 31:28. Jetzt benötigt Hildesheim wieder nur noch einen weiteren Treffer.
Doch der fällt nicht. Hinten der großartige Torwart Janis Boieck, der schon in der 17. Minute für Konstantin Poltrum aufs Feld kam, Sproß und zweimal der überragende Beckmann sorgen dafür, dass es am Ende 34:30 steht.
Aufstieg! Grenzenloser Jubel auf dem Parkett und auf den Rängen! Und einer steht weinend auf dem blauen Feld: Fynn Beckmann hat elf Tore geworfen, ist praktisch über Eintracht Hildesheim hergefallen wie ein Tornado, doch jetzt ist er komplett überwältigt und wird von allen HSG-Akteuren in den Griff genommen. Trainer Jörg Lützelberger, Luis Plymford Foege und Co-Trainer Vitor Baricelli erdrücken ihn fast. Felix Sproß reißt ihm sinnbildlich den Kopf vom Hals und Samuel Wendel schraubt ihn wieder fest. Es war Beckmanns letztes Spiel für die HSG Konstanz, im zarten Alter von 29 Jahren, vollendet am 12. Juni, verlässt er den aktiven Handballsport und widmet sich der beruflichen Zukunft. Was für ein Abschied, grandios!
HSG Konstanz: Poltrum (3 Paraden bis 17. Minute), Boieck (11 Paraden ab 17. Minute); Stotz (2), Czakó, Michelberger (1), Sproß (4), Erifopoulos, Schlafmann, Hutecek (2), Knipp, Beckmann (11), Wendel (4), Fenyö (1), Ingenpaß, Köder (9/3). – Zuschauer: 1700.